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Tom nickte ihr zu, dann stupste Frederick ihn an und er drehte seinen Kopf von ihr weg.
Sie glaubte zu sehen wie der Schwarzhaarige Frederick einen scharfen Blick zuwarf, aber dann stach auch Abraxas Ellbogen in Sierras Magen. „Was?"
Sierra sah in nervöse graue Augen.
„Walburga sag's noch mal", forderte er die Braunhaarige neben ihm auf.
Angesprochene setzte sich gerade hin und blickte in die Runde, als könnte das, was sie sagen würde, etwas unheimlich bedeutendes sein.
„Also", ihre Stimme war erstaunlich tief für ihr eher zierliches Aussehen, „ich hab' es gestern von meinen Eltern belauscht."
Sie fuhr mit ihren lackierten Nägeln durch ihre platten Haare.
„Half-face hat Grindelwalds Tochter geschnappt", platzte es aus Walburga heraus.
Sierra schnappte nach Luft, Entsetzen fiel auf sie nieder und sie sah das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen an. Die Anderen reagierten ähnlich, nur wussten sie nicht, dass ihr Gesprächsmaterial neben ihnen saß.
Auch der blonde Slytherin neben ihr spannte sich wieder an, genauso als Frederick nach ihrem Nachnamen gefragt hatte.
Eliot hakte sofort nach: „Grindelwald hat eine Tochter?"
Seine Augen waren tellergroß und sein Erstaunen noch größer. Sierra biss auf ihrer Lippen und versuchte krampfhaft ihr Entsetzten zu verstecken. Das lief ja absolut wie geplant.
Die Braunhaarige zögerte mit ihrer Antwort: „Ja, ich weiß auch nichts genaues dazu. Nur dass sie wohl so alt ist wie wir und sie sie wohl vom Ministerium aus nicht als Druckmittel benutzen dürfen."
Sie zuckte mit den Schultern und wandte dann ihre Augen auf Tom. Frederick brachte ein vollkommen überwältigtes: „Oha" raus. Sierra drehte ihren Kopf und sah wieder die in Bratensoße ertränkte Nudeln an.
Angst machte sich in ihr breit, nur wenige Stunden waren vergangen und schon sah es so aus, als würde ihr neues Leben wieder in Trümmer zusammenstürzen.
Abraxas griff unter dem Tisch nach ihrer Hand und drückte sie. Sierra sah zu ihm und lächelte, dann nahm sie einen weiteren Schluck Wasser. Es kühlte ihre Kehle und hinderte ihre Hände am Zittern. Dann hob sie den Blick und sah ihn Toms dunkle Augen. Er runzelte seine Stirn und musterte sie.
Die Angst in loderte auf, er durfte es nicht erfahren. Hatte er schon eine Ahnung?
Hoffentlich nicht.
Aber dann wand er sich ab und Walburga baute eine sehr einseitige Unterhaltung mit ihm auf.
„Glaubt ihre seine Tochter ist auch mächtig?", mischte sich Eliot in das Tischgespräch ein. Sierra versuchte sich auszuklinken, aber schon wieder lag Toms Blick auf ihr.
„Bestimmt! Ich meine das ist Gellert Grindelwald!" Walburga schien fest überzeugt und schwenkte mit ihrer Gabel vor dem skeptisch wirkendem Frederick herum. Der schob sie beiseite und schnaubte. „Grindelwald ist gar nicht so mächtig, wie alle denken!"
Diese Worte ließen die Wut in ihr aufsteigen. „Tatsächlich?", fragte sie.
Am liebsten hätte sie ihnen aufgezählt wie mächtig ihr Vater war, aber sie wollte nicht weiter auffällig wirken, als sie es so oder so schon tat. Eliot räusperte sich und antwortete dann: „Ja, zum Beispiel Dumbledore" Tom schnaubte bei dem Namen, aber der Junge fuhr fort, „ist mächtiger, oder gleich wie Grindelwald. Wie mächtig genau sie sind, weiß ich nicht."
Das schubste Sierras Gedankenkarussel an, Dumbledore sollte gleichauf mit ihrem Vater sein? Das konnte sie sich nur schwer vorstellen, sie hatte ihren Vater zaubern gesehen, das war eine ganz andere Liga. Und Dumbledore kannte sie nicht. Ihr Blick schweifte zu dem Lehrertisch.
Dumbledore unterhielt sich mit einem anderen Lehrer, den Sierra nicht kannte, aber sie hatte sowieso nur Augen für den Verwandlungslehrer. „Das ist Professor Slughorn, Lehrer für Zaubertränke und unsere Hauslehrer."
Abraxas sah auch zu den Lehrern und sein Blick verharrte dabei auf dem Zaubertränkelehrer.
„Was ist ein Hauslehrer?"
Sierra sah in die essende Runde.
Tom antwortete ihr als erstes: „Ein Lehrer, der für eines der Häuser verantwortlich ist, er muss aber selber auch in dem Haus gewesen sein. Slughorn ist unserer und Dumbledore der von den Gryffindors." Er nahm einen Schluck des widerlichen Getränks. „Der Hauslehrer darf über die Quidditschmanschaft entscheiden und wer einen Verweis bekommt." Sierra nickte und pickte dann eine der nun kalten Nudeln auf.
Kurz war es still zwischen ihnen und die lauten Geräusche um sie herum lullten sie ein. Jeder versank eine kurze Zeit in seinen Gedanken, dann begann Walburga ein neues Gespräch.
„Also wo wir schon dabei sind" , sie schluckte ihr Stück Fleisch hinunter, „Was haltet ihr von Grindelwald?"
Wieder sagte niemand etwas und man hörte nur das Geräusch von Kauen und Schlucken. Ein Mädchen an der Seite der Braunhaarigen meldete sich zu Wort: „Für was genau macht er das alles?"
Sierra antwortete, bevor irgendwer den Mund öffnen konnte.
„Für das größere Wohl."
Diese Aneinanderreihung von Silben hatte ihr ganzes bisheriges Leben bestimmt.
„Und was heißt das?"
Das Mädchen ließ nicht locker. Diese Mal ließ sich Sierra Zeit und musterte die Hexe über den Tisch hinweg.
Sie hatte zwar eine hohe verpickelte Stirn, aber ansonsten war sie sehr hübsch.
„Das größere Wohl ist das selbst gesteckte Ziel von Grindelwald", es fiel ihr schwer so über ihren Vater zu reden, „dabei will er, dass die Geheimhaltung aufgelöst wird und jeder sein persönliches Wohl für das größere opfert."
In dem Gehirn des Mädchen machte es Klick und sie nickte. Eliot sagte als nächster etwas: „Aber ist das dann eher gut oder schlecht?"
Er blickte in die Runde, aber niemand sagte etwas, sie aßen alle stillschweigend. Sein Blick lag auf Sierra, als erwarte er irgendetwas. Sie sah auf und in sein Gesicht. Er hatte die Stirn gerunzelt und dachte wohl angestrengt nach. Sie legte ihre Gabel neben ihren Teller und atmete dann kurz durch, bevor sie etwas sagte.
„Das muss jeder für sich selbst entscheiden, fest steht, dass es nicht die Meinung des Ministeriums ist."
Und zwar die von keinem Ministerium, Sierra kannte kein Land, in dem ihr Vater nicht gejagt werden würde.
„Verwendet Grindelwald schwarze Magie für seine Ziele?"
Tom bedachte sie mit einem wachsamen Blick, gerade wollte sie etwas antworten, da fiel ihr die gut gestellte Falle auf.
Also sagte sie nur: „So sagt man, ja."
Die schwarzen Augen glitzerten amüsiert und Sierra wand den Blick wieder zu ihren Nudeln. Und dann kam die unvermeidliche Frage, gestellt von Frederick: „Woher weißt du das alles?"
Die ganze Runde starrte Sierra an und sie legte sich hastig eine Antwort im Kopf zurecht. Dafür hatte der Gamot keine Vorlage gehabt.
„Ich habe in Frankreich gelebt, er hat dort einige Zeit sein Unwesen getrieben", Sierra mochte es ganz und gar nicht so über ihren Vater zu reden, aber die stechenden Blicke gaben ihr keine andere Möglichkeit. Abraxas neben ihr kniff seine Augen zusammen und Walburgas Stimme ertönte. „Frankreich? So wie das Landhaus von Grindelwald?"
Sierras Herz sackte weg und sie starrte das Mädchen nur an.
Dann lachte sie, es war kein glockenhelles Lachen, wie in ihren Büchern, es war dunkel und definitiv versteckte es etwas.
„Der Landsitz?" Sierra bekam sich vor falschem Lachen gar nicht mehr ein.
„Nein, nein. Ich komme aus Paris."
Ihre Stimme wurde bei der letzten Lüge immer leiser. Sie spürte immer noch den Blick des Schwarzhaarigen auf ihr, aber sie zwang sich mit aller Macht ihm nicht in die Augen zu sehen.
„Und warum bist du dann hier?"
Schon wieder diese Frage, aber Walburga konnte sie nicht so abspeisen wie Frederick. In ihrem Kopf ratterte es, warum eine junge Hexe wohl aus der Hauptstadt fliehen würde.
Dann kam ihr die rettende Idee: „In der Muggelwelt herrscht Krieg und eine Muggelarmee hat Frankreich eingenommen."
Sie sagte das mit klopfendem Herzen und stocherte dabei mit ihrer Gabel in ihrem Teller herum. Eliot schluckte die Lüge begeistert und fragte: „In der Muggelwelt gibt es auch Krieg?"
Sierra nickte und kratzte versehentlich mit ihrer Gabel über den Teller. Sie glaubte damit die meisten überzeugt zu haben, schließlich herrschte gerade tatsächlich Krieg.
„Und mit was kämpfen die? Die können ja nicht zaubern", hakte das Mädchen mit den Pickeln nach. Sierra runzelte die Stirn, sie hatte selber wenig Ahnung und zögerte mit ihrer Antwort.
„Bei denen läuft Krieg ein bisschen anders ab, glaube ich."
Sie zuckte mit ihren Schultern und tunkte ein Stück Weißbrot in die Soße auf ihrem Teller.
„Und wie?", fragte Eliot durch sein Kauen hindurch. Sierra zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, nur dass bei denen hunderte, wenn nicht sogar tausende sich gegenseitig bekämpfen."
Abraxas neben ihr rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Das Neunmalkluge in ihm wollte auf die Frage eingehen, er liebte es Sachen zu erzählen, die niemand anderes wusste. Blöd nur, dass die Malfoy offiziell rein gar nichts mit Muggeln zu tun hatten und Abraxas so auch nichts wissen sollte.
Ihre Mundwinkel hoben sich, als er sie ansah. Er starrte noch mürrischer. Eliot philosophiere derweil weiter über Muggelkriege: „Hunderte, Tausende. Das sind so viel. Viel mehr als auf Hogwarts zusammen."
Er schob sein Essen über den Tellerrand hin und her den, dann fing er in die entgegengesetzte Richtung an. Plötzlich ließ er seine Gabel auf den Teller fallen, ignorierte das Klirren und stieß aus: „Ist England auch im Krieg?"
Sierra öffnete gerade ihren Mund, da fiel ihr Tom ins Wort.
„Ja, England wird auch bombardiert. Nur merkt man das nicht in Hogwarts."
Eliot, Frederick und Walburga starteten eine hitzige Debatte darüber, ob das Muggelengland den Krieg gewinnen sollte, Abraxas sah ihnen zu und warf ab und zu sein Wissen in den brodelnden Topf.
Sierras Blick hingegen verharrte auf dem Schwarzhaarigen und die Stimmen um sie herum vermischten sich und waren nur noch Worte, die sie nicht mehr erreichten.
Tom hatte gesagt jemand bombardierte England, die anderen Schüler wussten nichts davon, also wohnte er an einem Ort, den die anderen nicht besuchten.
Sierra hing den Rest des Abendessens in ihren Gedanken und hin und wieder sah sie zu Tom. Seine Musterung entging ihr.⚜️⚜️⚜️
Abraxas, Frederick, Eliot, Walburga, Sierra, das verpickelte Mädchen und Riddle betraten den Gemeinschaftsraum.
Der Malfoysohn hatte Sierra hunderte Male von dem Raum vorgeschwärmt. Jetzt verstand sie seine Begeisterung. Die Decke hinter dem Portal war nicht höher als zwei Meter, der Boden war ein schwarzer Pakettboden und die in die Wände geschlagene Nischen und Löcher waren mit Büchern vollgestopft.
Das Kellergewölbe rahmte die Mitte ein und alles wurde von moosgrünem Licht erhellt. Eine Seite war gänzlich gläsern und hinter ihr lag der See, jetzt jedoch konnte man nichts erkennen, Dunkelheit färbte das Wasser.
Sie steuerten die Plattform in der Mitte an und als Sierra auf die Stufen stieg und in die Höhe sah, hatte sie sich vollends in den Gemeinschaftsraum verliebt. Denn auch hier war die Decke nicht aus Stein, sondern Glas.
Ein Schatten jagte über die Fenster und dann viele hunderte kleinere.
Fische, wie sie begriff.
Abraxas zog sie weiter und Sierras Blick glitt zu den dutzenden grünen und silbernen Sesseln und Sofas. Ein Kaminfeuer knisterte an einer der niedrigen Wände und Sierra spürte die Wärme auf ihren Wangen.
„Kommst du oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Abraxas hatte seine Augenbraue gehoben, er stand im Schatten einer der Säulen neben der kreisrunden Fläche, auf der Sierra stand. Sie folgte ihm aus der Mitte in die tunnelartigen Gewölbe und zum ersten Mal sah sie, was der raue Stein wirklich war.
Das Licht der Fackeln schob die dunklen Schatten von den Bildern.
Schlangen.
Überall an der Wand war mit unendlichem Feingefühl das Tier des Hauses herausgearbeitet. Sie stolperte dem Malfoy hinterher, bis er vor einer schlanken, hohen Tür stehen blieb.
Die anderen mussten schon vorgegangen sein.
„Die Schlafsäle bilden einen doppelten Halbring um den Gemeischaftsraum. Unten die Jungen, oben die Mädchen", Abraxas Stimme klang von fern her und Sierra blinzelte ein paar Mal, bis sie verstand was er sagte.
Er öffnete gerade die Tür, da warf Sierra einen Blick über ihre Schulter. Die ins helle Licht getaufte Mitte, mit der plötzlichen Höhe umgeben von dem steinernen Gewölbe, die Sierra an Katakomben erinnerte, jagten ihr einen Schauer über den Rücken.
Im Halbdunkel wirkte der Raum nicht mehr so glamourös, sondern schattenhafter, schmaler und bleicher.
Sierra schritt auf die Türschwelle und klebrige Dunkelheit sprang ihr ins Gesicht. Abraxas schob sich neben sie und sie wünschte ihm eine gute Nacht. Dann erklomm sie die steilen Stufen und gelangte in einen grauen Korridor. Mit schnellen Schritten eilte sie an den verschiedenen Türen vorbei.
Die Sekunden vergingen mit jedem Herzschlag langsamer und Sierras Blick hetzte von einem goldenen Namensschild zum anderen.
Eine Lorya Flint, dann Helen Ollivander und dann ein bekannter Name. Walburga Black. Mit einem kleinen Lächeln ging sie weiter, bis sie ihren Namen fand.
„Sierra Aberdeen" stand in goldenen Lettern.
Dieses seltsame Gefühl beschlich sie wieder. Einerseits schämte sie sich für die Verleumdung, aber andererseits war das die Möglichkeit ein eigenes Leben zu haben.
Sie stieß die grün gestrichene Tür auf und schob den inneren Konflikt von sich. Der Einrichtung schenkte sie keinen Blick, sie taumelte nur in das Badezimmer, kippte sich Wasser in das Gesicht und warf sich dann in das Grün silberne Bett. Trotz der Müdigkeit die ihre Gedanken in einem Sumpf hielt, dauerte es lange bis sie endlich den Weg in den Schlaf fand.⚜️⚜️⚜️
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Todesspiele mit einer Todesfee
FanficEine Halbwaisin, versteckt vor der Welt und in sich ein Wesen, das sie nicht kontrollieren kann. Ein Malfoysohn, repräsentiert die höhere Schicht und weiß doch nicht, wer er wirklich sein will. Und ein Parselmund, Erbe von Slytherin, machthungrig un...