Kapitel 41 - Vertrauen ✔️

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Es war mitten in der Nacht, als Kenobi und ich Besuch bekamen. Da die Sorge vor dem Urteil über unser Schicksal mich wachgehalten hatte, wurde ich nicht so sehr davon überrascht, wie Kenobi, welcher vor einigen Stunden mit dem Meditieren begonnen hatte. Zumindest glaubte ich, dass er meditierte, er konnte genauso gut dabei eingeschlafen sein. 

Unsere Besucherin kam leise und unangekündigt, sodass, neben den Wachen und mir, keiner sie zu bemerken schien. 

Anfangs konnte ich sie nur als eine Silhouette wahrnehmen, die sich von den Schatten in der Nacht nur wenig abhob und mit den Streichern vor der Zelle durch einige Handzeichen zu kommunizieren schien. 

Anhand der geübten Weise, wie sich ihre Finger streckten und bogen und die Streicher auf dieselbe Weise antworteten, wusste ich, dass sie auch eine Streicherin sein musste. Ich hatte bei keiner anderen Truppe in diesem Lager gesehen, wie sie mit Handzeichen kommunizierten. 

Ehe ich dazu kam, ihre Identität zu mutmaßen, traten die Streicher auch schon beiseite und ließen sie ohne weiteres in das Zelt eintreten. Was mich jedoch verwunderte, war die Tatsache, dass die zwei Streicher sich anschließend zum Gehen wandten und die Besucherin mit uns alleine ließ.

Einen Moment später wurde mir klar, um wen es sich bei dieser Besucherin handeln musste. Die Streicher hörten nicht auf viele Leute und schienen ihre Freiheit und Unabhängigkeit vom Rest des Lagers immer sehr zu schätzen.

"Renya." 

Meine Stimme klang viel zu Laut in meinen Ohren nach und auch unsere Besucherin zuckte kurz zusammen. Ich konnte förmlich spüren, wie sie mich mit einem bösen Blick strafte, ehe sie sich die Kapuze etwas nach hinten schob und somit einige ihrer markanten Gesichtszüge erkennbar wurden.

"Womit verdienen wir die Ehre deines Besuchs?", kam es mit gesenkter Stimme von der anderen Seite des Zeltes und ich zuckte kurz zusammen. Der General hatte also doch nicht geschlafen. Das wusste ich zum einen, weil er unmöglich durch Renyas' Eintreten aufgewacht sein konnte und zum anderen, weil er fast schon erschöpfter als vor einigen Stunden aussah. Ich selber sah vermutlich auch nicht besser aus.

"Meine Geschichte mit der Konföderation", meinte Renya nur nichtssagend und warf dann erneut einen Blick in meine Richtung. "Ihre Worte. Die unstimmigen Diskussionen der Anführer. Das Schicksal meiner Familie."

Keines ihrer Worte schien einen wirklichen Zusammenhang zu haben und ich musste mich bemühen, nicht verwirrt zu gucken.

Ihr schien dennoch mein Unverständnis aufzufallen und sie holte kurz Luft. Es schien ihr sichtlich Mühe zu kosten, die nächsten Worte über ihre Lippen zu bringen und ich fürchtete mich fast schon davor, was sie sagen wollte. Es schien zumindest nichts gutes zu sein.

"Die Separatisten haben mir bereits einen Teil meiner Familie genommen. Und ich muss verhindern, dass sie auch den restlichen Teil spalten wird."

Etwas sagte mir, dass sie mit Familie das gesamte Lager meinte. Entgegen meinem eigenen Willen, spürte ich einen Anflug von Staunen und Bewunderung dafür, dass sie sich so sehr für das Wohlergehen dieses Lagers sorgte, obgleich es aus mehreren, unverwandten Familien bestand. 

Gleichzeitig regte sich jedoch auch Sorge und Misstrauen in mir. General Kenobi und ich waren der Grund für diese bevorstehende Spaltung. Das stand vollkommen außer Zweifel. Und um diese Spaltung zu verhindern, bestand die einzig logische Lösung darin, dass sie uns loswerden müsste. Was wohl der Grund für diesen nächtlichen Besuch war.

"Und warum erzählst du uns das?", hakte ich nach, ohne mein Misstrauen zu verbergen. Auch wenn ich mich fragte, was ihr bereits in der Vergangenheit widerfahren war, waren für mich ihre Gefühle weniger wichtig als ihre Handlungen. "Um uns gleich ohne einen schlechten Gewissen umzubringen? Damit wir deine Beweggründe verstehen, bevor du uns umbringst?"

We Will Remember | Star Wars: The Clone Wars (DEU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt