Kapitel 13 ~Come back-

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Benny war in all den Jahren auch zu einem sehr guten Freund geworden.
Er war für mich ein bisschen ein Mini-Sam.
Auch Benny hätte Brandon niemals direkt widersprochen und gab sich alle Mühe, immer alles perfekt zu machen.
Und er machte seinen Job wirklich gut, doch sein Vertrauen und seine Treue zu mir waren in den letzten Monaten offenbar so groß geworden, dass er dafür sogar bereit war, Brandon zu hintergehen.
Und jetzt machte sich das bezahlt.
Versteht mich nicht falsch; ich hatte niemals vor, den Jungen auszunutzen.
Wir hatten uns einfach nur von Anfang an gut verstanden. Das lag sicher auch daran, dass wir in einem Alter waren und es eine Zeit lang sonst einfach niemanden in unserem Alter gab.
Auch er war viel zu schnell erwachsen geworden, doch wie ich in unseren Gesprächen immer wieder feststellen konnte, schlummerte in Benjamin immernoch der schüchterne Junge von damals.
Ich war froh, dass er bei mir war und dass ich jemanden zum Reden hatte, denn ansonsten hätten meine Emotionen wohl überhand genommen...
Die Trauer um Sam, das schlechte Gewissen wegen Brandon, die Angst um meine Tochter...
All diese Gefühle kreisten wie die Aasgeier um mich herum und schienen nur auf den richtigen Moment zu warten, um mich zu überwältigen.

Es dauerte allerdings nicht sehr lange bis mein Handy klingelte.
Brandon.
„Geh dran, Lyana! Er macht sich sonst riesige Sorgen und wird wütend; das kann jetzt keiner gebrauchen!", mahnte Benny während ich zögernd auf das Display starrte.
„Ich kann jetzt nicht mit ihm reden", murmelte ich und das Handy verstummte wieder.
„Lyana das bringt doch nichts! Er wird es sowieso herausfinden!", erklärte Benny und wurde deutlich nervöser.
„Kann er uns noch einholen?"
Benny zuckte mit den Schultern: „Mit dem Heli auf jeden Fall"
„Benny, er darf mich nicht zurückholen, hast du verstanden? Ich halte es nicht länger aus, eingesperrt zu sein und nichts machen zu können! Das geht einfach nicht mehr!", erklärte ich mit Nachdruck, was Benny offensichtlich zum Nachdenken brachte.
Damit rauschte das Funkgerät.
„Benny!"
„Ja Boss?"
Um Gottes Willen er klang ja jetzt schon völlig nervös. Er war offenbar noch schlechter darin, seine Gefühle zu überspielen, als ich.
Na das konnte ja heiter werden...
„Lyana ist verschwunden; ist sie bei dir?! Wo zum Teufel bist du?!", kam es angespannt aus dem Funkgerät.
Benny schaute mich hilfesuchend an und ich legte sofort meinen Finger auf meine verschlossenen Lippen.
„Ich... ich habe gesehen, wie Lyana aus dem Haus gegangen ist und jetzt folge ich ihr... Es geht ihr gut Boss!", stammelte Benjamin vor sich hin und ich hätte am liebsten genervt aufgestöhnt.
Er klang einfach so unglaubwürdig.
Aber das konnte ich ihm eigentlich auch nicht verübeln, denn er hatte wie jeder andere auch ordentlich Respekt vor Brandon und ihm dazu noch einiges zu verdanken.
„Bring sie sofort hier hin! Ich will sie bei mir haben! Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist!"
Brandon wirkte zum Schluss sehr aufgebracht.
Er war sauer auf mich. Und dazu kam die Angst um mich, die ihn verletzbar machte.
Gleichzeitig war er wohl enttäuscht von mir und das alles machte ihn nun unfassbar wütend.
Was tat ich ihm nur an?

„Lyana, was machen wir jetzt?", fragte Benny vorsichtig.
„Ich werde nicht zurückgehen, Benny! Wie weit ist es noch bis nach Chicago?"
„Knapp 2 Stunden"
„Dann setz mich an der nächsten Bushaltestelle ab und fahr zurück zu Brandon. Sag, du hättest mich verloren!", forderte ich.
„Bist du jetzt völlig verrückt geworden?! Erstens wird Brandon mich umbringen, wenn ich ohne dich zurückkomme und zweitens lasse ich dich bestimmt nicht alleine zu den Carriords! Meine Aufgabe ist es, dich zu beschützen, Lyana!", war Bennys perplexe Antwort.
„Ich kann auf mich selbst aufpassen!", gab ich schnippisch zurück.
Wieso dachte jeder, ich wäre noch das kleine verletzliche Mädchen von damals?

„Du weißt doch gar nicht, was dich da erwartet!!! Diese Leute sind nicht wie Brandon oder Wayne! Da kannst du nicht einfach reinspazieren, einmal mit den Wimpern klimpern und die rücken Mira raus. Wenn sie überhaupt noch lebt... Nicht jeder verliebt sich direkt in dich oder ist glücklicherweise dein Bruder! Mit solchen Menschen hattest du noch nicht zu tun!! Weißt du nicht mehr, was damals in der Villa passiert ist?! Da kommst du nicht mehr lebend raus, Lyana!"

Aua. Das hatte gesessen.
Hielt Benny wirklich so wenig von mir?
Natürlich hatte er Recht, aber seine Worte hatten mich trotzdem verletzt.

„Tut mir leid...", murmelte er nach einer kurzen Stille.
„Schon okay", wisperte ich, brachte es aber nicht fertig, ihn dabei anzuschauen.
„Du siehst müde aus... Vielleicht solltest versuchen, ein bisschen zu schlafen. Du wirst Kraft brauchen...", schlug Benny vor, woraufhin ich mich ein kleines Stückchen von ihm wegdrehte, um den Kopf besser ablegen zu können, und die Augen schloss.
Er hatte ich Recht: Ich sollte mich wohl noch ein bisschen ausruhen, schließlich hatte ich heute schon einiges mitgemacht und draußen wurde es sogar schon langsam dunkel.

Mein Handy riss mich aus meinem Halbschlaf.
Gedankenverloren ging ich dran und bereute es im nächsten Moment.
„Lyana! Was ist denn los mit dir?! Wo bist du??!", hallte mir Brandons aufgebrachte Stimme ins Ohr.
„Beruhige dich mal bitte. Ich werde unsere Tochter holen und du wirst mich nicht wieder wegsperren, damit ich nicht helfen kann. Ich halte das nicht aus!", gab ich zurück.
„Lyana das kann nicht dein Ernst sein! Sei doch vernünftig! Wir können nicht einfach in die Carriord-Festung eindringen; wir brauchen einen guten Plan! Du handelst viel zu überstürzt. So funktioniert das nicht!", versuchte Brandon mir verzweifelt und gleichzeitig etwas wütend zu erklären.
„Das dauert viel zu lange, Brandon! Unsere Tochter braucht uns! Und zwar jetzt!! Wenn du warten willst, dann warte, aber ich kann nicht mehr tatenlos rumsitzen!", legte ich meine Meinung dar.
„Lyana... Prinzessin... Ich bitte dich: komm zu mir zurück! Bring dich doch nicht in solche Gefahr! Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Carriords mit dir anstellen, wenn sie dich in die Finger kriegen. Bitte! Ich liebe dich!", flehte Brandon regelrecht.
Es tat mir weh, ihn so zu hören. Es tat mir sogar sehr weh, aber er würde mich nicht umstimmen können.
Er hatte nicht die gleiche Verbindung zu unserer Tochter, wie ich und ich wusste, dass er mein Handeln niemals verstehen würde, doch ich könnte nicht warten, bis ein sicherer Plan geschmiedet worden war. Bis dahin könnte mein kleiner Engel längst tot sein...
Und das durfte ich auf gar keinen Fall riskieren.
Ich würde zu Brandon zurückkehren...
Ich würde wieder nach Hause kommen...
Aber nur mit meiner Tochter zusammen...

„Ich liebe dich über alles...", wisperte ich.

Dann war die Verbindung weg...

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