Lothlorien

1.7K 95 7
                                        

Lelyaël schrie ihren Schmerz hinaus und rannte auf die Brücke von Khazad-Dûm zu. Doch bevor sie den Abgrund, in den Gandalf gefallen war, erreichen konnte, wurde sie zurück gerissen. Durch ihren tränenverschleierten Blick konnte sie nicht sehen wer es war, aber es kümmerte sie nicht. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen die Person, doch durch ihren verwundeten Arm, dem Kampf in Balins Grabkammer und der Flucht vor dem Balrog fehlte ihr die Kraft und sie wurde weiter zurück und eine Treppe nach oben getragen. Schließlich gaben ihre Beine nach und Lelyaël wehrte sich nicht länger. Minutenspäter durchbrach ein fahles Licht die Dunkelheit und kurz darauf stolperten die Gefährten aus den Minen hinaus in ein breites schattiges Tal. Nicht bereit noch einen weiteren Schritt zu gehen, ließ Lelyaël sich auf einen Felsen fallen.

Gandalf war fort. Verschlungen von den Schatten Morias und dem Feuer des Balrogs.

Lelyaël konnte noch immer nicht fassen, dass ihr alter Freund so plötzlich tot sein sollte. Warum hatte sie sich nicht lauter gegen den Weg durch die Minen ausgesprochen? Sie hatte doch gewusst, welche Gefahr dort lauerte. Wütend und traurig blinzelte sie die Tränen weg und sah sich um.

Boromir und Gimli stützten sich auf ihre Waffen und sahen verstört ins Leere, die Hobbits hatten sich auf den Boden fallen gelassen und weinten bitterlich. Legolas stand an ihrer Seite und Lelyaël vermutete, dass er sie aus den Minen geholt hatte. Als sich ihre Blicke kreuzten, sah sie ihren eigenen Schmerz in seinen Augen widergespiegelt. Plötzlich richtete er seinen Blick jedoch auf ihren Arm und richtete sich etwas auf. „Das sollte verbunden werden."

Lelyaël sah auf den blutdurchtränkten Ärmel und erst in diesem Moment fiel ihr auf, wie kalt er sich anfühlte.

„Aragorn!", rief der Elbenprinz und der Waldläufer, der das Tor von Moria beobachtet hatte, kam zu ihnen herüber. „Lelyaël ist verwundet."

„Es geht schon", versuchte sie abzuwinken, doch Aragorn ließ nicht mit sich verhandeln, sondern zog den Schnitt in ihrem Ärmel auseinander.

„Wir sollten sofort aufbrechen", meinte er, während er ihre Wunde mit Wasser ausspülte.

„Lass sie einen Moment durchatmen", sagte sie leise und nickte in Richtung der Hobbits, die noch immer völlig aufgelöst waren.

„Die Zeit haben wir nicht. Am wenigsten du", erwiderte Aragorn und Lelyaël folgte seinem Blick auf ihren Arm. Nun wo der Dreck und das Blut fortgewaschen war, konnte man deutlich ein schwarzes Adergeflecht, direkt unter der Haut ausmachen.

„Die Klinge war vergiftet. Wir müssen so schnell wie möglich versuchen ein Heilmittel zu finden", erklärte Aragorn und legte einen Verband an, um zumindest die Blutung zu stoppen.

„Wie viel Zeit habe ich?", wollte Lelyaël mit monotoner Stimme wissen.

„Wenn wir Glück haben, finden wir im Grasland Athelas und ich kann die Vergiftung heilen", meinte der Waldläufer. „Wenn nicht, sollten wir bis zum Abend in den Wäldern von Lothlorien sein und hoffen, dass wir einen Außenposten der Elben finden."

„Dann sollten wir tatsächlich aufbrechen. Athelas wächst in dieser Gegend nicht."

Aragorn nickte bedächtig, sah sie jedoch noch einen Moment fest an. „Ich brauche dir vermutlich nicht zu sagen, dass die Strecke bis zu den Wäldern ein Gewaltmarsch für dich sein wird."

Die Kriegerin nickte leicht. Nun wo die Anspannung der letzten Stunden zumindest zum Teil von ihr fielen, spürte sie die Erschöpfung und wie das Gift ihr mit jeder Minute mehr von ihren Kräften nahm. Würde die Gemeinschaft angegriffen werden, würde Lelyaël sich nicht mehr verteidigen können.

Aragorn erhob sich und ging zu den anderen der Gruppe, um ihnen mitzuteilen, dass sie so schnell wie möglich nach Lothlorien mussten.

Legolas blieb bei Lelyaël und half ihr beim Aufstehen. Er musterte sie kritisch als er bemerkte, dass sie ziemlich blass war und ein wenig zitterte. „Bist du sicher, dass du das schaffst?"

SternengekröntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt