Kapitel 34 - Bindung ✔️

390 28 11
                                    

Das Mädchen war eine einfache Zivilistin.

Das war so ziemlich das einzige, was ich in den nächsten Minuten, nachdem sie aufgewacht war, von ihr erfahren hatte. Oder viel mehr, was ich mir von ihren panischen Worten zusammenreimen konnte. Denn mit mir sprechen, tat sie nicht wirklich.

Generell verstand ich nicht ganz, wie es zu der Situation gekommen war, in der sie sich zitternd gegen die kalte Wand hinter ihr presste und mich aus großen, angstvollen Augen ansah. Es war genug, um mich meine eigene Probleme vergessen zu lassen, wofür ich sogar zu einem gewissen Grad dankbar war. Doch ein Problem mit einem anderen Problem zu ersetzen schien auch nicht die beste Lösung zu sein.

Da ich in meinem ganzen Leben, abgesehen von Miriam und Senatorin Amidala, noch nie viel Umgang mit Zivilisten gehabt hatte, hatte ich das Mädchen zunächst wie ein Fisch angestarrt, ohne dass ich einen Laut über die Lippen gebracht hatte. Mein Gehirn hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was ich vor mir sah.

Um es kurz zu fassen: ich war mit der Situation komplett überfordert.

"Was zum Kriff", brachte ich schließlich mit ungewöhnlich hoher Stimme hervor und beobachtete, wie das Mädchen plötzlich nach vorne schoss, sich an mir vorbeidrückte und zur anderen Seite des Raums rannte, wo es sich wieder in eine der Ecken verkroch. Lange, dunkle Haare wehten ihr dabei wie eine Fahne hinterher. Auf den ersten Blick konnte sie nicht viel älter als sieben oder acht Jahre alt sein. Doch durch ihre magere Statur, konnte ich dies nicht mit Sicherheit bestimmen.

Einen Moment lang blickte ich ihr nur regungslos hinterher, ehe ich mich mit der Schulter gegen die Wand lehnte und die Augen schloss. "Was zum Kriff..."

Innerlich wies ich mich an, dreimal tief ein und auszuatmen, bevor ich mich wieder richtig mit der Lage befassen würde. Vielleicht war das Mädchen eine einfache Einbildung und würde verschwinden, sobald ich wieder einen klaren Kopf hatte.

Leider war sie allerdings immer noch da, als ich die Augen wieder öffnete. Zudem ertönte nun auch ein unregelmäßige Schluchzen, das aus der Ecke kam, wo das Mädchen Zuflucht gesucht hatte.

Ich runzelte die Stirn und versuchte darüber nachzudenken, was in einer solchen Situation wohl angemessen war.

Das Mädchen war allein und höchstwahrscheinlich verängstigt. Wie der Count sie in die Finger bekommen hatte und ob etwas mit ihrer Familie passiert war waren Fragen, die mir zu allererst in den Sinn kamen. Es waren auch Fragen, mit denen ich mich wohl später beschäftigen musste.

Seufzend stieß ich mich von der Wand ab und machte zögerlich zwei Schritte in die Ecke.

"Nein, nein!", schrie das Mädchen augenblicklich auf und hob schützend ihre dürren Arme, als ob sie erwartete, dass ich sie angreifen und ihr wehtun würde. Durch die Art, wie sie auf dem Boden hockte, sah sie verdammt zerbrechlich und wehrlos aus.

Abrupt hielt ich in meiner Bewegung inne und hob dann langsam die Hände, um zu zeigen, dass ich keine bösen Absichten hegte. Es würde nicht helfen, wenn sie noch panischer werden würde, weil sie glaubte, dass ich sie in die Enge zu treiben versuchte.

"Ich...ich will dir nichts böses", sprach ich und versuchte so sanft und beruhigend wie möglich zu klingen. Es war ein verdammt großer Kontrast dazu, wie ich sonst immer mit meinen Brüdern oder meinen Vorgesetzten sprach und ich war mir nicht sicher, ob ich die Situation richtig anging. Doch eine andere Methode fiel mir auch nicht ein. "Ich möchte dir nur helfen."

"Lügner!", entgegnete das Mädchen mit einer unerwarteten Schärfe in ihrer Stimme, als ob sie voll und ganz an diese Aussage glaubte.

Das war auch keine Antwort, die ich von ihr erwartet hätte. Zwar hatte ich nie viel mit Zivilisten zutun gehabt, allerdings war ich mir doch sicher, dass nicht jedes kleine Mädchen eine Fremde als eine Lügnerin anschuldigen würde.

We Will Remember | Star Wars: The Clone Wars (DEU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt