~Prolog~

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Völlig genervt verdrehte ich die Augen und stöhnte auf, als Esmiras Schreie mich erneut aus dem Schlaf rissen. Ich liebte unsere Kleine wirklich über alles, doch der ständige Schlafmangel in den letzten Nächten machte mir wirklich zu schaffen.
Zwar war sie nun schon vier Monate alt und schlief teilweise sogar fast durch, doch in den letzten Tagen hatte sie dazu wohl keine Lust mehr...

Blinzelnd schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich tatsächlich ganze 10 Minuten geschlafen hatte...
Erschöpft räkelte ich mich und wollte gerade aufstehen, um die Kleine zu beruhigen, da hörte ich Brandons sanfte Stimme: "Bleib liegen, ich mach das schon!"
Kraftlos ließ ich mich wieder ins Kissen sinken und beobachtete lächelnd, wie mein Mann zu der kleinen Wiege stapfte und sich darüber beugte. Sofort verstummten die Schreie des Babys und ich hörte unsere Kleine lachen.
Brandon richtete sich auf und warf mir einen triumphierenden Blick zu, doch sobald er den Blickkontakt zu seiner kleinen Prinzessin abgebrochen hatte, schaltete diese sofort wieder die Sirene ein.
Schmunzelnd schaute ich Brandon an als er meinte, dass die Kleine eben genauso um seine Aufmerksamkeit kämpfe, wie ich.
Im nächsten Moment hatte Brandon die Kleine auf dem Arm und wippte sie beruhigend hin und her, während er langsam durch den Raum schlenderte.

Ich liebte diesen Anblick über alles.
Ich liebte es allgemein, zu sehen, wie Brandon mit der Kleinen umging, weil ich bis zum letzten Moment Angst gehabt hatte, er würde sie nicht akzeptieren, weil er einfach kein Kindermensch ist...
Doch diese Sorge war offenbar mehr als unbegründet gewesen.
Es war wirklich herzallerliebst, wie Brandon sich um die Kleine kümmerte und wirklich einen wunderbaren Vater abgab...
Ich war ja fast schon neidisch auf Esmira, weil Brandon ihr zeitweise mehr Aufmerksamkeit schenkte als mir, aber solche Momente wusste Brandon ziemlich gut auszugleichen und er zeigte mir jeden Tag, dass er mich immer noch genauso liebte wie zuvor, wenn nicht sogar noch mehr.

Als Brandon die scheinbar schlafende Esmira gerade wieder in die Wiege legen wollte, ertönte erneut ein Schrei.
"Dann bring sie eben mit...", murmelte ich und gab mich somit geschlagen.

Überaus vorsichtig legte sich Brandon mit der Kleinen ins Bett, sodass sie mich anschauen konnte.
Im nächsten Moment gab sie unverständliche Laute von sich und streckte ihre kleinen Arme ein Stück weit nach mir aus.
Damit zauberte sie mir sofort ein Lächeln ins Gesicht und all mein Schlafmangel schien vergessen zu sein.
Dann rückte ich ein Stück näher zu ihr heran und hielt ihr meine Hand hin. Sofort griff meine kleiner Engel nach meinem Ring- und nach meinem Zeigefinger und hielt sie mit ihren kleinen, weichen Händen fest umschlossen.
Als mein kleiner Engel mir dann auch noch ein Lächeln schenkte, schmolz mein Herz vollends dahin. Sie hatte mich einfach vollkommen im Griff, die Kleine, und ich würde einfach alles für sie tun...
"Ist ja gut, Süße, ich freu mich ja auch, dich zu sehen", flüsterte Ich, "aber jetzt wird geschlafen! Deine Mama ist wirklich müde..."
"Und Papa auch!", grummelte Brandon auf der anderen Seite des Bettes, woraufhin sich unsere Blicke trafen und wir beide lächeln mussten.
Danach war Esmira tatsächlich still und lag schließlich friedlich schlafend zwischen ihren Eltern.
Brandons Hand tastete nach meiner und verschränkte dann seine Finger mit meinen.
Es war einfach ein perfekter kleiner Familenmoment und ich fühlte mich einfach zuhause.
Wir hatten es tatsächlich geschafft.
Brandon und ich hatten uns lieben gelernt, mein Bruder und mein Freund hatten es geschafft, sich zu vertragen, ich hatte den Mann geheiratet, den ich über alles liebe und nun war da eben auch noch unser kleiner Engel, der uns Tag und Nacht auf Trapp hielt.
Ich hätte es mir nicht besser erträumen können.
Alles war perfekt.
Vielleicht sogar ein bisschen zu perfekt...

Selbst meine Mum schien sich inzwischen mit der Tatsache abgefunden zu haben, dass Brandon mein Herz gehörte. Das hieß zwar noch lange nicht, dass sie das alles wirklich gut hieß, doch es wurde tatsächlich von Woche zu Woche besser und Brandon musste sich spätestens seit der Geburt der Kleinen auch nicht mehr ihren Todesblicken unterziehen.
Sie kam mich sehr oft besuchen und auch sie war, wie eigentlich alle anderen, von Esmira ziemlich verzaubert worden.
Unser kleiner Engel zog einfach jeden in ihren Bann.

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