95. Die Standpauke

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Jasmins POV.:
"Mach das nie wieder." zischte Niall mir zu. Sie waren wütend. Okay. Vielleicht hätte ich an mein Handy gehen sollen. Vielleicht hätte ich mich auch einfach früher bemerkbar machen sollen.
Nun saß ich hier mit den Jungs in der Küche und durfte mir eine Standpauke anhören. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das Ärger von den Eltern bekommt, weil es etwas falsches getan hat. Der Unterschied war nur, dass jetzt 5 Jungs und Paul vor mir saßen und nicht meine Eltern. Gut, dass El, Dani und Perrie in der Stadt shoppen waren, sonst dürfte ich mir von Ihnen auch noch etwas anhören müssen.
"Was hast du dir dabei gedacht?" Niall Klang wütend, allerdings auch etwas besorgt.
"Gar nichts, okay? Überhaupt nichts. Ich brauchte nur frische Luft. Wollte den Kopf frei bekommen! Das ist alles. Nächstes Mal schreibe ich einen Zettel, DAD!" "So redest du nicht mit mir, junge Dame." Warnend hob Niall den Zeigefinger, doch bevor er weiter sprechen konnte brach hinter uns Gelächter aus. Mit offenem Mund drehte wir uns in die Richtung aus der das Gelächter kam. Dort stand Paul und hielt sich vor Lachen den Bauch. "Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich Niall für deinen Vater halten. Eine wirklich witzige Vorstellung." Lachte Paul weiter. Die anderen Affen schienen es genau so witzig zu finden, nur Niall und ich nicht.
"Wenn wir scheiße gebaut haben, dann lachst du nie." stellte Niall fest. "Ausserdem ist das alles andere als witzig." "Also ich finde es sehr amüsant." Meinte Paul.
"Aber eine Sache würde mich schon interessieren. Wo warst du? Dein Versteck muss ziemlich gut gewesen sein, dass die Jungs dich nicht gefunden haben." "Betriebsgeheimnis." zwinkerte ich ihm zu. Er sah ein wenig enttäuscht aus, doch dann lächelte er sofort wieder. Langsam löste sich die Runde auf. Niall entschuldigte sich noch, dass er so schroff war, begründete es jedoch damit, dass er sich fürchterliche Sorgen gemacht hatte. Zum Schluss stand ich alleine in der Küche. Das dachte ich, bis sich jemand hinter mir räusperte. "Willst du auch Tee?" Schreckhaft wie ich war drehte ich mich zu schnell um und stolperte über meine eigenen Füße. Ich Kniff meine Augen zusammen und machte mich innerlich schon auf einen Zusammenstoß mit meinem besten Freund, dem Fußboden bereit. Doch er kam nicht, stattdessen schlangen sich zwei Arme um mich und hielten mich fest.
Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah in ein strahlendes grün. Langsam stellte er mich wieder aufrecht hin, behielt seine Hände jedoch weiterhin an meinen Hüften. Wie erstarrt sahen wir uns in die Augen. Dieser Blickkontakt war elektrisierend. Keiner konnte oder wollte den Blick abwenden.
Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen und mein Atem wurde unregelmäßig. Er machte mich verrückt. Durch ihn verlor ich jegliche Kontrolle über meinen eigenen Körper und ich hasste mich irgendwie dafür.
In seinen Augen konnte ich etwas aufblitzen sehen, leider wusste ich nicht was es war. Allerdings fiel mir auf, dass seine Augen einen leichten Braun Schimmer hatten. Das machte seine Augen ziemlich besonders und ließ meine Schmetterlinge tanzen. Zwar hasste ich mich dafür, aber es war nicht zu ändern. Das einzige was ich tun konnte war, die Gefühle zu unterdrücken. Aber wollte ich das wirklich?!
Eigentlich träumte ich davon mit ihm auf einer großen Wiese zu liegen und Wolken zu beobachten. Egal wie albern es klang, aber das war irgendwie meine Vorstellung von Romantik. Mit dem Jungen, den man liebte Wolken beobachten und sich über deren Formen lustig machen. Verrückt oder?!
Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkt hatte wie nahe wir uns gekommen waren, bis ich einen heißen Atem auf meinen Lippen wahrnahm. Mit großen Augen sah ich Harry an, dessen Blick immer wieder zwischen meinen Augen und Lippen hin und her glitt. Was hatte er vor? Wollte er mich umbringen?
"Jasmin, ich l..." doch weiter kam er nicht, da er unterbrochen wurde. Und zwar von Geschrei, aber keineswegs Geschrei der Jungs. Es war ein Baby. Ein Baby?
"Hilfe! Er hört nicht auf zu schreien." Kreischte ein panischer Niall, der Theo auf dem Arm trug. Harry und ich sprangen gefühlte 10 Meter auseinander. Total unauffällig natürlich. Aber da Niall mit dem kleinen Schreihals beschäftigt war bemerkte er es wohl nicht. Glück im Unglück würde ich sagen.
"Kann man das nicht auschalten?" Beschwerte sich Louis, sichtlich genervt. Hilfesuchend sah Niall mich an.
"Du bist eine Frau. Du musst wissen wie das geht." stellte er klar und drückt mir den kleinen in die Arme. Etwas überfordert hielt ich das kleine Wesen in meinen Armen. Penibel darauf bedacht ihn nicht zu zerbrechen. Ich fand Kinder immer süß, doch wirklich umgehen konnte ich nicht mit Ihnen. Wenn man es extrem ausdrücken wollte, könnte man sagen ich hätte Angst vor ihnen.
"Vielleicht hilft das." flüsterte Harry und drückte mir eine Flasche in die Hand. Natürlich. Er hatte Hunger. Ganz vorsichtig wiegte ich Theo auf einem Arm und gab ihm mit dem anderen die Flasche. Völlig in Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht wie nah Harry mir war, bis ich ein Klicken vernahm. Ein Klicken wie von einem Handy, wenn es ein Foto machte. Erschrocken blickte ich auf und sah einen grinsenden Louis. "Man könnte meinen es wäre euer Kind." kommentierte er das entstandene Foto und hielt es mir stolz vor die Nase.
Er hatte Recht. Ich hielt Theo in meinem linken Arm und hielt ihm mit rechts die Flasche. Mein Blick war auf ihn gerichtet und ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Harry stand schräg rechts hinter mir und lächelte auf Theo und mich herab.
Und in diesem Moment wuchs der Familienwunsch in mir wieder ins unermessliche.
Von Louis war ein schadenfrohes Lachen zu hören, daraufhin folgte ein lauter Knall. Mein Blick glitt durch die Küche und blieb an Louis hängen, der unter Harrys Körper vergraben wurde. Louis versuchte etwas unter seinem Bauch zu schützen. Als Harry nach seinem Arm griff sah ich, dass es ein Handy war. Allerdings wusste ich nicht was daran so schlimm war bis Louis laut "Twittermoment!" Grölte. Augenblicklich wurde mir etwas schwindelig und hätte Niall mich nicht gehalten wäre ich, samt Theo, zu Boden gesunken.
"Geht's dir gut?" Hörte ich Nialls Stimme und nickte.
"Wo sind eigentlich Denise und Greg?" Fragte ich, um ein neues Thema anzuschneiden.
"Ach. Die beiden brauchten mal wieder etwas Zeit für sich. Seit Theo.." weiter hörte ich nicht zu, da meine Gedanken abdrifteten. Hatte ich das richtig verstanden und hatte Louis das Foto wirklich getwittert?! Wenn ja, was würden die Fans davon halten und vor allem das Management. Die Fans würden mich in Fetzen reißen.
"Hörst du überhaupt noch zu?" Fragte Niall und stieß mir in die Seite. "Äh ja klar." Stotterte ich und versuchte Niall ein Lächeln zu schenken.
"Was hab ich denn gesagt?" "Naja, dass Denise und Greg Zeit für sich bräuchten und Theo deswegen hier ist?" Es war mehr eine Frage, als eine richtige Antwort und das bemerkte auch Niall.
"Glückstreffer, aber was kam danach?" Triumphierend grinste er mich an. Er wusste ganz genau, dass ich nicht zugehört hatte. Ertappt sah ich ihn an und verdrehte die Augen. "Okay, du hast gewonnen." Gab ich mich geschlagen. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir beide alleine in der Küche waren. Wo sind denn auf einmal alle hin?!
"Sie fanden unser Gespräch unnötig und haben sich ins Wohnzimmer verzogen." Meinte Niall empört und brachte mich damit zum Grinsen. Er war wirklich ein Spinner.
"Louis hat das Bild wieder raus genommen." Sagte Niall und musterte mich ein wenig besorgt. "Harry hätte ihn sonst umgebracht." "Meinst du es haben schon viele gesehen." Niall zuckte mit den Schultern. "Vermutlich schon. Das Bild ist mit Sicherheit schon auf allen Kanälen weltweit." Sprach er seine Gedanken aus und war nicht gerade hilfreich. "Danke, dass du so ehrlich bist Nialler." Seufzte ich.
"Das hätte ich gerade aber nicht sein sollen, oder?" Er runzelte die Stirn und musterte mich wieder. "Guck mich nicht so an... Theo ist eingeschlafen. Willst du ihn nicht ins Bett bringen?" Niall nickte, nahm mir Theo vorsichtig aus dem Arm und verließ die Küche.
Von irgendwo her hörte ich ein klingelndes Handy. Allerdings konnte ich weder den Klingelton, noch die Richtung zuordnen aus der es kam. Bis Harry plötzlich neben mir stand und mein Handy am Ohr hielt. Moment mal. Mein Handy?
"Ja klar. Sie steht vor mir. Warte ich geb sie dir.. Ja fand ich auch. Bis dann.. Ja klar, Jasmin schickt dir später meine Nummer.. Mach's besser." lachte Harry und reichte mir das Telefon. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
"Halloo?" Fragte ich in den Hörer und musterte Harry skeptisch.
"Heey Jasmin. Alles gut bei dir? Dein Freund ist wirklich sympathisch. Der ist genehmigt." Lachte mein Cousin ins Telefon. Das konnte nicht sein Ernst sein. Dazu fiel mir wirklich nichts ein was ich hätte sagen können, doch das sprechen übernahm David für mich. "Du musst mir unbedingt seine Nummer geben. Der Kerl ist wirklich witzig." "Ääh.." mehr als das brachte ich nicht raus, bis ich meine Sprache endlich wieder fand. "Er ist nicht mein Freund." schrie ich schon fast ins Telefon und erntete dafür nur ein Lachen von der anderen Seite der Leitung. "Das ist nicht witzig." grummelte ich. "Aber du magst ihn." stellte David fest. Dagegen war nichts einzuwenden, also hielt ich lieber die Klappe. "Ich wusste es!" Rief er erfreut und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie er gerade herumtänzelte. "Hör auf damit." brummte ich deswegen in den Hörer. Sofort verstummte das Lachen. "Du kleine Ratte."
"Hast du vielleicht Zeit zu Skypen?" "Für meine Lieblingscousine doch immer, allerdings.." "Du hast keine Lust. Ich versteh schon." seufzte ich. "So ein Quatsch. Ich muss zum Training, aber ich kann dich später anrufen." meinte David sachlich und brachte mich zum Lächeln.
"Danke. Viel Spaß beim Training. Mach die anderen fertig, Großer." Grinste ich. "Mach ich. Bis später, kleine."

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