Kapitel 24 ~Sucker for Pain~

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Es dauerte einen Moment, bis im Gang wieder alles still geworden und der Schuss verhallt war.

„Esmira wird jetzt hier weg gebracht! Sofort!", formulierte ich meine Forderung seelenruhig aber mit Nachdruck.
„Wie du meinst", knurrte Rael bedrohlich und machte eine Handbewegung in Marcels Richtung, woraufhin dieser Mira auf den Arm nahm und mit ihr ging, „Du wirst ja sehen, was du davon hast..."
Im ersten Moment war ich fast schon überrascht davon, dass mein Warnschuss tatsächlich Wirkung gezeigt hatte.
Doch dann wurde mir wieder bewusst, dass ich im nächsten Moment wieder allein mit diesem Monster sein würde.
Die Waffe hielt ich immernoch direkt auf ihn gerichtet, doch nach dem Schuss waren meine Hände nun deutlich zittriger.
Fast schon genervt schaute Rael mich aus seinen giftgrünen Augen heraus an.
„Komm schon Babe...", setzte er an, doch ich wollte nichts hören.
Ich wollte nicht länger, mit mir spielen lassen.
Ich würde ihn erschießen, meine Tochter holen und von hier verschwinden, solange es noch nötig war.
„Du solltest mich nicht unterschätzen, ich...", setzte ich selbstsicher an, doch dann ging alles viel zu schnell.
„Oh bitte, jetzt reicht es mir!", unterbrach er mich knurrend und im nächsten Moment hatte er mir mit unglaublicher Kraft, der ich nichts entgegensetzen konnte, die Waffe aus der Hand geschlagen und hielt mir nun seine an den Kopf.

„Respekt, Babe... Du bist wirklich stark... Hätte gedacht, du lässt dich früher einschüchtern, das muss ich dir lassen. Aber jetzt haben wir genug gespielt. Du kommst jetzt schön brav mit. An deiner Stelle würde ich meine Geduld nicht überstrapazieren...", knurrte seine tiefe Stimme direkt neben meinem Ohr und ließ mich für einen kurzen Moment erstarren.
Alles in mir wollte kämpfen, doch mein Überlebensinstinkt siegte schließlich und so nickte ich nur stumm und ließ mich von ihm durch die Gänge führen.
Ich hasste mich selbst dafür, ihn nicht einfach erschossen zu haben. Warum hatte ich nicht einfach abgedrückt?
Wegen Mira... Sie war meine Schwäche...
Er hatte mich im Griff. Er konnte uns alle wie Schachfiguren hin und her schieben, scheinbar ohne jede Chance, ihm jemals zuvorzukommen.

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Ich schrie mir regelrecht die Seele aus dem Leib.
Rael, dieser Bastard, hatte die letzten Stunden damit verbracht, mich zu foltern. Es hatte mit Psychospielchen angefangen, doch damit hatte er mich nicht brechen können.
Er wollte wissen, wie Brandons Lagerhallen gesichert waren und wie er die Sicherheitsvorrichtungen umgehen konnte.
Ich kannte ein paar einzelne Details, doch die würde ich niemals preisgeben. Niemals.
Brandon hatte es verdient, dass ich für ihn stark blieb.
„Sag mir, wie ich in diese scheiß Halle komme!", knurrte Rael und seine Augen funkelten mich bedrohlich an. In ihnen war kein bisschen Wärme zu erraten. Sie waren eiskalt. Wütend. Brutal.
„Vergiss es", zischte ich.
Im nächsten Moment vergrub er sein Messer in meinem Oberschenkel.
Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu mehr schreien. Ich presste meine Lippen zusammen, doch ein schmerzerfülltes, verzweifeltes Wimmern konnte ich nicht unterdrücken.
„Sag es mir!!", brüllte er mir ins Gesicht.
Wortlos schüttelte ich den Kopf und versuchte mit dem letzten Selbstbewusstsein, was noch übrig war, seinem Blick standzuhalten.
Daraufhin spürte ich, wie er das Messer langsam in meinem Bein zu drehen begann. Jeder Millimeter sendete neue Schmerzreize durch meinen Körper. Ich wand mich hin und her, soweit es die verdammten Fesseln zuließen und konnte einen schmerzerfüllten Schrei nicht länger zurückhalten.
Ich sah förmlich in seinen Augen, wie er es genoss, mich zu foltern. Es war fast schon, als wäre er süchtig nach meinem Schmerz.
„Du lässt dich ja immernoch nicht klein machen, Babe. Aber ich habe da noch eine Idee. Die wird dir gefallen...", säuselte Rael und sein heimtückisches Lächeln konnte nichts Gutes bedeuten.
„Du wirst aus mir nichts heraus bekommen", wollte ich schnippisch zurückgeben, doch es kam mir ein Wimmern heraus.
Die Schmerzen waren mittlerweile zu groß.
Bereits an mehren Stellen hatte der Bastard mir die verdammte Klinge in den Körper gerammt und ich konnte spüren, wie das Blut sich seinen Weg über meine Haut bahnte.
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich musste mich immer wieder auf eine klare Sicht konzentrieren.
Die Panikattacke aufgrund meiner Schnittwunden war bereits wieder abgeklungen, da die Schmerzen einfach alles überschatteten und mein Körper offenbar keine Energie mehr hatte, die er für eine weitere Panikattacke aufwenden könnte.

„Bringt sie her!", befahl Rael.

Nein.
Das konnte er nicht machen.
Ich war so hilflos.

„Nein!", japste ich und meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Hast du etwas gesagt, Babe?", fragte Rael heimtückisch.
„Du hast mich ganz genau gehört!", gab ich fast schon genervt zurück.
„Warum plötzlich so aufgeregt, Blackeyl? Mache ich dich nervös? Warum sollten wir deine Göre denn von unserem schönen kleinen Spielchem ausschließen?"
Sein Grinsen war abartig und ich wurde tatsächlich immer nervöser.
Dieser Bastard war zu allem fähig. Er würde sicherlich auch nicht davor zurückschrecken, meinem kleinen Engel etwas anzutun.
Das machte mir Angst, denn ich würde sie in meiner aktuellen Situation nicht beschützen können.
Ich spürte, wie mich die Hilflosigkeit langsam übermannte.
„Bitte tu ihr nichts an", hörte ich mich mit zittriger Stimme flehen.
„Du kannst das alles hier sofort beenden. Du musst mir nur meine Informationen geben. Es könnte so einfach sein, Babe...", säuselte Rael und im nächsten Moment hörte ich, wie sich hinter mir die Tür öffnete.
Marcel führte meine Tochter zu Rael und ich zerrte mit all meiner übrigen Kraft an meinen Fesseln, in der Hoffnung, mich loszureißen und meine Tochter retten zu können.
„Mira! Du musst hier weg!", meinte ich unter Schmerzen, doch Mira schaute mich nur verwirrt an.
Wie sollte sie diese Situation auch einordnen können?
Ihre Mutter hing an Fesseln befestigt mitten in einem dunklen Raum und war voller Blut...
Marcels Blick scannte mich kurz ab, doch er schaffte es nicht, mich lange in diesem Zustand zu sehen und wandte sich fast schon beschämt wieder ab.
Er wollte den Anblick meines verletzten Körpers und meines schmerzerfüllten Gesichts wohl nicht viel länger ertragen.
Ich wollte ansetzen, Rael zu drohen, doch seine Worte kamen mir zuvor.
„Esmira, magst du Spiele?", fragte er gespielt freundlich.
„Lass sie in Ruhe!", stöhnte ich verzweifelt und völlig schmerzverzerrt, doch Miras Kopf nickte bereits.
„Was für ein Zufall; ich auch! Ich zeige dir ein lustiges Spiel!", kam es von Rael und die Angst um meine Tochter in mir nahm Überhand.
Doch noch bevor ich hätte irgendwie reagieren können, zuckte die Hand, in der er dieses verdammte Messer hielt und im nächsten Moment steckte es in meinem Bein.
Die Schmerzen waren unbeschreiblich.
Ich wollte nicht schreien. Ich wollte meine Tochter nicht noch weiter traumatisieren.
Mit zusammengedrückten Zähnen stöhnte ich leise aber äußerst schmerzerfüllt auf und atmete danach zischend aus.
„Möchtest du uns etwas sagen, Babe?", fragte Rael herausfordernd.



*Guess who's back*

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