Kapitel 2 ~A little too much~

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Nachdem ich die Küche und den Essbereich durchquert hatte, ging ich nun die massive Holztreppe in den Keller hinunter.
Wie gewohnt ließ ich die meisten Türen hier hinter mir, bis ich schließlich den Trainingsraum im hinteren Bereich erreichte.
Sofort umgab mich etwas kühlere Luft und ich atmete tief durch.
Ich schnappte mir schnell einen Sport-BH aus der Kiste und zog ihn an. Eine Leggins hatte ich aus Bequemlichkeit sowieso schon an.
Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal eine Jeans getragen hatte.
Wofür auch?
Mich bekam ja eh niemand zu Gesicht, da konnte ich auch genauso gut in gemütlichen Gammelsachen rumlaufen.
Zuletzt band ich mir die Haare zu einem tiefen Zopf zusammen, sodass sie mich nicht beim Training stören würden. Zwar hatte ich sie ein gutes Stück schneiden lassen, aber ich wollte trotzdem verhindern, dass mir meine Haare beim Training ins Gesicht fallen würden.
Anschließend verband ich mein Handy mit der Musikanlage und startete meine Trainingsplaylist.
Als erstes ging ich zum Boxsack und ließ all meinen Frust heraus, so wie Sam es mir geraten hatte.
Danach schnappte ich mir ein paar Hanteln und machte mich an mein tägliches Workout.

Ich war mittlerweile tatsächlich relativ sportlich geworden und das Trainieren machte mir unglaublich Spaß, wahrscheinlich weil es mich an meine Grenzen brachte und mir half, irgendwie durch den Alltag zu kommen.
Außerdem wollte ich meine Tochter im Ernstfall natürlich bestmöglich beschützen können.
Deshalb trainierte Sam mit mir auch weiterhin Selbstverteidigung und mittlerweile konnte ich meinen Gegner auch schon ziemlich gut angreifen, wenn die Situation es verlangte.

Unsere gemeinsamen Trainingseinheiten wurden jedoch immer seltener, weil Esmira immer aktiver wurde und immer intensiver bespaßt werden musste, sodass es einfach keine ruhigen Stunden mehr gab, die Sam und ich fürs Training hätten nutzen können.
Außer natürlich Brandon ließ sich mal wieder blicken.
Doch der trainierte dann auch lieber persönlich mit mir, was jedoch immer wieder zu Ablenkungen beiderseits führte.

Doch ich machte wirklich Fortschritte und fühlte mich von Tag zu Tag selbstbewusster und sicherer.
Nur das Schießen hatte Brandon mir noch nicht beibringen wollen und das machte mich zunehmend sauer.
Wieso wollte er nicht, dass ich eine eigene Waffe hatte?
Würde ich mich und unsere Tochter so nicht am allerbesten beschützen und verteidigen können?

Zur Entspannung und um den Kopf wieder ein bisschen freizukriegen, hängte ich an das Workout noch eine kleine Yoga Einheit.
Ich befand mich gerade in der Kindhaltung als ich plötzlich an der Hüfte gepackt und unsanft nach oben gezogen wurde.
Sofort schleuderte ich meine Ellbogen mit aller Kraft nach hinten, nutze den kurzen Schock- und sicherlich auch Schmerzmoment meines Angreifers, drehte mich um, packte ihn an den Schultern und kickte ihm gleichzeitig die Füße weg, um ihn im nächsten Moment zu Boden zu schleudern.
Dummerweise reagierte er schneller als gedacht und riss mich mit sich, sodass ich nun auf ihm saß und versuchte, mit meinem Unterarm seinen Hals zu blockieren, so wie Sam es mir gezeigt hatte, doch das wollte mir nie so richtig gelingen und im nächsten Moment hatte mein Angreifer den Spieß umgedreht und ich wurde regelrecht unter seinem Gewicht begraben.
Verzweifelt zappelte ich unter ihm herum, versuchte mich irgendwie wieder nach oben zu drehen oder sonst irgendwie aus der Situation zu entkommen, doch nichts funktionierte...

"Gib es auf, Prinzessin! Gegen mich hast du eben keine Chance! Hattest du noch nie!", meinte Brandon und grinste mir triumphierend ins Gesicht.
"Sei einfach froh, dass ich dir noch nicht in die Eier getreten hab, du Idiot!", gab ich schnippisch und vor Anstrengung noch immer schwer atmend zurück.
"Schlagfertig wie immer", murmelte Brandon und küsste mich.
Ich schlang meine Beine währenddessen um seine Hüfte und er setzte sich langsam mit mir auf, sodass ich schließlich auf seinem Schoß saß und seine Hände wie gewohnt zu meinem Hintern wanderten, sodass er mich noch näher zu sich heran ziehen konnte.
Ich war unfassbar froh, endlich wieder seine Nähe genießen zu können. Und das in vollen Zügen.
Da waren all die Sorgen, all die Sehnsucht und all die negativen Emotionen fast schon vergessen.
Brandon gab mir allein durch seine Anwesenheit meine von Sam verloren geglaubte Lebensfreude zurück.
Ich fühlte mich wieder ganz, weil Brandon einfach ein verdammt fester Teil meines Lebens geworden war und ich es kaum mehr ohne ihn aushielt.

Das zeigte ich offenbar auch in meinem Kuss.
"Wow, Wow, wow", unterbrach Brandon nämlich irgendwann den Kuss, "hast du mich so sehr vermisst, Prinzessin?"
Sein leicht selbstzufriedenes Grinsen gab mir den Rest und ich warf mich schluchzend an seinen Hals.
Damit hatte er wohl nicht gerechnet, doch ich konnte meine Tränen einfach nicht länger zurückhalten. Wenn er nur wüsste, wie sehr ich ihn jedes verdammte Mal vermisste...
Vorsichtig streichelte mein Mann mir über den Rücken und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
"Heeey... So war das nicht gemeint... So schlimm, Prinzessin?", fragte er besorgt und drückte meinen Kopf sanft an seine Brust.
Ich nickte nur schluchzend.
"Okay, Lyana... Jetzt beruhige dich... Ich bin ja da. Es ist doch alles gut...", redete er beruhigend auf mich ein, doch seine Worte riefen nicht so ganz die gewünschte Wirkung hervor.
"Es ist überhaupt nicht alles gut!", unterbrach ich Brandon völlig aufgelöst und schaute ihn verzweifelt an.

"Aber was ist denn los? Was hast du denn?", wollte Brandon wissen und wirkte tatsächlich sehr verwirrt.
"Ich kann das alles nicht mehr... Es ist grade alles ein bisschen zu viel", gab ich zu und lehnte mich erschöpft an seinen starken Körper.
"Okay, okay, ich schlage vor du beruhigst dich ein bisschen, ich sage meiner Tochter hallo und dann setzen wir beide uns in den Garten, denn da ist es doch ein bisschen schöner als hier, und dann höre ich dir ganz in Ruhe zu!", meinte Brandon und streichelte mir dabei behutsam über den Arm, sodass ich mich fast automatisch ein wenig beruhigte und schließlich nickte.

Vermutlich war es wirklich besser, wenn ich erstmal wieder klare Gedanken fassen würde...
Außerdem fühlte ich mich im Garten sowieso viel wohler als sonst wo und das wusste offenbar auch mein Mann.

Brandon gab mir also einen Kuss auf die Stirn und half mir dann aufzustehen. Ich wischte mir notdürftig die Tränen aus dem Gesicht, weil meine Tochter mich nicht so sehen sollte und dann ging ich mit meinem Mann zusammen nach oben.

Brandon ist wieder da!😊
Wer freut sich?🙈

Wie gefällt euch das Kapitel?
Ich freue mich auf eure Kommentare!

Bis nächste Woche!

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