Kapitel 15~Breathe~

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„Respekt, Kleine! Du hast fünf meiner Männer außer Gefecht gesetzt, das schafft sicher nicht jeder!", meinte der gut gebaute Mann vor mir und musste mich mit einem festen Griff um mein Kinn dazu zwingen, ihn anzusehen.
Seine Männer hielten mich fest, sodass ich keine Chance hatte, ihm zu entkommen.
Nachdem sie mich gefasst hatten, haben sie mich sofort hierher gebracht.
Offenbar zu ihrem Boss.
Und der erstreckt sich nun in voller Größe vor mir.
Er war definitiv größer als Brandon oder Wayne, das stand fest, wenn auch nur ein Stück...
Seine etwas längeren tiefschwarzen Haare fielen ihm teilweise leicht ins Gesicht und ließen ihn auf mich bedrohlicher wirken.
Sein wahrscheinlich durchtrainierter Körper steckte in einem pechschwarzen Anzug und die Waffe an seiner Hüfte war nicht zu übersehen.

Seine giftgrünen Augen scannten mein Gesicht und ich funkelte ihn nur wütend an.
Ich würde mich nicht von diesen Bastarden unterkriegen lassen!

„Darf ich fragen, womit ich die Ehre verdiene, junge Dame?", fragte er provozierend und ich wäre ihm nur zu gerne an den Hals gesprungen oder hätte meine Faust in seinen markanten Gesichtszügen vergraben.
Doch die festen Griffe um meine Arme verhinderten das.

„Du hast meine Tochter, du Bastard! Ich will sie wieder zurück!", giftete ich ihn an und durchbohrte ihn regelrecht mit meinem Blick.
Gleichzeitig versuchte ich, mich aus den Griffen der Männer hinter mir zu befreien, doch ich hatte keine Chance und zappelte nur unbeholfen herum...
Ich war so unfassbar sauer.
Am allermeisten war ich wütend auf mich selbst. Wütend darüber, dass ich mich hatte ablenken und fassen lassen.
Das hier würde nicht gut ausgehen...
Das konnte gar nicht gut ausgehen...
Ich konnte nur hoffen, dass Brandon sich nun nicht selbst in Schwierigkeiten bringen würde, nur weil ich mich hatte schnappen lassen.
Das würde mir das Herz brechen...
Aber ich würde mich nicht klein kriegen lassen...

Nachdenklich machte mein Gegenüber einen Schritt zurück und beobachtete mich von oben bis unten.
Es dauerte einen Moment, bis er offenbar realisierte, wer ich bin, und in diesem Moment schienen alle Blicke auf ihn gerichtet zu sein.

„Ach ein Ehrengast! Ich habe Sie so früh nicht erwartet, Mrs. Blackeyl! Hätte ich das gewusst, hätte ich ein fähigeres Empfangskomitee geschickt...", säuselte er und die Männer hinter mir lachten.
„Spar dir deine Spielchen, du Wichser!", knurrte ich und wandte meinen Blick nicht von seinen Augen ab.
„Ganz schön aufmüpfig, die Kleine! Hätte ich aber von Blackeyls Schlampe auch kaum anders erwartet!", meinte er mir überheblichen Lächeln und kam mir unangenehm nah.
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, spuckte ich ihm ins Gesicht.
„Nenn mich nie wieder Schlampe!", drohte ich und bemerkte, wie sich die Männer, die mich noch immer festhielten, deutlich anspannten.

Ohne ein Wort wischte sich der Mann vor mir die Flüssigkeit aus dem gebräunten Gesicht, knurrte etwas auf Spanisch oder so und machte eine ausladende Geste.
Währenddessen lag der äußerst bedrohliche Blick aus seinen unruhigen grünen Augen die ganze Zeit über auf mir.
Der Druck um meine Arme verschwand und ich taumelte kurz zurück, da ich plötzlich jeglichen Halt verloren hatte.
Der Blick des Spaniers fixierte mich und jede einzelne meiner noch so kleinsten Bewegungen, bis auch der letzte der Wachmänner den Raum verlassen hatte.

„Was fällt dir ein?!", donnerte seine einschüchternde Stimme durch den Raum und ich zuckte für den Bruchteil einer Sekunde zusammen, hatte mich dann aber wieder äußerlich unter Kontrolle, obwohl die Angst mich innerlich zu verschlingen drohte.
Ich konnte diesen Mann nicht einschätzen und war mehr als nur einmal vor ihm und seinen Leuten gewarnt worden...

„Was denn?", gab ich selbstbewusst zurück, „Denkst du, ich lasse mich einfach so als Schlampe betiteln?!"
Er kochte innerlich vor Wut, das konnte ich ihm ansehen und diese Tatsache trug leider nicht viel zu meiner Beruhigung bei.
Ich unterdrückte das Zittern, versuchte die Atmung auf einem halbwegs normalen Tempo zu halten.

„Hör mir zu, Kleine!", entgegnete er bedrohlich und kam mir immer näher, bis er schließlich mit seiner starken Hand meinen Hals packte.
„Du wirst nie wieder so respektlos mir gegenüber sein!", knurrte er während der Druck auf meinen Hals zunahm.
Ich reagierte zunächst gar nicht auf ihn.
Ich hatte schon zu viel miterlebt, um mich jetzt von ihm einschüchtern zu lassen.
„Was ist?! Du wirst ja plötzlich ganz kleinlaut...", provozierte er mich und diese unglaubliche Arroganz machte mich unfassbar wütend.
Ich wollte etwas erwidern, wollte ihn anschreien, ihn beleidigen, ihm klarmachen, dass ich nicht so schwach war, wie ich vielleicht aussah.
Doch ich erschrak, also ich keinen Ton heraus bekam.

Sein Griff schnürte sich bereits so fest um meinen Hals, dass ich kaum noch atmen konnte.
Ich versuchte es noch einmal, doch meine Stimme versagte kläglich.
Und in der nächsten Sekunde hatte die Panik wieder die Kontrolle über mich.
Verzweifelt packte ich seine Hand mit meinen Händen und wollte sie wegziehen, doch dafür war ich bereits zu schwach.
Die Tatsache, dass ich mit meinem ganzen Körper nichtmal gegen eine seiner Hände ankommen konnte, war regelrecht niederschmetternd.

Panisch schnappte ich nach Luft, doch ich bekam nichts mehr in meine Lunge. Meine Kehle war komplett zugeschnürt.
Das arrogante, überhebliche Lächeln des Spaniers war mir nun ganz nah und seine Augen fixierten mich einschüchternd.
Ich versuchte mit all der übrigen Kraft gegen meine Panik anzukämpfen, versuchte die Verzweiflung und die pure Angst um mein Leben nicht in meinem Blick zu zeigen.
Doch das war ihm egal.
Er wusste bereits, dass er gewonnen hatte...
Aber warum zur Hölle ließ er dann nicht los?
Er hatte mir doch mehr als bewiesen, dass ich keine Chance gegen ihn hatte.
Wollte er mich tatsächlich umbringen?

Eine einsame Träne löste sich aus meinem Auge und fand ganz langsam ihren Weg über meine Wange.
Ich ergab mich meiner Angst und es folgten weitere stumme Tränen.
Ich wollte nicht sterben.
Nicht so.
Der Gedanke daran, Brandon niemals wieder zu sehen, ließ mein Herz regelrecht verkrampfen.
Es tanzten bereits erste schwarze Punkte vor meinen Augen.
Und immer noch waren da dieses verdammt provozierende Lächeln und diese eiskalten grünen Augen...
Ich versuchte mich verkrampft auf meine Atmung zu konzentrieren, versuchte mit aller Kraft wach zu bleiben, doch mit der Zeit tanzten immer mehr kleine schwarze Punkte vor meinen Augen herum...

„Schlaf schön, Babe"

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