⚜️⚜️⚜️Die Slytheringruppe pfiff und hob die Daumen, als Tom und Sierra an ihnen vorbei zu dem gelben Zelt gingen. Sie lächelte und fühlte sich nicht mehr ganz so allein, wenn sie hinter sich blickte und eine jubelnde Walburga sah.
Tom schlug den Stoff zur Seite, sie traten über die Schwelle und das Zelt dämpfte die Geräusche der Außenwelt.
„Mister Riddle, Miss Aberdeen! Schön, dass ihr schon da seid!", begrüßte Dippet sie.
Neben ihm standen die anderen beiden Schulleiter, doch ihre Champions fehlten und die Kulisse wirkte leer. Gerade als Tom und Sierra sich an Dippets Seite stellten, riss Cicco die behelfsmäßige Tür beiseite und trat mit Prances und den Orlowzwillingen im Schlepptau ein.
„Fabelhaft, wir sind vollständig!", kommentierte Dippet.
Cicco gesellte sich neben Sierra und die beiden tauschten einen Blick aus, der so viel hieß wie „Du schaffst das".
Sierra hoffte wirklich, dass sie dieses mal niemanden der beiden unter den Klauen von Werwölfen finden würde.
„Herzlich Willkommen zu unserer dritten und letzten Aufgabe", sprach Dimitrov in seinem schweren Akzent.
„Heute endet das Turnier", Sierra verlagerte ihr Gewicht, „ Das Team, welches den Pokal als erstes erreicht, gewinnt."
Dimitrov schnipste und eine Karte rollte sich in der Luft vor ihnen allen aus.
Sie war blank.
„Ihr habt drei Minuten euch die Gänge einzuprägen, der Pokal steht am Ausgang. Hogwarts Champion dürfen als erstes starten, danach Durmstrangs und dann Beauxbatons."
Gerade runzelte Sierra ihre Stirn, was meinte er mit Gängen?
Da erschien ein Gewirr an Linien auf der Karte und sie begriff. Die letzte Aufgabe war ein Irrgarten.
Ein riesiger, gewaltiger Irrgarten, dessen Gänge kleiner als ihr Fingernagel eingezeichnet waren. Sierras Augen huschten die Karte entlang, suchte den Ein und Ausgang.
Wunderbar, dachte sie.
Einfach nur wunderbar.⚜️
„Ich wünsche ihnen beiden viel Glück", Dumbledore lächelte, dann schritt er an Sierra und Tom vorbei, sich wundernd, ob sie gerade echte Worte gehört hatten.
Die Champions standen vor einer silbrigen Mauer, die Zuschauertribüne in ihrem Rücken und die Sonne lag verborgen hinter Wolken. Sierra warf einen Blick über ihre Schulter, sie sah die Slytherins, ihnen zuwinkend. Sie winkte zurück, dann glitt ihr Blick weiter.
War das nicht Professor Iliev, die da die Daumen hob und dann für sie klatschte? Niemand gab Sierra Zeit, das herauszufinden, denn Dumbledores Stimme hallte wieder und Ruhe kehrte ein.
Jetzt begann es also wirklich.
Ihr Magen sank in sich zusammen.
„Einen wunderschönen Samstagmittag!", begann der Verwandlungslehrer und Sierra wand ihren Blick auf die Mauer vor ihr.
Auf die glatte, silbrige Mauer, so hoch wie Durmstrang und so breit wie der Wald und sie seufzte.
„Unsere Champions stellen sich in dieser nun letzten Aufgabe einem Irrgarten!", Dumbledore legte eine Pause ein, heischte um Applaus und wurde damit überschüttet.
„Die zwei, die das Ende erreichen, finden den Pokal und gewinnen das trimagische Turnier!"
Seine Stimme ging in dem Gejohle der Menge unter, doch Sierra sah nur auf die spiegelnde Mauer vor ihr.
Sie mied den Blickkontakt zu Tom, seitdem er die Macht offen gelegt hatte, die er über sie besaß, versuchte sie ihm nicht mehr in die Augen zu blicken.
Fast als hätte sie Angst, er könnte auch ihr letztes Geheimnis offen legen, wenn er nur lang genug in ihre Augen blicken würde.
Sierra streckte ihre Schultern durch.
Sie musste sich normal verhalten, damit er keinen Verdacht schöpfte.
Wenn er es noch nicht längst getan hatte, dachte sie, doch wurde von Dumbledore unterbrochen.
„Um unsere Champions zu beobachten", verkündete er in die nun eingefundene Stille, „haben wir etwas ganz besonderes eingerichtet."
Sierra konnte sehen wie er seine Arme hob, dann zog ein Raunen durch die Zuschauer und sie wand ihren Kopf zu dem Irrgarten.
Nebel thronte auf den endlosen grauen Mauern und Sierra begriff, dass sie die Gänge nachbildeten.
Tom stieß ihr seinen Ellbogen in den Bauch.
„Sieh hoch."
Sie sah hoch und riss ihre Augen auf. Über ihnen schwebten rauchige goldene Schlieren, der Wind fuhr durch sie hindurch, doch sie bogen sich lediglich zur Seite, wie die Zweige von Weiden. „Durmstrangs Champion bekommen die Farbe Silber, Hogwarts Champions gold und Beauxbatons bronzen", tönte Dumbledores Stimme.
Sierra begriff, die Zuschauer würden jeden ihrer Schritte beobachten können, sie würden jeden Gang, jede Wendung besser kennen, als einer der Champions. Denn sie hatten eine riesige Karte aus weißem Nebel vor sich liegend.
Applaus brandete wieder auf und Sierra verlagerte ihr Gewicht.
„Zuerst startet Hogwarts, dann Durmstrang und dann Beauxbatons", hallte Dumbledores Stimme wieder in dem späten Nachmittag wieder.
Sierra würde das überleben. Das schwor sie sich. „Lassen wir das Turnier beginnen!", rief Dumbledore und unter ohrenbetäubendem Jubel schob sich die Mauer auf.
Sierra und Tom verharrten auf ihren Plätzen.
Die Mauer hatte sich geöffnet, ein Gang legte sich vor sie dar, so breit wie die Korridore in dem Schloss, nur ein paar hundert Meter entfernt von ihnen.
Das Horn erschall, die Zuschauer brüllten und Sierra machte einen Schritt nach vorne.
Tom war neben ihr und sie betraten den Irrgarten. Die Mauer schloss sich hinter ihnen und trennte sie vom Rest der Welt.
Und es dämpfte das Geschrei der Zuschauer.
Als Sierra sich umblickte, musste sie erkennen, dass es nicht nur silberne Wände waren, die über sie hinauf ragten.
Nein, es waren meterhohe Spiegel.
Der Irrgarten bestand aus Spiegelwänden.
Sierra blickte nach oben, in den starrgrauen Himmel.
Von der vernebelten Karte konnte sie nur die Wände sehen, die sie umgaben und die goldenen Fahnenschliere über ihren Köpfen.
Sierra beschleunigte ihre Schritte, holte auf und lief wieder neben Tom.
Sie öffnete ihren Mund, doch er kam ihr zuvor: „Wir gehen auf der rechten Hand, du kennst die Methode?"
Sie nickte. Natürlich kannte sie die Methode, sie hatte sich mit Abraxas unglaublich oft in dem Buschlabyrinth des Malfoy Manors verirrt.
Sie hatten jedes Mal herausgefunden, wenn sie mit ihrer rechten Hand die Wände abgetastet hatten. Jede Sackgasse ablaufen und bei jeder Kreuzung die rechte Seite nehmen.
Vor ihnen tauchte eine Kreuzung auf, stillschweigend nahmen sie den rechten Gang und Sierra beobachtete Tom im Augenwinkel durch die Spiegel. Er hatte seinen Blick nach vorne geheftet, seine Miene verschlossen wie immer.
Der Gang zweigte sich erneut auf, sie gingen nach rechts und liefen damit nun parallel zu der Tribüne, wenn Sierra ihre Orientierung noch nicht komplett verloren hatte.
Das Horn ertönte ein zweites Mal, gefolgt von dem dumpfen Gejubel der Zuschauer und dem dröhnenden Geräusch der sich öffnenden Mauer. Sierra erhöhte ihre Schrittgeschwindigkeit und Tom tat es ihr nach. Sie passierten Gang für Gang, trafen auf Kreuzungen nach Kreuzungen. In Stille.
Keiner von ihnen sagte etwas, Sierra zu beschäftigt sich nicht vor ihrem eigenen verzerrtem Spiegelbild zu erschrecken und Tom schien völlig in Gedanken versunken zu sein.
Eine Weile ging das gut, beim dritten Mal, als sie das Horn hörten, war das Gejubel der Zuschauer schon eine weit entfernte Welt.
In dem Zelt hatte Sierra die Gänge überschlagen, wie viele es waren und wie lange es dauern würde, bis sie das Ende erreichten. Sie war auf zirka zwei bis drei Stunden gekommen, wenn man jeden Gang richtig nahm und sich nicht verirrte.
Sierra rollte ihre Ärmel hoch und schob ihren Zauberstab zurück in ihren Mantel. Tom warf ihr einen Blick zu, sagte aber nichts. Sierra mochte diese Stille nicht, sie war so unheimlich, wie die zehn Spiegelbilder ihrer selbst, die taten, was sie taten und sie mit leeren Augen dabei anstarrten.Gerade liefen Tom und sie aus einer verschlungenen Sackgasse heraus, da bildete sie sich ein, etwas gehört zu haben.
Ihr Atem stockte und ihr Blick schoss zu Tom. „Hörst du das?", bewegte sie ihre Lippen.
Er nickte und sie beide zückten ihre Zauberstäbe. Schon wieder, diesmal hörte Sierra was es war. Schritte.
Schwere, ungefederte Schritte.
Sie blickte wieder zu Tom. In seinen Augen stand nicht die Furcht, die sie verspürte, aber sie konnte seinen festen Griff um seinen Zauberstab sehen und dann nickte er in die Richtung, in die sie eigentlich hatten gehen wollen.
Sierra setzte sich in Bewegung, der dunkelhaarige Slytherin an ihrer Seite. Die Schritte hinter ihnen wurden schneller, ihr Herz schlug schneller und sie schlitterten um eine Ecke, weiter in einen anderen Gang.
Die Schritte verstummten nicht, im Gegenteil, Sierra hörte, wie sie sich beschleunigten.
Und dann, dann hörte sie noch etwas anderes. Schwere Atemzüge.
Warme Luft an ihrem Nacken.
Sierra wirbelte herum, hatte ihren Zauberstab schon gehoben und rief: „Stupor!"
Aber da war niemand.
Der gelbe Blitz raste durch den Gang, zwei Spiegelbilder an seiner Seite, doch er traf auf kein Ziel. Sierra sah sich um, aber es gab keinen geheimen Weg, keine kleine Abkürzung.
Spielte der Irrgarten Spiele mit ihr?
Ihr Brustkorb schnürte sich zu, Tom stellte sich neben sie und beide blickten sie den Gang hinab. Weit, weit hinten, standen zwei Personen.
Ein Mädchen mit brustlangen, schneeweißen Haaren und ein Junge, der seinen Zauberstab fest umgriffen hatte und in dessen Augen Wachsamkeit blitzte.
Der Wind, welcher sich in den Irrgarten verirrt hatte, ließ ihre Mäntel um die beiden Silhouetten wirbeln. Ein gelber Blitz raste auf die beiden winzigen Gestalten zu und traf genau in die Mitte des Spiegels.
Und dann kam der Fluch zurück.
Er war an dem Spiegel abgeprallt und zischte auf seinen Erschaffer zurück.
Ein gedämpftes „Stupor" glitt an Sierra vorbei und es war ihre eigene Stimme, die das rief.
Wort und Fluch kamen auf Tom und Sierra zu, grelles Gelb vor ihren Augen.
Dann zerschnitt ein silbernes Schild die Luft und fing den Fluch auf.
Toms Schild.
Der Lähmungsfluch prallte wieder ab, auf seinem langen Weg zurück zum Ende des Gangs.
Sierra und Tom wendeten sich einander zu, vier Spiegelbilder taten es ihnen nach, doch nur ein Herz schlug so heftig wie das von Sierra.
Tom nickte zum Ende des Gangs und sie rannten los. Rannten, so wie bei der Aufgabe unter dem Vollmond, nur dass dieses Mal ihre eigene Magie sie verfolgte.
Die beiden ließen den langen Gang hinter sich und als Sierra sich umsah, prallte der Fluch auf den Spiegel und nahm seinen Weg wieder auf, zurück zum anderen Ende des Gangs.
Sie beide verharrten, atmeten tief durch und dann fluchte Sierra: „Was in Merlins Namen war das?" Toms Augen landeten auf ihr.
„So wie es aussieht, spiegelt dieser Irrgarten nicht nur das Aussehen von Menschen."
Sie seufzte.
„Fantastisch."
Dann richtete sie sich auf und die beiden liefen weiter, tiefer in den Irrgarten, beschritten Gang und Gang.
Doch dieses Mal ignorierten sie die falschen Schritte und der falsche Atem in ihren Nacken, der alle paar Kreuzungen auftauchte und das obwohl Sierra am liebsten ein Dutzend Flüche darauf geschleudert hätte.
Gerade liefen sie aus einer Sackgasse heraus, die sich in sich selbst verschnörkelt hatte und sich wie eine Schnecke zusammengerollt hatte, da warf Sierra einen Blick nach hinten.
Ihre eigenen jadegrünen Augen starrten ihr entgegen, doch ihr Spiegelbild bewegte sich und sie stand. An ihrer Seite bewegten sich auch die anderen Spiegelbilder von ihr, alle schleuderten sie gelbe Blitze, kicherten, starrten sie aus riesigen Augen wieder an und zeigten dann ein Lächeln, das mehr Zähnefletschend war.
Sierra drehte sich um, Angst in ihrem Nacken und wollte zu Tom aufholen.
Einige Meter trennten sie, Sierra noch immer in der seltsam geformten Sackgasse laufend, er schon auf dem breiteren freien Gang.
Sie beschleunigte ihre Schritte, die vielen falschen Spiegelbilder jagten ihr eine Übelkeit in den Magen und gerade, als nur noch drei vier Schritte zwischen ihr und dem Slytherin lagen, drehte er sich um. „Sierra?", verließ ihr Name seinen Mund.
Und dann schoss eine Wand zwischen ihnen empor und sie sprang zurück.
Als sie wieder aufblickte, sah sie sich selbst.
Wie sie sich auslachte.
Sierras Spiegelbild lachte sie aus.
Sie trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Neben ihr tauchte sie selbst auf.
Drei, vier Sierras blickten auf sie und Hohn zeichnete sich in ihren Gesichtern.
Ein Blick über ihre Schulter und sie begriff, dass sie gefangen war.
Sie wollte sich am liebsten übergeben.
Vor, hinter und neben ihr war Wand.
Sie schlug ihre Hände vor den Mund, Panik in ihrem Blut brodelnd.
Ein zittriges Wispern entkam ihren Lippen, als sie mit großen Augen die Wand vor ihr anstarrte, die so tat, als ob sie schon immer da gestanden war.
„Tom."⚜️⚜️⚜️
DU LIEST GERADE
Todesspiele mit einer Todesfee
FanfictionEine Halbwaisin, versteckt vor der Welt und in sich ein Wesen, das sie nicht kontrollieren kann. Ein Malfoysohn, repräsentiert die höhere Schicht und weiß doch nicht, wer er wirklich sein will. Und ein Parselmund, Erbe von Slytherin, machthungrig un...