Kapitel 45 - Was das Leben lebenswert macht

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Bitte hört euch dazu den Song an...

"Was denkst du, wie lange es noch dauert?", murmelte Lukas an Maya's dicken Bauch.

Sie war mittlerweile im neunten Monat schwanger und ihr Bauch wölbte sich, als hätte sie eine Wassermelone im Ganzen verschluckt. Jeden Tag spürte sie die Tritte ihres Kindes. Kraftvolle Tritte, die sie jedesmal vor Freude lächeln ließen. Obwohl es noch nicht auf der Welt war, liebten sie ihr Kind von ganzem Herzen. Aber eher die Ungewissheit, ob es ein Mädchen oder Junge werden würde, machte sie beide angespannt.

Jeden Tag hoffte Maya, dass die Wehen einsetzen würden. Dass diese quälende Ungewissheit endlich ein Ende finden würde.

Es war vor allem ihr Zustand, der Maya zu schaffen machte. Ihre Wirbelsäule litt schwer unter dem Gewicht des Babys. Meißtens lag sie nur auf dem Sofa und laß in einem ihrer Lieblingsbücher, strickte oder schlief.

Lukas hatte den Haushalt übernommen, seitdem Maya im achten Monat war. Es machte ihm nicht viel aus, sich um alles zu kümmern. Er wusste gut genug, was sie durchmachte und er wollte sie so gut wie möglich entlassen.

Ihre Stimmungsschwankungen zehrten aber an seinen Kräften. Fast jeden Tag war es so, dass sie plötzlich in Tränen ausbrach, wenn sie an eigentlich belanglose Dinge dachte. Wenn er sie dann in den Arm nahm und langsam hin und her wiegte, wusste er sich selbst keinen Rat, wie er ihr helfen konnte. Zum Glück geschah das meistens abend und wenn sie sich ausgeweint hatte, war sie danach auch gleich eingeschlafen.

Im Büro war es in letzter Zeit sehr ruhig geworden, darum konnte er es sich auch leisten die meiste Zeit zu Hause zu arbeiten. Die Entwürfe konnte er auch zu Hause zeichnen und außerdem war er so mehr bei Maya.

Aber am liebsten lag er, so wie gerade, auf Maya's Schoß und drückte sein Ohr an ihren Bauch. Das Kleine reagierte bereits auf ihre beiden Stimmen. Jedesmal wenn sie miteinander sprachen, trat das Baby leicht gegen seinen schützenden Kokon im Bauch seiner Mutter.

Maya war, trotz ihres Zustands überglücklich. Sie liebte es einfach seine Bewegungen zu spüren. Wenn sie schlief und sich gänzlich einmal lösen konnte, glaubte sie sogar, den Herzschlag ihres Kindes zu hören. Es war ja bekannt das Babys alles von ihrer Außenwelt mitbekamen, solange sie in ihrem kleinen Meer aus Fruchtwasser schwammen.

Und gerade weil das stimmte, wollte sie ihrem Kind soviel Liebe wie möglich schenken. Es sollte schon bei seiner Geburt wissen, dass es von ganzem Herzen geliebt wird.

"Kannst du vielleicht den Kamin anmachen? Mir ist kalt.", bat Maya.

"Natürlich."

Lukas stand auf und ging zum Ofen. Auch Maya wollte nicht mehr so tatenlos rumsitzen und entschied sich eine Kanne Tee zu kochen. Man könnte meinen, dass sie verrückt wäre, zumal es Ende August und abends noch relativ warm war. Aber das waren wohl doch bloß die Hormone.

Gerade als Maya aufstehen wollte, brachte ein stechender Schmerz im Unterleib sie zum keuchen. Ein Schwall warme Flüssigkeit lief ihr die Beine hinunter.

"Maya! Was ist? Geht es los?"

Lukas war sofort bei ihr und versuchte sie zu stützen.

"J-ja, ich glaube... meine Fruchtblase ist gerade geplatzt."

Lukas musste nicht lange überlegen. Er nahm Maya auf die Arme und trug sie zum Auto. Schnell ging er zurück und schnappte sich die Tasche mit den nötigsten Sachen fürs Krankenhaus, die Maya schon vor einem Monat gepackt hatte.

"Es wird alles gut, Liebling. In 'ner Viertelstunde sind wir im Krankenhaus."

Maya gab sich Mühe durchzuhaltenund atmete so, wie sie es in ihrem Kurs für werdende Mütter gelernt hatte.

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Lukas lief den Gang auf und ab entlang. Maya war seit einer halben Stunde im Kreißsaal. Sie wurde sofort dorthin gebracht, als sie ankamen.

Immer wieder liefen Krankenschwestern aus dem Zimmer raus und rein.

Maya's Schreie hallten im ganzen Abteil wieder. Es war kurz vor Mitternacht und damit hatte sie bestimmt mehrere Patienten heute um ihren Schlaf gebracht.

Lukas wusste nicht, ob er weinen oder sich freuen sollte. Natürlich freute er sich Vater zu werden, aber seine Maya sollte sich nicht länger quälen. Er hatte schon von einigen Frauen gehört, die im Kindbett gestorben sind. Würde das seine Maya auch erwarten?

"Mr. Cameron?"

Lukas drehte sich ruckartig um. Vor ihm stand eine ältere Frau mit kurzem Pferdeschwanz und in Schwesterntracht.

"Ich darf Ihnen gratulieren. Sie sind Vater von zwei prachtvollen Jungs."

Lukas fehlten die Worte. Zwei? Zwillinge?! Und dann gleich noch Jungs?!

Er war wie gelähmt als er die Tür zum Kreißsaal öffnete. Und was er dort sah, würde ihm auf immer und ewig im Gedächtnis bleiben.

Maya lag mit offenem Patientenkleid in einem weißen, sauberen Bett. Auf ihrer Brust hielt sie ihre beiden Söhne fest. Zwei kleine, verschrumpelte Körperchen mit blinzelnden blauen Augen.

"Sie sind ganz du.", flüsterte Maya leise, als sie Lukas sah.

Er kam langsam auf sie zu und setzte sich schweigend auf den Stuhl neben ihr. Gedankenverloren kniff er sich schnell in den Arm.

Der Schmerz zeigte ihm eindeutig, dass er nicht träumte, und selbst wen das ein Traum war, wollte er nie wieder aufwachen.

Die Zwillinge gähnten einmal ausgiebig, bevor sie hoch zu Maya's Brüsten robbten. Als sie endlich ihre Brustspitzen fanden und anfingen zu saugen, lächelte Maya von einem Ohr zum anderen.

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Nachdem die Zwillinge ihren ersten Hunger gestillt und eingeschlafen waren, legte Lukas sie in ihre Wiegen. Sie waren so klein, dass jeder in eine seiner Handflächen passte. Für sie beide waren sie wie ein Wunder.

Maya hatte ihr Hemd inzwischen geschlossen und sich aufgesetzt. Liebevoll schaute sie zu ihrem Mann der jeden ihrer Söhne kurz hin und her wiegte bevor er sie in ihre Bettchen legte.

Sie war richtig überrascht, als es sich herausgestellt hatte, dass sie zwei Babys im Bauch hatte. Beim Ultraschall hatte man immer bloß einen Umrisse gesehen und einen Herzschlag gehört.

Lukas setzte sich zu Maya ans Bett und küsste seine geliebte Frau.

"Danke...", murmelte er an ihre Lippen. Er war so unendlich glücklich.

Maya erwiderte seinen Kuss. Das Glück eine richtige Familie zu haben, war einfach wunderschön.

"Dann hast du wohl unsere Wette gewonnen."

"Scheint so. Magst du mal hören?"

"Schieß los."

"Wenn es nur ein Junge gewesen wäre, wollte ich ihn eigentlich Luke nennen. Aber ich glaube das Damien und Gabriel besser passen würden."

"Damien. Gabriel. Gefällt mir."

Wieder küsste er seine geliebte Ehefrau, bis sie erschöpft nach Luft schnappte. Er musste jetzt noch mehr Rücksicht auf sie nehmen. Geburten waren schwer genug und vor allem bei Zwillingen.

Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Auf diesen Moment hatten sie beide so lange gewartet.

Und endlich verstanden sie, dass sich für dieses Glück alles gelohnt hatte.

2 Kapitel kommen noch! :)

Nerd VS Bad Boy³Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt