Kapitel 1 ~Right Now~

159 11 2
                                    

"Mami?"

"Ich bin hier draußen, Schatz!"

Lächelnd drehte ich mich um und im nächsten Moment erschien mein kleiner Engel mit tapsigen Schritten in der Tür -dicht gefolgt von Barney, der freudig mit dem Schwanz wedelte.
Als die Kleine mich sah, erklang sofort ihr unschuldiges Lachen und sie kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu gelaufen.
Ich ging in die Hocke und im nächsten Moment fiel mein kleiner Engel mir um den Hals und ich drückte sie fest an mich.
Auch Barney stupste meinen Arm vorsichtig an und wollte an der Umarmung teilnehmen.
Also kraulte ich ihn hinter den Ohren und auch Esmira schenkte dem Wolfshund nun wieder ihre Aufmerksamkeit.

"Barney!", meinte sie kichernd und startete eine Streichelattacke, was dem Wolfshund offenbar gefiel.
Es freute mich, dass sich mein treuer Freund von Anfang auf den Familiennachwuchs eingelassen hatte.
Natürlich war ich gerade am Anfang extrem vorsichtig gewesen, da Barney schließlich immernoch ein riesiger Wolfshund mit Jagdinstinkt war, und ich mir nicht sicher sein konnte, wie er auf die Kleine reagiert und ob er sie nicht vielleicht als Bedrohung ansehen könnte...
Doch all diese Sorgen waren mal wieder völlig unberechtigt gewesen.
Barney hatte unglaublich schnell begriffen, dass die Kleine nun zu uns gehörte und obwohl der Hund immernoch größer war als mein kleines Mädchen, hatte Esmira noch nie Angst vor Barney gehabt und die beiden waren nun unzertrennlich.

Bald konnte ich den beiden dabei zusehen, wie sie im Garten herumtollten.
Es war gut, dass meine kleine Tochter wenigstens Barney als Spielgefährten hatte, denn zu meinem großen Bedauern, hatte sie außer Marc keine Freunde.
Wie sollte sie denn auch welche finden?
Sie durfte das Gelände ja nicht verlassen...
Und ich ebenso wenig...

Manchmal fühlte ich mich tatsächlich wie eine Gefangene, doch es war gleichzeitig schön, nicht alleine zu sein. Mein kleiner Engel war immer bei mir und ich konnte mir sicher sein, dass sie hier nicht in Gefahr schwebte.
Wir waren abseits von jeglicher Zivilisation und selbst ich wusste nicht wirklich, wo genau wir uns befanden...
Die Natur war wunderschön, gar keine Frage, und ich fühlte mich zwischen den Bäumen mehr als wohl, doch ich war es langsam satt, mich einfach zu verstecken. Natürlich war das das beste für unsere Tochter, aber ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, mein Leben lang versteckt gehalten zu werden.
Was würde das für Esmira bedeuten?
Was war das für eine Kindheit?
Natürlich kannte sie es nicht anders, die Kleine war hier aufgewachsen, da wir nach dem Überfall vor fast zwei Jahren in der Villa hierher gezogen waren, doch ich war mir sicher dass sie mit zunehmendem Alter auch nach mehr Freiheit verlangen würde.
Und die würde ich ihr nicht geben können...
Zumindest nicht mit Brandons und Waynes Zustimmung.

Einmal hatte ich mit der Kleinen das Gelände verlassen, um ein bisschen die Umgebung zu erkunden und die beiden waren komplett ausgerastet.
So hatte ich die beiden vorher noch nie erlebt. Und dann diese Aggression im Doppelpack. Keine schöne Erfahrung...
Naja eigentlich war es ja irgendwie niedlich, dass die beiden sich so um mich und die Kleine sorgten, aber manchmal war diese Dauerüberwachung einfach nur nervig.
Gerade ich als neugieriger Mensch wurde außerdem so langsam verrückt, weil es einfach immer nur die gleichen Dinge zu sehen gab, ich nichts Neues entdecken konnte und auch nichts wirklich Spannendes passierte.
Es war ja schon ein Highlight, wenn meine Mum, Wayne, Emily und Marc oder Layla mal alle paar Wochen zu Besuch kamen...
Und dieser Besuch war meistens viel zu schnell wieder vorbei.
Aber das allerschlimmste war, dass ich Brandon so sehr vermisste.
Ich wartete jeden Tag sehnsüchtig darauf, dass er zurück nach Hause kam und ich war mir sicher, dass ich ihn das nächste Mal nicht mehr gehen lassen würde und ihn am liebsten auf ewig festhalten.

Umso froher war ich natürlich darüber, dass ich meinen kleinen Engel bei mir hatte, denn so wurde mir wenigstens nicht langweilig.
Sie war ein wirklich lebensfreudiges kleines Mädchen.
Sie war mindestens genauso neugierig wie ich und gleichzeitig so risikofreudig wie Brandon und hielt mich so den ganzen Tag auf Trapp.

"Jetzt sieh dir mal die beiden an!", ertönte plötzlich eine vertraute Stimme neben mir und ich lächelte.
"Süß, nicht wahr?", murmelte ich gedankenverloren, während ich noch immer am Türrahmen lehnte und meinen Blick nicht von Barney und Esmira nehmen konnte.

"Alles gut bei dir? Du siehst müde aus...", fragte er vorsichtig.
"Alles super... Könntest du kurz nach der Kleinen sehen? Ich möchte noch ein bisschen trainieren...", erwiderte ich bittend und war mit den Gedanken immernoch abwesend.
Vielleicht nahm mich das Ganze doch mehr mit als ich wollte...
"Aber natürlich, Du weißt doch, wie gerne ich mich um die Kleine kümmere!", war die ehrlich freudige Antwort.
"Danke", entgegnete ich knapp und wollte ins Haus gehen, doch ein Griff um mein Handgelenk stoppte mich.
Vorwurfsvoll schaute ich Sam an.
"Wirklich alles Gut?", fragte er sichtlich besorgt und schaute mich eindringlich an.
Ich zuckte nur leicht mit den Schultern und versuchte seinem Blick auszuweichen, doch das war gar nicht so einfach...
Aber was hätte ich denn auch sagen sollen?
Ich wusste ja selbst nicht, ob alles gut war...

Im nächsten Moment hatte Sam mich in eine Umarmung gezogen und streichelte mir tröstend über den Rücken.
Sam war wirklich der einfühlsamste Mensch, den ich je kennengelernt hatte und er schaffte es mit seiner Art einfach immer wieder, dass ich mich ihm anvertraute.

"Keine Ahnung, was mit mir los ist, aber ich weiß einfach nicht mehr, wie lange ich das noch aushalte...", sprudelte es schließlich aus mir heraus und ich begann zu schluchzen.
"Ist ja gut... Ich weiß, dass das alles nicht so einfach für dich ist... Aber ich bin immer für dich da, das weißt du hoffentlich. Und Brandon wird auch bald wieder hier sein!", erklärte Sam sanft und sofort schnellte mein Blick zu ihm nach oben.

"Wirklich?", fragte ich hoffnungsvoll.
Lächelnd nickte er.
"Ja, er hat eben geschrieben. Dann hast du ihn endlich wieder!", erklärte der Patenonkel meiner Tochter lachend.
"Wer weiß, wie lange...", murmelte ich mit gesenktem Blick.
"Hey Lyana", meinte Sam aufmunternd und drückte sanft mein Kinn nach oben, sodass mein Blick wieder auf seinen traf, "so kenne ich dich gar nicht... Du bist doch sonst immer so positiv! Jetzt gehst du mal trainieren, lässt all den Frust raus und findest deine Lebensfreude und Aufgedrehtheit wieder okay?"

Ohne dass ich es kontrollieren konnte, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen, ich nickte und ging ins Haus.

Here wie go again...
Willkommen zum 3.Teil der Blackeyl-Reihe!

Ihr könnt euch hier voraussichtlich jede Woche auf ein neues Kapitel freuen!

Ich bin wirklich stolz auf die ganze Blackeylgeschichte und freue mich natürlich immer über neue Leser/innen, deswegen scheut euch nicht, Werbung zu machen! :)

Ansonsten begrüße ich natürlich die alt eingesessenen Leser/innen und freue mich, dieses neue Buch endlich mit euch teilen zu können.

Ich freue mich jetzt schon auf eure Kommentare. Egal ob Kritik, Lob, Spekulationen oder einfach nur lustige Anmerkungen: Ich lese alles gern!

Danke für eure Unterstützung!

Alles an uns...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt