Ein Funken Hoffnung

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Die Dunkelheit brach über Minas Tirith herein und legte sich wie eine schwarze Decke über die Stadt. Elerína bezweifelte, dass sich vor der Schlacht noch einmal ein Sonnenstrahl zeigen würde.

Gandalf stand auf dem Balkon und blickte Richtung Mordor, während Pippin seine neue Rüstung als Wächter der Feste betrachtete. Elerína hatte ihre Haare geöffnet und kämmte durch die langen Strähnen.

„,Es ist so ruhig'", stellte Pippin fest und trat neben den Zauberer.

„,Das ist das tiefe Luftholen vor dem Sprunge'", erklärte Gandalf ihm ruhig.

„,Ich will in keine Schlacht ziehen'", meinte der Hobbit leise. „,Aber auf eine zu warten, der man nicht entgehen kann, ist noch schlimmer. Gibt es noch Hoffnung, Gandalf, für Frodo und Sam?'"

„,Es bestand nie viel Hoffnung. Nur ein Narr konnte hoffen'", antwortete Gandalf.

„Und damit stehen die Chancen nicht besser oder schlechter für Frodo und Sam", warf Elerína ein als sie bemerkte, dass Pippin besorgter dreinschaute. Sie gesellte sich zu den beiden auf den Balkon und legte dem Hobbit eine Hand auf die Schulter. „Frodo kämpft mit jedem Schritt, den er geht, und wir müssen das Gleiche tun."

„,Unser Feind ist bereit'", sagte Gandalf ruhig. „,All seine Kräfte sind versammelt. Nicht nur Orks, sondern auch Menschen, Heerscharen der Haradrim aus dem Süden, Söldner von der Küste. Alle werden sie Mordors Ruf Folge leisten. Das wird das Ende Gondors sein, wie wir es kennen. Hier wird der Hammerschlag am heftigsten niederfallen. Wenn der Feind den Fluss überquert, wenn die Besatzung in Osgiliath fällt, ist diese Stadt hier nicht mehr zu verteidigen.'"

„,Aber wir haben den weißen Zauberer'", meinte Pippin und grinste Gandalf an. „,Das muss doch für irgendwas gut sein.'"

Gandalf runzelte nur die Stirn und schien in Gedanken zu versinken. Elerína wusste, dass es ihm noch nie gefallen hatte, wenn man ihn als Lösung für alle Probleme ansah und sie konnte seine Gefühle verstehen. Auch Elerína wurde, wegen ihrer Kräfte, schon als Allheilmittel zu schwierigen Situationen gerufen. Dass sie jedoch auch ihre Grenzen hatte, konnten oder wollten viele nicht verstehen.

Ein heller, grüner Blitz stieg in der Ferne in den Himmel auf und Elerína tauschte einen besorgten Blick mit Gandalf. Sie beide wussten, dass der Blitz von Minas Morgul stammte, dem Sitz des Hexenkönigs von Angmar, Saurons obersten Diener und Heerführer. Die schwarze Armee war auf dem Vormarsch.

Elerína wandte sich vom Balkon ab. Als ihr Blick dabei über eine flackernde Kerze glitt, explodierte ein greller Schmerz hinter ihrer Stirn. Stöhnend fasste sie sich an den Kopf und versuchte das Pochen zu ignorieren, doch es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Das Licht der Kerzen im Raum wirkte auf einmal unnatürlich hell und zu den Kopfschmerzen gesellte sich ein flaues Gefühl in Elerínas Magen.

„Gandalf", sagte sie leise und alarmiert von Elerínas schwacher Stimme, drehte der Weiße Zauberer sich um. In diesem Moment drehte sich ihr der Magen endgültig um. Blind stürzte die Kriegerin vorwärts zu einer Schüssel und übergab sich in diese.

„Pippin hol sofort einen Eimer mit kaltem Wasser und ein Tuch", befahl Gandal dem Hobbit, während er zu Elerína eilte und ihr sanft eine Hand auf den Rücken legte. Die Kerzen im Raum flackerten und verloschen eine nach der anderen, während Elerína sich weiter übergab. Als sich ihr Körper langsam beruhigte und sie nur noch keuchend über die Schüssel gebeugt dastand, wurde der Raum lediglich von einigen Fackeln draußen vor der Feste erhellt.

Pippin reichte Elerína mit großen Augen ein feuchtes Tuch, mit dem sie sich über das Gesicht fuhr.

„Es ist schon wieder vorbei", seufzte sie leise und wollte sich umdrehen, doch sie merkte, wie ihr sofort schwindlig wurde und hätte Gandalf sie nicht bereits gestützt, wäre Elerína zu Boden gegangen.

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