(7) Undankbarkeit

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Maja

Beruhig dich erstmal, Maja. Hol mal tief Luft. Und wieder aus. Sammle erstmal die Fakten: Du sollst bis heute Abend das Haus partymäßig vorbereiten, wenn du erst vier Stunden vorher da bist. Emma hatte noch genügend zu trinken im Keller. Geld hast du auch noch genug. Für Essen wäre dann schon gesorgt. Es gibt nur noch eine Kleinigkeit....

ICH WEIß NICHT WIE ES BEI EINER PARTY AUSSIEHT?! Ich war doch noch nie auf eine?! OK, Maja jetzt nochmal tief Luft holen. Was hatte Bash gesagt? 'Wenn du so schlau bist, dass du mehrere Klassen übersprungen hast, wirst du ja wohl auch 'ne Party schmeißen können.' Er hatte recht. Gut, zuerst recherchieren. Recherchieren. Recherchieren.

Im Internet fand ich auch sowas ähnliches. Und viele Bilder. Das wird helfen. Schnell schnappte ich mir meinen Kram und lief zum Ausgang. 14 Uhr. Gut, ich hatte noch genügend Zeit. Wenn die 3 Idioten eine Party-Lokation wollten, sollten sie auch eine Party bekommen! Als ich noch in New York lebte, war ich während der Middle School bei einem 5 Sterne Koch und Patissier in Ausbildung. Er war ein guter Freund meines Vaters und mir ein ausgezeichneter Lehrer. Die werden sich noch wundern!

Bei dem nahe gelegenen Supermarkt kaufte ich alles was ich brauchte. Darunter Chips, viel Schokolade, verschiedene Früchte, Cognac, Whisky, Bier und Cornflakes. Mit allem bewaffnet lief ich nach Hause. Ich stellte alles in der Küche und ging in den Keller. Unglaublich! Eine Discokugel, Lichterketten, weiße Laken und noch viel mehr. Ich brachte alles nach oben und fing an. Mit einer Leiter brachte ich die Discokugel an der Decke an. Die Lichterketten auch noch im Wohnzimmer und draußen am Pool. Die Stehtische bedeckte ich mit weißen Lacken und stellte Sektgläser darauf. Ich wusste nicht, was man auf Party trinkt, darum habe ich geraten. Ich hoffte bloß, dass Emma nichts dagegen hatte. Die Stereoanlage war mit neuer Musik bestückt und auf dem Plasmafernseher stellte ich ein Lavalampenmotiv ein. Ich fand's ganz gut, als ich alles betrachtete. Sah doch nicht schlecht aus. Jetzt fehlte nur noch das Essen. Ich befüllte die Glasschüsseln mit Chips. Die Schokolade schmolz ich, spießte die Früchte auf Holzspiese und machte Schokofrüchte. Ich machte noch weitere Häppchen, wie Sandwiches und stellte die Getränke bereit. Im Garten brachte ich die weißen Lampions an und stellte das Poollicht an. Zuletzt fehlten nur noch ein paar Kerzen. Ich checkte die Uhrzeit. Puh! Gerade noch geschafft. Der restliche Müll wanderte in die Tonne und der letzte Staub in den Staubsauger. Da hörte ich wie jemand die Haustür aufschloss.

"Glaubst du, dass der Nerd es geschafft hat?", fragte eine Stimme, ich glaube Jake.

"Wäre besser für sie, sonst hat Leon einen neuen Boxsack.", erwiderte Bash gehässig. Als Boxsack?! Na, danke! Schnell huschte ich in die Küche und machte noch alles sauber.

"Nicht schlecht. Die Schlampe hat gute Arbeit geleistet.", hörte ich Bash sagen. Es gefiel ihnen! Gott sei dank! Doch da flog die Küchentür auf.

"Hey Nerd!", rief Leon und warf mir seine Schultasche zu. Bash und Jake taten es ihm gleich.

"Hier ist deine Belohnung. Bis morgen darfst du unsere Hausaufgaben machen. Und jetzt, verzieh dich!"

"J-ja...", flüsterte ich und lief an ihnen vorbei.

"Ach ja, noch was. Wenn wir morgen aufstehen ist das Haus wieder sauber. Kapiert?!", schrie er mich an.

Ich nickte nur hastig und lief die Treppe hoch. Schnell drehte ich den Schlüssel um. Wenn die Freaks nachher alle betrunken sind, will ich nicht das die in mein Zimmer kommen. In den Rucksäcken der Jungs fand ich verschiedene Zettel auf denen die Aufgaben stand. Aber das....das war zu viel! Selbst ich konnte das nicht in einer Nacht schaffen! Und dann sollte ich nach dem Trinkgelage der Jungs das Haus sauber machen? Aber ich konnte daran nichts ändern. Wenn ich nicht als Leons Boxsack enden wollte, musste ich es schaffen.

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Mein Zimmer; Kurz nach Mitternacht

Es war mittlerweile schon sehr spät und ich war gerade erst zur Hälfte fertig. Die Party war unten noch im vollen Gange. Ich spürte schon wie das Haus vibrierte von der lauten Musik. Bevor ich mich auf mein Zimmer verdrückt hatte, nahm ich mir noch eine große Kanne Tee mit viel Zucker mit. Mein Lieblingsgetränk und der beste Helfer für eine lange Nacht. Bisher hatte ich nicht einen Fuß vor die Tür gesetzt. Zum Glück hatte ich mein eigenes Badezimmer.

Ich wusste, wenn ich jetzt einschlafen würde, dass ich bis zum Mittag schlafen würde. Schnell ging ich ins Bad und duschte eiskalt. Der Adrenalinschock gab mir neue Kraft. Ich zog mit frische Sachen an und machte mich wieder an die Arbeit.

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Mein Zimmer; 3Uhr Morgens

Endlich fertig! Alles geschafft! Es wurde auch höchste Zeit! Ich schaute auf die Uhr und bekam den nächsten Schock. 3 Uhr morgens?! In 5 Stunden geht die Schule los! Doch plötzlich merkte ich, dass es ganz ruhig war. Ich schloss die Tür auf und lief die Treppe runter. Oh nein... Das Haus war eine Katastrophe. Leere und zerbrochene Bierflaschen, riesige Flecken auf dem schneeweißen Sofa und auf dem Boden. Ich wollte mir lieber erst gar nicht den Rest ansehen. Und wo sind die drei Idioten eigentlich?! Beruhig dich, Maja. Beruhige dich! Du darfst dich jetzt nicht aufregen. Du kannst eh nichts ausrichten. Ein...Aus... Ich holte aus der Abstellkammer das Putzzeug. Meine Haare steckte ich unter ein Tuch und mit Handschuhen bewaffnet fing ich an.

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Wortwörtlich quälte ich mich in die Schule und in den Unterricht. Mein ganzer Körper tat mir weh. Das Haus war wieder blitze sauber, obwohl es äußerst schwer war mit einer vergipsten Hand das ganze Chaos in Rekordzeit wieder aufzuräumen. Aber für das Frühstück hatte ich keine Zeit und keinen Nerv mehr. Meine einzige Hoffnung war, dass ich die 3 Idioten heute nicht ertragen müsste. Und mein Wunsch wurde mir seltsamerweise gewährt. Nach der sechsten Stunde ging ich noch schnell in die Bibliothek um ein Buch zurückzubringen, aber der Heimweg war schwerer als erwartet. Der Schlag von Leons und die Prügel von seiner Brüdern hatten seine Spuren hinterlassen. Jetzt breiteten sich über meinen ganzen Körper grün-braune und schwarz-blaue Blutergüsse. Bisher hatte ich die Schmerzen ignoriert, aber sie wurden immer schlimmer. Zum Glück trug ich nur lange Sachen und damit konnte sie niemand sehen.

Als ich zu Hause war schleifte ich mich gleich unter die Dusche. Das lauwarme Wasser linderte etwas meine Schmerzen. Aber die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten. Weinend und schluchzend stand ich in der Dusche. Für eine geschlagene halbe Stunde. Ich stellte das Wasser aus und trocknete mich ab. Ich zog mir meinen schwarzen Slip mit passendem Sport-BH an. Ich hatte fast gar keine Brüste, darum hielt ich einen BH für überflüssig. Auch mein Körper war relativ dünn. Eigentlich schon zu dünn. An manchen Stellen standen schon die Knochen raus, vor allem an den Schultern, den Hüften und den Rippen. Nackt schaute ich mich erst gar nicht im Spiegel an. Ich setzte mich aufs Bett und lies meinen Tränen freien Lauf. Nicht nur mein Körper schmerzte, sondern auch mein Herz. Warum? Warum musste mir etwas passieren? Was hatte ich nur getan um das zu verdienen? Ich verfiel ins Schweigen.

"Hey Nerd, warum hast du nicht...?", sagte Jake als er plötzlich in mein Zimmer kam. Er stockte mitten im Satz und starrte mich schockiert an. Warum war er so überrascht? Ich verzog keine Miene, sondern schaute ihn einfach nur an. Er rannte hinaus und schlug die Tür zu. Ich legte mich ins Bett und zog mir die Bettdecke bis zu den Schultern. Es war mir egal. Alles egal. Ich wollte nur noch schlafen. Nur noch schlafen...

Nerd VS Bad Boy³Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt