Kapitel 21 ~Play with Fire~

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„Lyana? Bist du das?", kam es ungläubig aus dem kleinen grauen Kasten und ich könnte ein paar erleichterte Tränen nicht unterdrücken.
Ich hatte tatsächlich die richtige Einstellung gefunden. Gut, dass Sam mir das mal gezeigt hatte.
„Ich liebe dich so sehr", teilte ich Brandon sofort mit. Ich musste ihm das unbedingt sagen, da ich nicht wusste, ob ich ihn jemals wiedersehen würde.
Denn ich war zwar aus meiner Zelle entkommen, doch ich war immernoch auf dem Gelände der Carriords gefangen. Und wenn mir eine endgültige Flucht nicht gelingen würde, würden die Carriords mich fassen und sicher nicht am Leben lassen.

Auch Brandon hatte offenbar mit seinen Emotionen zu kämpfen.
„Ich liebe dich auch, Prinzessin", drang seine ungewöhnlich zittrige Stimme zu mir durch und brachte mich zu einem kurzen Lächeln.
„Oh mein Gott, Lyana?!", hörte ich eine aufgeregte Layla, „Geht es dir gut?!"
„Naja gut ist anders, aber macht euch keine Sorgen. Esmira ist auch okay. Sie hat nichtmal einen Kratzer abbekommen", erzählte ich und versuchte gleichzeitig, meine Umgebung möglichst aufmerksam zu beobachten und reagierte auf jedes kleinste Geräusch.
Es konnte nicht mehr lange dauern, bis jeder einzelne in dieser Festung hinter mir her war.

„Lyana, wie bist du an das Funkgerät gekommen? Steht Rael hinter dir; ist das eine Falle?" Brandon klang plötzlich sehr ernst und ich konnte es ihm nicht übel nehmen, dass er misstrauisch war.
„Wer ist Rael?", fragte ich unwissend.
„Der Boss der Carriords. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du ihm noch nicht begegnet bist. Einen Gast wie dich würde er mit Sicherheit persönlich begrüßen...", knurrte Brandon.
Ich konnte seine Wut regelrecht spüren, obwohl er so weit weg war.
Naja leider war ich diesem Typen schon begegnet... Es waren wohl absolut nicht die schönsten Erinnerungen, die ich mit ihm teilte und eine weitere Begegnung würde ich nach diesem Fluchtversuch wohl kaum überleben...

„Er ist nicht hier, Brandon! Ich bin aus meiner Zelle entkommen und habe einem Wachmann sein Funkgerät abgenommen", erklärte ich die Situation.
„Du hast was?!"
„Ich hab dir doch gesagt, sie hat alles im Griff!", meinte Layla im Hintergrund stolz und ich musste kurz schmunzeln.
„Aber wie komme ich hier raus? Habt ihr einen Plan?", fragte ich vorsichtig, da ich wirklich absolut keine Idee hatte, wie mir die Flucht gelingen sollte.

„Du könntest es mit dem Feueralarm versuchen", spielte Brandon auf meine Flucht aus seiner Villa vor einigen Jahren an.
„Nicht witzig!", protestierte ich sofort.
Konnte er sich denn kein bisschen in meine brenzlige Situation versetzen.
„Er versucht nur, dich zu beruhigen, Lyana. Wir arbeiten seit Tagen an einem Plan, aber so wie es aussieht, kommt niemand unbemerkt in diese Festung hinein und du wirst wohl kaum ohne Hilfe rauskommen...", überbrachte Layla mir die Hiobsbotschaft.

Sofort merkte ich, wie sich alles in mir zusammenkrampfte. Es gab keinen Ausweg. Ich würde hier sterben... und es würde sicherlich kein schneller und schmerzloser Tod werden...
Ein leises, kaum hörbares Wimmern entwich aus meinem tiefsten Innern.
Ich wollte doch nur zurück zu Brandon... Zurück zu dem Mann, den ich liebte...

„Hör mir zu Prinzessin! Du schaffst das! Rael versucht, dich zu brechen. Schon vom ersten Moment an. Das darfst du nicht zulassen. Lass ihn nicht gewinnen. Du bist stark, Lyana. Versteck dich, solange du kannst. Ich hole dich da raus, versprochen! Ich liebe dich über alles Prinzessin, vergiss das niemals!"
Langsam hatte ich wirklich mit den Tränen zu kämpfen.
„Pass auf dich auf, Lyana. Rael ist gefährlich. Und Frauen wie wir sind für ihn die perfekte Beute, weil er denkt, er könne mit uns spielen. Sei bloß kein Spielzeug für ihn, egal wie schwer es ist!", redete Layla noch auf mich ein und ich fragte mich nach all den andeutenden Warnungen wirklich, was sie mir alles über diesen Rael verschwiegen hatten.
Ja, ich war vor den Carriords gewarnt worden. Sogar mehrmals, doch wie hörbar nervös nun beide auf mich einredeten machte mir dann doch Sorgen.

„Blackeyl!!!", donnerte eine hörbar wütende Stimme durch den dunklen Flur.
Hektisch schaute ich mich um, aber hier war niemand...
Die Stimme von Rael kam wohl aus einem Lautsprecher.
„Ich weiß, dass du hier irgendwo bist, aber du kannst mir nicht entkommen! Alleine dieser armselige Versuch muss bestraft werden. Ich freue mich schon drauf, wenn meine Jungs dich gefunden haben. Ich hoffe, du hast deiner besseren Hälfte auf Wiedersehen gesagt..."
„Du musst jetzt die Frequenz wechseln, Prinzessin, ich..", setzte Brandon angespannt an, doch ich war schon längst dabei, seiner Aufforderung nachzukommen.
„Ich liebe dich", murmelte ich noch kaum hörbar und war im nächsten Moment wieder auf dem Kanal der Carriords.
„Gang 17 und 18 sind sauber, keine Spur von ihr"
Reflexartig schaute ich mich um. Aber natürlich waren die Gänge hier nicht mit Schildern nummeriert. Was hatte ich denn auch bitte erwartet?
Ich befestigte das Funkgerät irgendwie an meiner Hose und umklammerte die Waffe des Wachmanns mit beiden Händen.
Ich würde definitiv nicht kampflos aufgeben und diesmal würde ich mich auch nicht von Marcels Stimme ablenken lassen...
„Der gesamte Westflügel ist sauber, wir nehmen uns jetzt den Norden vor"
Jedes Wort aus dem Funkgerät ließ mich aufmerksamer werden, doch es war weit und breit nichts zu hören.
Es war beängstigend still in diesem Gang.

Und dann hörte ich plötzlich Schritte und wirbelte blitzschnell herum.
Meine Waffe zielte nun auf Rael persönlich.
Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken.
Der Mann machte mir wirklich Angst.
Ich hatte Mühe, das Zittern, das meine Angst vor ihm zum Vorschein bringen würde, zu unterdrücken.
Doch er kam einfach seelenruhig auf mich zu und sein Lächeln wurde mit jedem Schritt hinterhältiger.
„Hast du wirklich gedacht, du könntest du vor mir verstecken, Babe? Ich habe hier überall Kameras, ich wusste sofort, wo du warst! Und meine Männer wissen es auch; ich wollte dich nur gerne persönlich Einfangen", säuselte er hinterhältig.
Er hatte die ganze Zeit nur mit mir gespielt...
Wie ein Raubtier seine Beute hatte er mich fest im Visier kam immer weiter den Gang entlang auf mich zu. Von der Waffe, die ich auf ihn richtete, ließ er sich überhaupt nicht beirren.
„Bleib stehen!", knurrte ich.
Doch er lächelte nur überheblich.
„Bleib sofort stehen oder ich drücke ab!", hallte meine angespannte Stimme durch den Gang.
„Ach Babe, du wirst nicht schießen und das wissen wir beide!", kam es zurück.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?", fragte ich und schaute ihn drohend an.

„Es liegt nicht in deiner Natur. Du hast noch nie auf jemanden geschossen und wirst es auch jetzt nicht tun. Glaub mir, ich kenne dich besser als du denkst!", erwiderte der Schwarzhaarige seelenruhig und war mir nun schon gefährlich nah.
„Sei still!", schrie ich, „du kennst mich nicht! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wozu ich fähig bin! Und jetzt bleib stehen du Bastard!"
Meine Finger verkrampften sich regelrecht um die Waffe und ich zielte ihm direkt ins Gesicht.
Zitternd stand ich da, aber mit dem festen Willen, ihn zu erschießen, wenn er mir noch viel näher kam...
„Ach Babe, wärst du doch nur nicht so berechenbar...", meinte er fast schon enttäuscht und machte eine minimale Handbewegung.

„Mami!"

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