Kapitel 12 ~Help~

91 5 2
                                    

Es dauerte unzählige Stunden bis ich irgendwann in weiter Ferne einen Hubschrauber hörte und wieder einige Minuten später endlich mein Mann zur Haustür herein gestürmt kam.
In der Zwischenzeit hatte ich es geschafft, mich umzuziehen und mich halbwegs frisch zu machen.
Marlon war davon nicht so begeistert, da er meinte, ich solle mich lieber ausruhen, doch das war mir egal.
Ich würde definitiv nicht tatenlos im Bett rumliegen, während meine Tochter in größter Gefahr war!

Sofort fiel ich Brandon um den Hals und hätte ihn am liebsten gar nicht mehr losgelassen.
„Es tut mir so leid, Prinzessin! Ich hätte bei dir sein müssen! Das hätte alles nicht passieren dürfen!", redete Brandon auf mich an und presste mich ganz fest an sich.
„Brandon, wir müssen sie suchen! Sie braucht uns!", sprudelte es sofort aus mir heraus und Brandon musste mich erst einmal wieder beruhigen.
„Du musst gar nichts, Lyana! Du wirst dich nicht in Gefahr begeben, hast du das verstanden?!"
„Ich kann doch nicht einfach hier rumsitzen und nichts tun! Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Lass mich helfen! Bitte!", rief ich aufgebracht und trommelte wütend auf Brandons Brust herum.

„Lyana bitte beruhige dich erstmal. Wir werden sie finden, okay? Aber du musst mir versprechen, dass du dich nicht in Gefahr bringst und nichts Dummes und Unüberlegtes anstellst, ja?", meinte Brandon besänftigend und fixierte mich mit seinen ruhigen braunen Augen, was mich zum Durchatmen brachte.
Trotzdem wollte ich meine Tochter retten.
Koste es, was es wolle...

Wir setzten uns erst einmal aufs Sofa und ich erklärte Brandon die Situation.
Das führte zu einigen Tränen, doch das war alles nicht so tragisch, denn Brandon war ja nun da, um mich zu trösten.

Plötzlich vibrierten unsere Handys gleichzeitig.

Blackeyls!
Das Spiel ist vorbei!
Ihr werdet bezahlen!
Du weißt, was das bedeutet, Blackeyl!
Nun spürst du, wie es sich anfühlt, wenn einem das Kostbarste genommen wird!
C

Mit stockendem Atmen schaute ich Brandon an.
„Fuck!"
Vor Schreck zuckte ich zusammen.
„Dieser elende Wichser! So ein Bastard! Das wird er noch bereuen! Fuck!"
Brandon brüllte vor Wut und raufte sich die Haare.

„Jetzt beruhige dich!!!", ging plötzlich eine Stimme dazwischen, die ich schon ewig nicht mehr so laut gehört hatte.
Sofort wurde es still und unsere Blicke flogen zu Layla, die im Eingangsbereich stand.
Wie schaffte sie es eigentlich, in jeder einzelnen Minute so verdammt gut auszusehen?!

„Er hat meine Tochter! Layla, du weißt ganz genau, was diese Nachricht bedeutet! Er hat unsere Kontakte, er weiß wo wir sind!
Was weiß ich, wie lange er den Scheiß schon geplant hat und was er noch vor hat?!", kam es energisch von Brandon und er wirkte dabei wirklich verzweifelt.
Layla kam in der Zeit erstmal zu mir und schloss mich freundschaftlich und tröstend in die Arme.
„Ich weiß ganz genau, wie ernst die Lage ist! Aber jetzt hör doch mal auf hier rumzuschreien!", versuchte Layla ihren Bruder zu beruhigen.
„Bei dir alles okay, Süße?", erkundigte sie sich einfühlsam und ich nickte.
„Du bist ganz schön blass. Du Arme, du bekommst aber auch echt immer alles ab!", ergänzte Layla mit einem leichten Lächeln.
Das sagte ausgerechnet sie zu mir?
Ich war mir so sicher, dass sie schon so viel mehr abbekommen hatte als ich!

„Wir brauchen einen Plan", kam es schließlich von Brandon und er setzte sich wieder zu uns.
„Eins ist klar", setzte er an, „Wir müssen wieder nach Chicago. Aber zuerst müssen wir uns um Lyanas Sicherheit kümmern. Sie kann nicht länger alleine hier bleiben. Das ist zu gefährlich..."
„Brandon! Ich will euch helfen! Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie diese Bastarde sich an unserer Tochter vergreifen! Ich kann mich verteidigen; Sam hat mir alles beigebracht und du doch auch! Lass mich nicht zurück!", bettelte ich.
Denn für mich war eins klar: Entweder Brandon würde mich freiwillig mitnehmen oder ich würde meiner Tochter auf eigene Faust helfen.
Egal wie.
„Das hört sich sehr entschlossen an", meinte Layla anerkennend und wir beide schauten Brandon erwartungsvoll an.
„Das kommt nicht in Frage! Wir werden Lyana nicht noch mehr in Gefahr bringen! Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passiert, Prinzessin...", meinte er.
Zunächst wirkte er dabei sehr energisch, doch zum Ende hin wurde er immer bedrückter.

„Ich liebe dich", entgegnete ich aus tiefstem Herzen und musste dabei meine Tränen zurückhalten.
Mein Entschluss war gefallen.
Ich musste mich wohl alleine auf die Suche machen und zwar so schnell wie möglich, bevor Brandon mich irgendwo ‚in Sicherheit' wegsperren würde.
Ich forderte mir daher einen Kuss ein und versuchte, all meine Gefühle für meinen Mann in diesem Kuss zum Ausdruck zu bringen.
Es fiel mir schwer, ihn zu hintergehen, doch ich konnte mich diesmal nicht seinem Willen beugen.
Dieses eine Mal musste ich einfach meinen eigenen Weg gehen, um meine Tochter zu retten.

„Also, wie gehen wir jetzt vor, Bruderherz?", begann Layla das ernste Gespräch.
Brandon begann sofort, nachdenklich seine brüchigen Pläne zu schildern und ich wurde immer unruhiger.
Wie sollte ich nur hier wegkommen?
Irgendwann traute ich mich dann schließlich.
Ich griff noch ein letztes Mal nach Brandons Hand, entschuldigte mich und ging dann Richtung Toilette.

Dort angekommen konnte ich die ersten Tränen nicht mehr zurückhalten, hatte mich jedoch recht schnell wieder im Griff und fixierte mit entschlossenem Blick das zugegeben recht kleine Fenster.
Der Weg nach draußen war leichter als erwartet, jedoch war es dritt unerwartet kalt, was mich kurz schaudern ließ.
Doch ich musste jetzt wohl ohne Jacke klarkommen.

Ich stand kurz orientierungslos an der Hauswand.
Wie sollte es jetzt weiter gehen?
Mein Plan war zugegebenermaßen nicht sehr ausgereift und wies einige mehr oder weniger große Lücken auf, aber ich würde das schon irgendwie hinbekommen. Das musste ich einfach.

Mein Blick fiel auf Brandons Wagen in einigen Metern Entfernung und ich lief entschlossen darauf zu.
Im nächsten Moment rüttelte ich verzweifelt an der verschlossenen Fahrertür.

„Lyana? Was machst du denn da?"
Erschrocken quiekte ich kurz auf und wirbelte herum.
„Fuck Benny! Erschrick mich nie wieder so, du Verrückter!", tadelte ich den jungen Mann.
„Brauchst du ein Auto?"
Ich nickte.
„Weiß Brandon davon?"
Zögernd schüttelte ich den Kopf und setzte eine Unschuldsmiene auf.
„Dann brauchst du wohl einen Fahrer"
Ungläubig und fast schon schockiert schaute ich den jungen Mann vor mir an.
„Na komm", meinte Benny und ich folgte ihm zu einem anderen Wagen.
Irgendwie war das alles zu einfach...
„Bist du sicher, dass du mir helfen willst?", fragte ich misstrauisch, während ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
Benny nickte und meinte: „Na ja, als Brandon das mit Sam realisiert hat, wollte er sofort einen neuen Bodyguard für dich und tadaaaa hier bin ich"
Okay...
„Fährst du mich nach Chicago?", fragte ich vorsichtig.
„Lyana, was zum Teufel hast du vor?!"
„Ich hole meine Tochter!", gab ich sofort zurück und Benny nickte nur.
„Denkst du nicht, da wäre ein bisschen Unterstützung nicht schlecht? Was hast du vor? Willst du da einfach reinspazieren und mit Mira wieder raus? Hast du eine Ahnung, was dich da erwartet?!", redete Benny auf mich ein, was mir gar nicht gefiel.
Ich wusste selber, dass mein Plan scheiße war.
„Kannst du bitte einfach losfahren, bevor Brandon merkt, dass ich weg bin?! Er würde mich niemals helfen lassen, aber ich hoffe du verstehst, dass ich mich nicht einfach irgendwo einsperren lassen kann, während meine Tochter in Gefahr ist! Jetzt mach schon!", forderte ich angespannt und Benny startete den Motor.
Zum Glück stand das Auto weit genug weg vom Haus, sodass Brandon und Layla den Motor nicht zwangsläufig hören würden.

Jetzt geht es richtig los!
Was denkt ihr, wie geht es wohl weiter?

Tut mir übrigens Leid für die kleine Verspätung...

Alles an uns...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt