Freiheit

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Kalter Wind zog durch die Hallen. Eiskalt. Die schwere Eichentür des Tunnels klapperte vor sich hin, als würde jemand von der anderen Seite dagegen hämmern. Ausbrechen wollen. Sich befreien.

Den kalten Wind bemerkte auch Nerwen, die mit Thranduil auf der von der Sonne angestrahlten Terrasse saß und ihr königliches  Frühstück genoss. Thranduil legte ihr einen Poncho um die Schultern, um sie vor der Kälte zu schützen. Er hatte sich bereits daran gewöhnt. Der Morgen war von dem komischen Ereignis im Tunnel geprägt. Die beiden schwiegen sich an. Niemand gab einen Ton von sich. Nerwen blickte in den Garten, der mehr als düster und und lieblos gepflegt aussah. Thranduil starrte in seine Tasse. Ab und zu blickte er zu Nerwen und folgte ihrem Blick.

Sieh saß dort wie eine Königin. So anmutig, aber gleichzeitig auch so zerbrechlich und rein. Sie erinnerte ihn an seine Frau, die vor mehreren Jahrhunderten verstarb, auf einem Schlachtfeld. Er konnte sie nie begraben. Ihre Leiche hat nie jemand gefunden zwischen den toten Körpern der Orks schien es so, als sei sie in ein schwarzes Loch gefallen.

"Ihr solltet Lilien am Teich pflanzen lassen.", unterbrach Nerwen seine Gedanken. Er blickte auf. Seine Hand ruhte nachdenklich am Kinn.

"Wenn du dir das wünscht, Nerwen.", sagte er und versank wieder in den Tiefen seiner Tasse. Enttäuscht blickte Nerwen wieder in den Garten. Sie hatte gehofft eine andere Antwort des Königs zu hören. Seine Aufmerksamkeit hatte sich seit heute morgen von ihr abgewandt und sich etwas anderem gewidmet.

Sie stand auf und verließ den Balkon. Thranduils eisigen Augen folgten ihr. Ihre Silhouette verschwand hinter den Vorhängen. Sie verschwand. Eine ganze Weile noch saß er dort an diesem kühlen Morgen und verlor sich in der Stille.

Währenddessen war Nerwen in den Stallungen zu finden. Staunend ging sie an majestätischen Pferden des Königs auf und ab. Es stimmte wahrhaftig, dass der König des Waldlandreichs die schönsten Tiere aus ganz Mittelerde besaß.

Sie nahm sich eine der Trensen. Als Kind ist sie früher oft geritten. Ihr Vater schenkte ihr zu ihrem 7. Geburtstag ein Pony. Wenn sie über die Grenze des Düsterwaldes hinaus ritt und über die weiten Ebenen galoppierte, fühlte sie sich frei. So oft fühlte sie sich zwischen den Bäumen wie in einem Käfig gefangen. 

Dann bei einem Feuer, das bei einem Unwetter ausbrach, brannte der ganze Hof, auf dem sie lebte nieder. Sie ging als einzige Überlebende aus dem Brand hervor. Ihre Eltern und Geschwister starben in den lodernden Flammen, zusammen mit den Tieren des Hofes. Das gequälte wiehern der Pferde und das schreien der Kühe in den Stallungen verfolgte sie bis heute in ihre Träume. 

Etwas stieß sie von hinten an und riss Nerwen aus ihren Gedanken. Eine Träne rann ihr die Wange herunter. Die Erinnerungen an dieses traumatische Erlebnis nahmen ihr die Luft. Nach dem Unglück nahm der Herr des Hofes sie auf, an dem sie bis vor 2 Tagen noch arbeiten musste. Ihr halbes Leben verbrachte sie dort. 

Das etwas, was sie anstieß war eines der Pferde die gerade noch dabei waren ihr morgendliches Heu zu fressen. Ungeduldig scharrte der Rappe mit seinen Hufen im Stroh, das Pferd erinnerte sie an ihr damaliges Pony, nur das dieses hier etwas größer war. 

Nerwen streichelte das Pferd am Hals, welches offenbar gelangweilt von seinem Heu war. Sie blickte auf die Trense in ihrer Hand.

Thranduil schreckte hoch. Luft sog sich in seine Lungen und er fühlte sich all sei er aus einem schlechtem Traum aufgewacht. Der Schleier von Gleichgültigkeit löste sich langsam vor seinen Augen. Suchend sah er sich um.

"Nerwen?", fragte er in die Stille hinein. "Nerwen?", rief er lauter als er keine Antwort bekam.

"Lady Nerwen ist vor kurzem in den Wald geritten.", sagte eine Magd, die gerade mit einem Tablett um die Ecke bog, um den Tisch abzuräumen.

Thranduil hatte Angst. Er wusste nicht wohin sie wollte und vor allem warum. Er zog sich schnell seine Reithosen an und legte die schwere Robe ab. Hektisch und unsauber schürte er die braunen Stiefel zu. Bewaffnet mit seinem Dolch und einem Messer machte er sich auf dem Weg in die Stallungen. 

"Bringt mir ein Pferd.", hielt er den Knecht an. Ungeduldig ging Thranduil auf und ab. Wo wollte sie hin? Hatte er ihr weh getan, was hat er getan?! Er wusste nicht weiter.

"Schneller!", rief er in den Stall hinein.

Nerwen galoppierte lachend durch den Wald. Die Sonne schien an diesem morgen das erste mal seit langem durch die schwarzen Bäume des Düsterwaldes. Sie breitete die Arme aus und lud Wind ein ihr durch die Haare zu zischen und mit ihrem leichten Kleid zu spielen. Das erste Mal seit langem fühlte sie sich frei. Sie bekam ihr Lachen nichtmehr aus dem Gesicht, das Pferd galoppierte immer schneller und es fühlte sich an als würden die beiden über den nassen Erdboden fliegen.

Dann fiel das Pferd in Trab. Zufrieden schnaubte es nach der wohltuenden Bewegung, aber jetzt war der Rappe doch ein bisschen erschöpft. Nerwen lobte das Pferd am Hals und parierte durch zum Schritt.

"Hooo, Großer. Ganz langsam.", sagte sie und tätschelte ihn. Sie genoss die Ruhe die der Wald mit sich brachte, desto tiefer sie in das Unbekannte ritt. Sie träumte vor sich hin. Träumte von vergangenen Tagen und Zeiten, als ihr alles so leicht erschien. Es gab nur Gut und Böse, es war so simpel. Es gab hässlich und schön, einfach gestrickt. Neu und Alt, so einfach. Alles war einfacher damals. Das Leben erschien ihr so leicht und schön, voller Liebe und Sicherheit.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das schwarze Pferd ihr die Zügel aus der Hand riss und sein Kopf im saftigen Gras verschwand. Nerwen ließ sich von seinem Rücken streicheln und nahm ihm das Gebiss aus dem Maul, damit es leichter fressen konnte.

"Du erinnerst mich an Arthur.", sagte sie und sah dabei in die braunen Augen des Tieres, die so viel Treue und Liebe ausstrahlten. "Würde ich nur wissen, wie du heißt."

Nerwen hob ihren Blick. Sie war am Ufer eines Sees, mitten im Wald. Die Sonne konnte sich hier frei entfalten, die Bäume hielten Abstand vor diesem hellen Ort. Nerwens Augen strahlten. Testend hielt sie ihren Fuß in das Wasser, es war angenehm kühl. Ein leises Quietschen entfuhr vor Freude ihren Lippen. Sie streifte das Kleid von ihren Schultern und ließ es in den Kies sinken, dem teurem Kleid folgten der BH und der Slip aus schneeweißer Spitze. Alles Geschenke des Königs.

Komplett nackt schritt sie durch das Wasser. Frei, wie als würde sie dem ganzen Wald ihren makellosen Körper präsentieren.

I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt