Noch lange lag Nerwen wach im Bett. Nacheinander brannten die Kerzen bis auf den letzten Zentimeter ab, bis schließlich nur noch die Letzte, auf dem Nachtspind, leuchtete.
Es war ungewöhnlich still, für die erste warme Frühlingsnacht. Dabei sollte man jetzt eigentlich die Drossel, in Anbetracht der nahenden Dämmerung, singen hören. Doch diesen morgen blieben sie stumm - wie ausgestorben.
Mit dem schwindenden Schein der Kerze schwand auch Nerwens Bewusstsein und sie war kurz davor ins Land der Träume zu versinken.
Schreie auf dem Flur. Nerwen saß kerzengrade im Bett. Verwirrt blickte sie umher und sprang auf, rannte zum Fenster. "Oh nein.", wisperte sie zu sich selbst, als sie in den Schlossgarten blickte.
Ein ganzes Bataillon von Orks und in ihrer Mitte ein unbekannter Heeresführer in menschlicher Gestalt.
Die Hallen brannten. Die verbliebenen Pferde wurden vertrieben, um die Elben an ihrer Flucht zu hindern. Der König und seine Krieger waren nicht in ihrem Hort, das wussten sie. Sie waren dafür verantwortlich. Alles wurde genau durchdacht.
Sie schlachteten alle ab. Das war kein Krieg. Es war eine Hexenjagd, die Elben wurden einer nach den anderen ausgemerzt. Man wollte ihre Rasse ein für alle mal dem Erdboden gleich machen. Rache - es war einzig und allein ein Racheakt. Saurons Handlanger erhoben sich erneut aus dem Schatten.
Die Tür des Gemaches splitterte. Nerwen schrie panisch auf. Orks drangen in den Raum ein und versuchten sie zu schnappen. Nerwen duckte sich schützend vor einer fliegenden Axt.
"Lasst mich!", schrie sie in ihrer Angst, Wohlwissend, dass es nichts bringt. Das Fenster, der Balkon. Sie könnte über den Balkon fliehen. Nerwen riss das Fenster auf und ebenso schnell wieder hinter sich zu. Ohne nachzudenken sprang sie vom Balkon. Überlebensinstinkt. Zu ihrem Glück pflanzte die Königin schon vor Urzeiten Buchsbaum unter dem Balkon, so dass Nerwens Sturz abgefedert wurde. Doch bei ihrem Adrenalinrausch hätte es keinen Unterschied gemacht. Sie rannte, rannte um ihr gottverdammtes Leben.
Sie wollte nicht sterben, sie wollte leben. Gerade jetzt, wo es jemanden gibt, mit dem sie glücklich ist, der ihr all das gibt, was sie nie hatte und doch so dringend brauchte.
Nerwen rannte durch den Garten, halbnackt, verfolgt und umzingelnd von Orks. Sie konnte von Glück reden, dass sie nicht im Pfeilhagel getötet wurde. Überall um sie herum lagen Leichen. Soldaten, Frauen, Männer und Kinder. Allesamt niedergestreckt auf dem zertrampelten und verwüsteten Garten des Düsterwaldes.
Nerwen rannte blind vor Angst durch die Mengen der Orks, sprang über die toten Körper, um ihren eigenen zu retten, bis sie aufgehalten wurde.
Ein verwundeter Ort lag schon eklig, keimig und eher tot als lebendig auf dem Boden, während er Nerwens Knöchel mit seinen klobigen Händen umschloss, ja fast erdrückte. Panisch versuchte sie Nerwen seinem Griff zu entziehen.
"Nein!", schrie sie, während das Monster sie immer weiter zu sich heran zog. Mit hastigen Bewegungen versuchte sie es abzuschütteln, doch es schien aussichtslos. Schweiß und Tränen vermischten sich auf Nerwens Gesicht, als einer der Elbenkrieger dem Ork die Hand abschlug. Quiekend schrie er auf und Nerwen nutzte die Chance, um sich von dem noch warmen leblosen Stück Fleisch zu befreien.
"Flieht!", schrie ihr der Soldat zu, während der die Orks davon abhielt Nerwen zuverfolgen. Sie rannte weiter, rannte weg vor dem Tod und den ganzen Elben, die dem Tod geweiht waren. Es war nicht vorherbestimmt, dass sie lebend aus der Sache rauskamen. Keine Chance.
Nerwens weiße Spitzenunterwäsche war schon blutverschmiert, als sie merkte wie ihre Beine langsam nachgaben. Sie durfte jetzt nicht aufhören. Und wenn schon, was hatte das schon für eine Auswirkung? Es würde ihre Lebenszeit nicht weiter verlängern, vielleicht 2 oder 3 Minuten.
Es war Sarumans Sohn, der sein Heer in den Düsterwald führte. Er wurde nie erwähnt in den Geschichtsbüchern, gestrichen aus der Zeitleiste. Der Sohn einer Hure und eines Zauberers. Die Fehlstellung in seinem Gesicht drückt den Zorn der Magie über dieses Kind aus.
Er kam, um sich am Tod seines Vaters zu rächen, der Vater, der ihn verstieß und verachtete. Nun war es an der Zeit, dass Mittelerde bezahlte.
Ein dumpfer Schlag traf Eponas Kopf und versetzte ihren Kopf den Todesstoß, während ihr Körper in das eiskalte Wasser des Flusses geworfen wurde. Entsorgt wie einen toten Fisch.
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I see it in your eyes (Thranduil ff)
Fanfiction"Tief verborgen im Wald, versteckt vor allem Licht. Wo der Ruf der Eule hallt, findet er sie nicht." Nachdem Ringkrieg ist Thranduil nun ganz allein in seinen Hallen. Sein Sohn Legolas segelte mit seinen Gefährten in den Westen und der Elbenkönig wi...