Kapitel 6 ~Good Life~

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"Wir wollten eigentlich Frühstück machen...", warf ich vorsichtig ein.
"Klappt ja gut!", meinte Sam und konnte sich das Lachen nicht länger verkneifen.
Und da Sams Lachen einfach zu ansteckend war, dauerte es auch nicht lange, bis Brandon und ich auch losprusteten.
Das waren die Momente, die ich in letzter Zeit viel zu oft vermissen musste.
Momente, in denen es scheinbar keine Sorgen gab.
Momente, in denen Brandon ganz nah bei mir war.
Momente, in denen wir einfach nur glücklich sein konnten...
Momente, in denen ich mein Leben einfach als vollkommen bezeichnen würde...

"Onkel Sam?"
Sofort verstummte das Lachen und alle Blicke bewegten sich zu unserem kleinen Engel.
Noch ganz verschlafen und mit zerzausten Haaren stand sie an der Treppe und hielt ihr kleines Kuschellama in der Hand.
"Guten Morgen, Kleine!", antwortete Sam sofort und ich ließ mich möglichst unauffällig von der Arbeitsfläche gleiten.
"Hey Schatz!", begrüßte ich meine Kleine und lief auf sie zu, "hast du gut geschlafen?"
Kichernd kam sie mir auf etwas wackligen Beinen entgegengelaufen, fiel mir um den Hals und nickte.
Ihre großen Augen schauten mich erwartungsvoll an.
Lächelnd nahm ich sie auf den Arm und trug sie in die Küche zu Sam und Brandon.

"Deine Eltern machen grade Frühstück!", meinte Sam grinsend und schaute mich vielsagend an.
"Ich will helfen!", rief die Kleine sofort aufgeregt, sodass ich Sams offensichtliche Provokation leicht ignorieren konnte.
Danke Esmira!
"Natürlich darfst du helfen! Du kannst Papa zeigen, wie man Pfannkuchen macht!", schlug ich vor und unsere Tochter klatschte begeistert in die Hände.
Sie liebte Pfannkuchen über alles. Damit würde ich sie immer kriegen...
Naja zumindest solange sie noch nicht in der Lage war, sich ganz alleine welche zu machen.

"Na dann mal los!", meinte Brandon siegessicher, nahm die Kleine entgegen und setzte sie auf die Arbeitsplatte.
"Huhn!", sagte Esmira laut und schaute ihren Vater auffordernd an.
Dieser blickte hilfesuchend zu mir.
"Eier, Esmira, du meinst Eier! 5 Stück brauchen wir...", erklärte ich kichernd und Brandon machte sich sofort am Kühlschrank zu schaffen.

So schaffte es Brandon schließlich, ein paar Pancakes zuzubereiten, während Sam und ich schon mal den Tisch deckten.
Zugegeben, ich war ziemlich überrascht davon, dass Brandon tatsächlich für uns Frühstück machte...
Noch vor ein paar Jahren in der Villa wäre das undenkbar gewesen...
Und noch nebenbei war es ein Bild für die Götter wie Brandon mehr oder weniger hilflos versuchte, die Anweisungen seiner zweijährigen Tochter umzusetzen.

Nach dem Frühstück zog ich mir erst einmal etwas anderes an, da Brandon sich weigerte, mir in diesem Aufzug das Schießen beizubringen.
Vielleicht hatte er ja auch irgendwo recht damit...
Jedenfalls führte er mich die Treppe hinunter in den Keller zur zweiten Tür links. Diesen Raum hatte ich tatsächlich noch nie betreten, da die Tür immer fest verschlossen gewesen war.
Und meine Neugierde war offenbar nie groß genug gewesen, der Sache intensiv nachzugehen. Schließlich war das Haus groß genug und es gab genug andere Räume zu erkunden.
Nun öffnete Brandon sie offenbar mit seinem Handabdruck, was mich dazu veranlasste, ungeduldig meine Augen zu verdrehen. Musste denn immer alles dreifach gesichert sein?
Das Schloss öffnete sich und Brandon ließ die massive Tür einladend nach innen aufschwingen.
Er ließ mir den Vortritt und ich trat in die Dunkelheit des mir unbekannten Raumes.
Sobald ich die Türschwelle passiert hatte, reagierte der Bewegungsmelder und tauchte das "Zimmer" in gedimmtes Licht.
Der Raum war viel größer als erwartet. Er breitete sich länglich vor mir aus und die Regale an den Seitenwänden leiteten meinen Blick zur gegenüberliegenden pechschwarzen Wand, die mir seltsam weit entfernt vorkam.
Hier schien es keinerlei Möbel oder ähnliche Innenausstattung zu geben.
Abgesehen natürlich von den in die Seitenwände eingelassenen unzähligen Regalfächern.
Der Inhalt dieser Fächer fiel mir erst jetzt richtig auf.
Von allen Seiten glänzte mir das Schwarz verschiedener Waffen entgegen.
Völlig überwältigt drehte ich mich ganz langsam um die eigene Achse und ließ den Blick umherschweifen.
Mit jeder Sekunde schien der Raum in meiner Wahrnehmung größer zu werden, nur um noch mehr Waffen beherbergen zu können...

"Brandon? Was ist das hier?", fragte ich leicht verunsichert, löste meinen halb erstaunten, halb verstörten Blick von meiner Umgebung und richtete ihn auf Brandon.
Er grinste verschmitzt.
"Das ist mein ganz persönlicher Trainingsraum! Jede meiner Niederlassungen hat eine solche Räumlichkeit. Ich brauchte sie früher, um mich wieder abzuregen, aber heute hab ich ja dich...", erklärte Brandon und legte beim letzten Satz eine Hand an meine Wange, an die ich mich sofort anschmiegte.
"Achso, jetzt kannst du deine Aggressionen also an mir auslassen und musst nicht mehr grundlos rumballern?!", fragte ich neckend und konnte das provozierende Lächeln nicht unterdrücken.

Etwas enttäuscht schaute er mich an und legte nun auch seine andere Hand an mein Gesicht, sodass ich seinem Blick nicht mehr entkommen konnte.
"Nein Prinzessin, du weißt, wie ich das meine... Seitdem du endgültig mir gehörst habe ich mich deinetwegen viel besser unter Kontrolle. Du hast eine beruhigende Wirkung auf mich...", erklärte Brandon und kam mir ganz nah.
Ich wusste ganz genau, dass er nur darauf wartete, dass ich dieses unbefriedigte Gefühl nicht länger aushielt und die letzten Zentimeter zwischen uns überbrückte.

Und genau das tat ich.
Es war ein unwiderstehliches Gefühl, das Brandons Worte in mir ausgelöst hatten.
Sie zeigten mir, wie viel ich ihm wirklich bedeutete. Ich empfand es als sehr große Ehre, ich Brandon offenbar mit seinen Aggressionsproblemen geholfen hatte.
Mir wurde endlich klar, dass nicht nur ich abhängig von ihm war, sondern dass auch er nicht ohne mich konnte...
Doch zusammen funktionierten wir.
Wir funktionierten sogar so gut zusammen, dass mir die Zeit ohne ihn immer unerträglicher vorkam.
Und auch wenn er es selbstverständlich nicht wirklich zeigte, war ich mir sicher, dass es Brandon so ähnlich gehen musste...
Wir hingen beide dadrin...
Alles an uns schrie regelrecht nach der Gegenwart des Anderen.
Das alles wäre fast schon gruselig gewesen, wenn es nicht gleichzeitig so unfassbar schön und unwiderstehlich wäre...

Und dann ging es schließlich los.
Auch wenn wir uns etwas widerwillig voneinander trennten; wir waren trotzdem aus einem Grund hierher gekommen: Ich wollte mich endlich richtig verteidigen können... mit einer Waffe!
Ungeduldig musste ich Brandon zunächst zuhören, wie er mir ein paar theoretische Grundlagen erklärte.
Doch dann ging es irgendwann endlich richtig los und ich war plötzlich um Einiges aufgeregter als gedacht...
Aber Brandon war ja bei mir und ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte...

Hello, da bin ich wieder.
Ich hoffe ihr freut euch.

Eine Frage: Habt ihr Wünsche oder Vorstellungen, was noch passieren könnte?
Es ist immerhin das letzte Buch und ich würde mich freuen, wenn ich noch ein paar Wünsche erfüllen könnte.

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