30. Neue Kleider für Sierra

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Es war ein kalter neunzehnter Dezember. Und ein Samstag.
Sierra, Walburga, Elizabeth, Lorya und Helen schliefen aus. Sie schliefen bis elf Uhr, dann klopfte Eliot an ihrer Zimmertür und vier Mädchen rannten gleichzeitig ins Bad. Lorya blieb im Bett liegen. Draußen fuhr der Wind über den Zug hinweg, dichte Schneeflocken klatschten an die Fenster und Sierras Lippen waren blau.
Der Schlafsaal war trotz Wärmezauber, riesigen Decken und zehn Kerzen eisig kalt, so kalt, dass Sierra sich als erstes Socken anzog. Heute war das erste Wochenende, dass sie draußen verbringen durften. In einem Zaubererdorf.
   Elizabeth hatte Sierra von Hogsmead erzählt, von den verwinkelten Straßen, von den drei Besen und von Zonkos. Beide hofften sie, dass das namenlose Dorf hinter den Bergen vergleichbar toll war. Ein Mädchen aus Durmstrang hatte ihnen den Weg beschrieben und drei gute Läden genannt.
Das war das Wissen, mit dem die dreizehnköpfige Gruppe loszog.
Tom führte sie alle, Sierra freute sich über den Schnee, Frederick warf sie damit ab, Abraxas schoss zurück, Walburga und Elizabeth machten alle paar Meter einen Schneeengel, Lorya und Helen aßen die fallenden Flocken, genauso wie Jim und Edward, welche sich den Schnee auch gegenseitig in den Kragen stopften und immer wieder die Äste schüttelten unter den Eliot stand, damit er von Schnee begraben wurde. Henry zog ihn mit sich und überredete Walburga ihnen zu helfen Jim und Edward in eine Schneeballschlacht zu verwickeln. Sierra, Cicco und Tom verzauberten ein paar Schneebälle und warfen die anderen ab, ohne, dass es jemand bemerkte. Nun ja, Abraxas bemerkte es.
     Als sie also endlich in dem Dorf angelangten, waren sie durchgefroren und setzten sich in den ersten Laden mit warmen Getränken, den sie finden konnten. Sierra hielt eine Tasse heiße Schokolade in ihren Händen und hatte die Hälfte schon ausgetrunken, als die Gryffindors in den Laden traten. Es waren sechs, zwei Mädchen, vier Jungs und sie alle grinsten sie an.
„Können die nicht zählen oder was?"
Cicco funkelte die Löwen über ihren dampfenden Tee an, spielte auf die deutliche Unterzahl der sechs an. Sie hasste die Gryffindors fast noch mehr als die Slytherins es taten. Das lag auch daran, dass die Löwen ihr den Spitznamen französische Schlange gegeben hatten und sie jedesmal anpöbelten.
Erst nachdem sie zwei Leuten einen Schocker auf den Hals gesetzt hatte, konnte sie in Ruhe über die Korridore laufen. Nicht so die wahren Slytherins.
In letzter Zeit liefen sie fast ausschließlich als Gruppe umher, oder spalteten sich in kleinere auf. Tom war der einzige, der alleine herumlief.
Aber er zog Sierra, manchmal auch Cicco und Abraxas mit sich und so erwischten die Gryffindors nie jemanden allein.
„Natürlich nicht. Das sind Vollidioten", antwortete Walburga und Sierra fiel in die Realität zurück. Die Realität, in der die Gryffindors den Tisch direkt neben den Slytherins nahmen und ihre Gespräche ein wenig zu laut führten.
„Mann! Jetzt können wir nur noch Durmstrang anfeuern", spottete Smith und zog Ciccos Präsenz damit in die Aufmerksamkeit.
Zwei Augenpaare erdolchten die Gryffindors noch in derselben Sekunde. Sierra und Cicco schnaubten sogar unisono.
Creevy spuckte ihnen ein: „Uh, wie gruselig. Kleiner Champion und die französische Schlange haben sich verbündet. Ich zittere schon."
Seine Freunde lachten und Sierra verdrehte die Augen. Sie lehnte sich zurück, nahm ihren weiteren Schluck und erinnerte sich an den langen Holzstab im Innenfutter ihres Mantels.
Zwei Bewegungen, ein Wort und die Gryffindors wären still. Sie bewegte sich nicht, nahm noch einen Schluck und wand ihren Blick ab.
Die anderen beschlossen das selbe zu machen und ignorierten die Kommentare der Gryffindors. Sie wollte unbedingt raus aus dem Laden, weg von den Löwen und wieder Kälte in ihrem Gesicht. Ihr Bauch schmerzte schon und sie kratzte gedankenverloren mit dem silbernen Löffel am Boden der Tasse herum.
„Also, Elizabeth, Lorya, Helen, Sierra, Cicco und ich gehen jetzt Kleider kaufen", verkündete Walburga. Die Brünette zog sich ihren Schal wieder an und knöpfte ihren Mantel zu.
„Wann und wo treffen wir uns alle wieder?", fragte Sierra. Sie warf einen Blick auf die Uhr, es war schon Mittag.
„Wie wär's mit zwei Stunden, ich hab bis dahin Hunger", beschloss Elizabeth und stand auf.
„Gut, bis in zwei Stunden. Wir treffen uns wieder hier", verabschiedete sich Abraxas, immer noch sitzend.
  Die sechs Mädchen schenkten den Gryffindors einen letzten feindseligen Blick und traten dann über die Schwelle des Ladens, zurück in die schneiende weiße Kälte.
Wärme schoss in Sierras Wangen und der Schal kratzte an ihren trockenen Lippen.
„Mit wem gehst du eigentlich auf den Ball?", sie spurtete zwei Schritte auf und lief neben Cicco.
„Oh, ich hatte keine Lust mit irgendjemandem zu gehen den ich nicht kenne", antwortete die Schwarzhaarige und vergrub ihre Hände in ihren Taschen, „Ich geh mit Prances."
Sierra nickte, hüpfte vom Randstein runter und versuchte ihre Gedanken leer zu halten. Es funktionierte nicht.
Sie malte sich aus, was die Schulleiter sagen würden, wenn sie bemerkten dass zwei Champion Paare mit sich selbst gingen. Sie grinste und hörte Cicco neben sich lachen.
„Du gehst mit Tom?", kam auch sofort die Frage. „Ja, er hat mich vor, ich glaube zwei Wochen gefragt."
Sie blickte zur Seite und bemerkte wie Cicco mit den Augenbrauen wackelte. Von hinten hakte sich jemand bei ihr unter und Elizabeth trällerte: „So so und das erzählst du uns gar nicht."
Die Slytherin fälschte einen bestürzten Gesichtsausdruck und Walburga quetschte sich zwischen Sierra und Cicco.
„Na dann erzähl jetzt."
Die Braunhaarige lachte, aber Sierra fühlte sich ein bisschen schlecht, erinnerte sie sich jetzt doch daran, wie Walburga am Anfang des Schuljahres von Tom geredet hatte.
„Oh nein, nein Schätzchen. Anscheinend haben wir ja doch jemandem für dich gefunden. Erzähl." Walburga wirkte nicht im Mindesten, als ob sie irgendwie beleidigt war und so fasste Sierra zusammen was vor ein paar Tagen in der Bibliothek passiert war. Walburga grinste und wirkte wahrhaft glücklich für sie.
Auch wenn es da nicht viel gab, glücklich für zu sein. Als sie ihre Erzählung beendete, standen sie vor einer Tür und auf einem riesigen metallenem Schild stand „Modhniv-Abendkleider für junge Damen"

Todesspiele mit einer TodesfeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt