11. Der Slug-Club

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Die Gruppe Slytherins saß am Seeufer und atmete die vom Regen gewaschenen Luft ein. Die Sonne versteckte sich hinter Wolken und ein sanfter Wind fuhr gelegentlich durch ihre Haare hindurch.
Es war sicherlich schon nach neun Uhr und Henry, Jim und Edward machten ihre Hausaufgaben, Sierra hingegen las immer noch in dem Wälzer von gestern. Außer der einen Fußnote brachte ihr das alte Werk nichts, es ging hauptsächlich um die Fähigkeiten die die Kinder erben können.
Sierra hingegen wusste schon was sie konnte und unter allen Umständen musste sie verhindern, dass es so weit kam.
Todesfeen sagten den Tod hervor, Halbwesen brachten ihn.
Zumindest hatte sie es so von Beginn an gelehrt bekommen. Und einmal hatte sie es auch bestätigt gesehen. Es bedurfte keiner Wiederholung, sie erinnerte sich an jedes Detail. Jene Nacht war für immer in ihren Erinnerungen verwurzelt.
Der Wind blies ihre Gedanken davon, trug sie über den See und ließ sie an dem anderen Ufer verschwinden. Sie klappte das Buch zusammen und verstaute es in ihrer Tasche. Dann reckte sie ihre Nase in die Luft und genoss die Stille.
Lange dauerte sie nicht an, schon bald begann Walburga ein Gespräch.
„Was haltet ihr vom Turnier?"
Die Stille blieb beständig und hüllte sie in einen Umhang aus Unbehagen. Schließlich rappelte sich Jim dazu durch zu antworten, sah allerdings nicht von seinem Aufsatz auf.
„Was soll man schon davon halten. Ich werde nicht mitmachen."
Damit startete die Diskussion, Sierra seufzte übertrieben auf und legte sich dann auf den Rücken um in den Himmel zu sehen.
Er trug ein fahles Grau, das aber doch nicht die Wärme der Sonne verbergen konnte. Der einzige Grund, weswegen sie draußen saßen. Sie könnte noch in ihrem Bett liegen, lesen oder einfach nur in der Gegend herumstarren.
Aber Elizabeth musste sie ja um halb acht wecken und nach draußen locken. Um Frederick und Walburga zu zuhören, ob sterben 1.000 Galleonen wert waren.
„Du redest Unsinn. Das Ministerium passt schon auf", rief Edward zwischen die beiden.
„Oh, das glaubst du also. Warum hat das Ministerium es dann verboten? Hmm? Hmm?", feuerte Walburga zurück. Das sie zuvor für das Turnier gewesen war, hatte sie anscheinend vergessen.
Immer mehr mischten sich in den Streit ein und irgendwie schafften sie es, das es unklar war, wer pro und wer contra war. Sierra hatte ihre Augen geschlossen und hörte zu, wie Abraxas die Wahrscheinlichkeit tragisch zu krepieren erläuterte.
„Aber es geht doch um den Spaß, den Nervenkitzel. Natürlich ist es gefährlich, aber doch nicht tödlich. Nicht mehr!"
Henry fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum, aber es sah so grotesk aus, das die Runde in Lachen ausbrach. Sierra war schon nicht mehr geistig anwesend, sie überlegte ob sie Bibliotheksbücher mit nach Durmstrang nehmen konnte.
Oder ob es dort eine Bibliothek gab. Aber welche Sprache redeten die Leute dort? Russisch? Bulgarisch?
Zwischen den spielerischen Auseinandersetzungen bemerkte keiner von ihnen, wie sich ein paar Schüler ihnen näherten. Erst als sie eine Beleidung ausspuckten, sahen die Slytherins auf.
„Na, sonnen sich die Schlangen? Eure Kerkerhaut wird davon auch nicht besser." Der Junge grinste.
Sierra schoss aus ihrem Liegen auf und starrte den blonden Idioten an. Man konnte es nicht wirklich blond nennen, sein Haar war so kurz, dass es mehr Bartflaum war und das Blond wandelte sich so zu hellem stacheligen gelb.
Der Junge hatte zwei weitere Schüler im Schlepptau. Gryffindors, so wie er.
Auf einmal tauchten Schaulustige auf, bereit für ein Spektakel der Extraklasse. Sie stellten sich in einen Halbkreis auf und sie warfen lange Schatten auf die Sitzenden.
Frederick und Abraxas sprangen auf, die Zauberstäbe erhoben.
„Suchst du Ärger, kleiner Löwe?", zischte Walburga und baute sich neben ihren Hauskameraden auf. In ihren Augen loderte die Bereitschaft auf, sich dem Spiel zu zuwenden.
Sierra hingegen sah dem Ganzen mit großer Besorgnis zu. Sie wollte absolut keinen Häuserkrieg, nur roch das geradezu danach.
Langsam erhoben sich auch Jim, Eliot, Edward, Henry, Elizabeth, Helen und Lorya auf. Die Gryffindors schenkten ihnen gehässige Blicke und der mit dem Flaum auf dem Kopf umklammerte seinen Zauberstab ein wenig mehr.
Doch nicht so taff wie er dachte, spottete Sierra innerlich.
Sie wusste nicht was über sie kam, geschweige denn warum sie überhaupt dem seltsamen Gedanken Gefolge leistete, aber sie richtete sich auch auf und trat neben Eliot.
Die Gryffindor bemerkten jetzt auf einmal in was für einer riesigen Unterzahl sie waren, konnten es aber dennoch nicht lassen.
Ein dicklicher neben dem ersten tänzelte herum und sagte dann, in einem Anflug von Torheit: „Na, hat der feine Herr Angst?"
Er meinte Tom, das begriff Sierra, nachdem ein Raunen durch die Zuschauer ging.
Der Angesprochene legte sein Buch beiseite und unterzog den Jungen einer Musterung.
Er stellte sich in seinen so geschmeidigen Bewegungen auf und antwortete dann, mit einer so kalten Stimme, dass sie Sierra eine Gänsehaut unter der warmen Sonne bescherte: „Angst? Vor dir?"
Er redete sanft, spielte mit den Silben und schenkte dem Jungen ein Lächeln, dass ihn verscheuchen sollte. Sierras Herz hämmerte geradezu, was auch immer gleich abgehen sollte, sie starb fast vor Spannung.
Der Gryffindor mit dem hellen Haar behauptete: „Wir haben keine, Schlange."
Sein Lachen war nervös, viel zu nervös um es ihm abzukaufen. Tom aber fand es unglaublich amüsant und kräuselte seine Lippen. Amüsierte ihn das alles so sehr?
Bevor Sierra blinzeln konnte, fiel wie aus dem Nichts fiel ein Fluch. Der Dickliche hatte das Gefecht begonnen.
Der Lichtblitz hing sich in dem Schutzschild auf, das Tom vor sich gezogen hatte. Nicht ein Anzeichen, dass jener etwas anderes als entspannt war. Seine Hand beschrieb einen Bogen und erst als er den Fluch schleuderte, fiel ihr der Zauberstab zwischen seinen Fingern auf. Es war ein Lähmungsfluch, der den Jungen traf und augenblicklich starteten die Slytherins ein Duell.
Sierra sponn ein Schutzschild vor sie alle, aber es war unnötig. Abraxas und Frederick hatten die anderen zwei schon getroffen. Die Flüche der restlichen Gruppe schlugen im Gras neben den Gryffindors ein. Es verdorrte noch in derselben Sekunde.
Sie senkten die Stäbe erst, als diejenigen, die sich um sie herumgescharrt hatten, verschwunden waren. Ein seltsames Gefühl der Erleichterung beflügelte Sierra. Fast so, als bedeuteten ihre Hauskameraden ihr etwas. Automatisch wandte sich jeder Blick zu dem Schwarzhaarigen, der immer noch in seiner lässigen Position an der hohen Buche stand und auf die zu Boden gegangenen Löwen hinunterblickte. Immer noch umspielte ein Lächeln seine Lippen und er hob seinen Kopf.
„Ich würde sagen, das Turnier ist eine ganz nette Abwechslung zu dem hier."

Todesspiele mit einer TodesfeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt