Der Zerfall der Gemeinschaft

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Konzentriert betrachtete Elerína den Boden zu ihren Füßen.

Nachdem sowohl Frodo als auch Boromir nicht in der Nähe des Ufers gefunden worden waren, hatten sich die übrigen Gefährten aufgeteilt, um sie zu suchen. Aragorn, Legolas und Gimli hatten sich auf den Weg zur Spitze des Amon Hen gemacht, während Merry und Pippin zusammen den Wald durchsuchen wollten. Sam war der einzige, der in Ufer-Nähe zurückgeblieben war, für den Fall, dass Frodo oder Boromir wieder zum Lagerplatz zurückkehrten.

Elerína hatte den drei Hobbits eingeschärft sich bedeckt zu halten und zu verstecken, sollten sie irgendetwas hören. Sie selbst war ebenfalls in den Wald aufgebrochen, jedoch in die entgegengesetzte Richtung von Merry und Pippin. Zunächst hatte sie noch versucht etwas zu hören, doch da der Wald still vor ihr lag, hatte sie ihren Blick Richtung Boden gerichtet und versuchte eine Spur von Boromir zu finden.

Sie wusste, dass es so gut wie unmöglich war eine Spur von Frodo zu finden. Hobbits waren dafür zu leichtfüßig unterwegs. Außerdem befürchtete Elerína, dass Frodo den Ring aufgezogen haben könnte. Noch spürte sie zwar nichts von der beklemmenden Kälte, die sie immer spürte, wenn der Ring aktiv war, allerdings konnte es auch gut sein, dass sie einfach zu weit weg war.

Sie hielt inne, als der Boden unter ihr seltsam aufgewühlt aussah und ging in die Hocke. Ein schwerer Stiefelabdruck hatte sich in den weichen Waldboden gegraben und sie erkannte sofort, dass dieser zu Boromir gehören musste.

Nachdenklich richtete Elerína sich wieder auf und setzte ihren Weg fort. Zumindest war sie nun einem ihrer Gefährten auf der Spur.

Vor ihr erhob sich plötzlich ein riesiger Steinkopf, der einst zu einer großen Statue gehört haben musste. Sie vermutete, dass sie fast einmal um den Amon Hen herumgewandert war und dies Überreste der Numenorer waren. Elerína umrundete die Überreste der Statue und hielt erneut inne. Sie hatte Boromir gefunden.

Der große Krieger saß auf dem Boden, die Arme auf die Knie gestützt und sein Schwert lag neben ihm am Boden.

Unsicher was mit ihm los war, zog Elerína den Dolch aus ihrem Stiefelschaft und verbarg ihn in den Falten ihres Umhangs.

„Boromir?", fragte sie vorsichtig und trat langsam näher. „Was ist passiert?"

Der Mann hob den Kopf und sofort bemerkte sie die Tränenspuren in seinem Gesicht und den Ausdruck reiner Verzweiflung in seinen Augen.

„Ich...", setzte Boromir an, konnte aber nicht weiterreden. „Ich... Frodo..."

„Okay, beruhige dich", versuchte Elerína Boromir zu besänftigen. Ihren Dolch ließ sie wieder in ihrem Stiefel verschwinden. Von dem Krieger ging für den Moment keine Gefahr aus. „Und jetzt noch einmal langsam. Was ist mit Frodo?"

„Ich habe versucht ihm den Ring wegzunehmen."

Elerína sog einmal scharf die Luft ein, doch sie war nicht überrascht. Seit sie bemerkt hatte, dass Boromir wortlos verschwunden war, hatte sie befürchtet, dass der Ring ihn endgültig korrumpiert hatte.

„Wo sind Frodo und der Ring jetzt?"

„Ich weiß es nicht", murmelte Boromir und rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. „Frodo hat den Ring aufgezogen und ist verschwunden."

Das ist nicht gut, dachte Elerína. Wenn Uruk-Hais in der Nähe sind, dann könnten sie dadurch auf Frodos Fährte gelockt werden.

Obwohl alles in ihr sie dazu drängte aufzuspringen und den Hobbit zu suchen, musste sie in diesem Fall auf den Rest der Gemeinschaft bauen. Sie selbst musste sich erst einmal um Boromir kümmern.

„Es ist nicht deine Schuld", sagte Elerína leise und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Dieser Ring verkörpert das pure Böse."

„Ja, aber warum bin ich so schwach und lass mich von diesem kleinen Ding einnehmen?"

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