Aragon

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Mit dem ersten Sonnenstrahl des neuen Tages stand Thranduil schon draußen auf dem Platz des Stadtzentrums, wo Ferral und Censím die Ankunft der Streitkräfte Gondors erwarteten.

Schritte waren hinter dem Elbenkönig zuhören. Ein leises Malmen der Kieselsteine unter den Reitstiefeln verrieten die Ankunft einer Frau hinter ihm. "Ich hätte nie gedacht euch jemals wiederzusehen.", sprach Thranduil, mit seinem Blick in die Ferne gerichtet. Sehnsüchtig wartend auf Gondors Armee.

"Mmh.", sagte die Rothaarige Elbin. Sie klang kühl und nachdenklich. "Ich schätze diesen Gedanken teile ich mit euch."

Sie folgte dem suchenden Blick des Königs. Eisiger Wind des Hochgebirges wehte durch die Haare der Elben. Die Luft war kühler an jenem Morgen, als sie es sonst zu sein schien. Der Himmel wurde nicht wirklich hell, es wirkte, als würde die Nacht nicht dem Tag weichen wollen. Die ersten Sonnenstrahlen verschwanden sogleich wieder hinter einer grauen Wand aus bedrohlich aussehenden Gewitterwolken.

"Ein Sturm.", sprach die Elbin, während sie sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht strich.

"Ihr wisst genauso gut wie ich, dass dies kein Sturm ist, Tauriel.", sprach Thranduil im scharfen Tonfall, nut mit seinem Gesicht der Elbin zu gewandt. Diese nickte nur stumm und blickte bedrückt zu Boden, wo ihre Stiefel sich in dem tiefen Kies vergruben.

"Glaubt ihr, wir haben eine realistische Chance Dlak zu besiegen?", emotionslos sah Tauriel den König an, hoffnungsvoll sah sie in seine trüben Augen auf der Suche nach Hoffnung.

"Ich muss es jedenfalls versuchen.", sprach Thranduil. Sein Blick wandte sich von der Rothaarigen ab und widmete sich einer blonden zierlichen Gestalt, die oben auf dem Berg stand und nach ihm Ausschau hielt. Sehnsüchtig blickte er zu ihr hinauf. "Für sie. Ich werde ihr ein besseres Leben geben, in einer Welt ohne die finsteren Mächte der Schatten."

Tauriel folgte Thranduils Blicken. "Ich weiß.", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ihr müsst mir nichts davon erzählen. Ich weiß besser als jeder sonst, wie es sich anfühlt einen geliebten Menschen an die Schatten zu verlieren."

Tränen liefen ihre blassen Wangen herunter, doch blickte sie weiterhin den König eindringlich an. Sie war stark. Und im tiefsten Inneren wusste Tauriel, dass der König nicht die Stärke besaß, die sie hatte. Sie hatte alles verloren. Alles, ohne überhaupt das Glück spüren zu können, wie er es konnte. Das Schicksal hatte etwas anderes für sie vorhergesehen. Thranduil würde es nie verkraften, wenn er versagen würde und damit seine geliebte Nerwen an die Schatten verlieren würde. Er war schwach ohne sie. Aber was ist ein König schon ohne seine Königin?

Der Laut eines Hornes erfüllte den Platz des Stadtzentrums. Tauriel entriss sich ihren drüben Gedanken und trocknete ihre Tränen, mit ihrem Gewand. Ihre Miene versteinerte sich wieder schlagartig und sie strahlte die gewohnte Kälte aus, die man sonst von ihr zu spüren bekam. Nerwen reihte sich nun neben den König und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, welches Tauriel erwiederte.

Soldaten kamen aus allen Gassen der Stadt geströmt. Stolz trugen sie das Wappen Gondors auf ihren Bannern. Das Klappern des Metalls und das Rasseln der Schwerter in ihren Scheiden ließ Thranduil an alte Zeiten zurück denken. Den letzten Krieg den er bestritten hatte, war der um den Erebor. Er sah noch genau Tauriels Gestalt vor seinem inneren Auge, die ihn dazu zwingen wollte das richtige zu tun. Den Zwergen und den Menschen das Leben zu retten. Sie vor Azogs Schandtaten zu retten. Doch er tat es nicht. Schuldgefühle übermannten ihn, im Angesicht der Tatsache, dass es jetzt die Zwerge und Menschen waren, die ihm dazu verhelfen wollten, nicht selbst Opfer dieser Schatten zu werden.

Eine einzige Träne lief seine Wange herunter. Seine Haut war blasser als sonst und glich fast dem Ton seiner weichen Haare. Sein Blick wanderte zu Tauriel. Hundert Jahre später stand sie nun neben dem König,  der ihr einst die Hilfe verwehrte, dass zu retten was sie liebte und nun war gerade sie die Jenige, die ihm bei Seite stand um das ihm aller Heiligste zu retten: Nerwen.

Thranduil fühlte, wie Nerwen nach seiner Hand griff. Sie drückte sie fest und augenblicklich durchflutete Wärme und Licht seinen Körper. Dieses eine Gefühl, was ihm die Stärke dazu gab, diesen hoffentlich letzten Krieg auszufechten.

"Argon!", rief eine euphorische Stimme vom Hauptplatz der Stadt. Thranduil wurde aus seinen melancholischen Gedanken gerissen und war nun voll und ganz anwesend in der Realität. "Aragon.", hauchte er entgeistert, als er sah, dass Gondors König höchstpersönlich kam, um ihm zu helfen. Der Gesichtsausdruck des Königs erhellte sich. Neue Hoffnung wurde in seinem Geist gesät. Neue Hoffnung, diesen Krieg zu meistern und zu gewinnen. Für sein Volk und Nerwen.

Der König Gondors parierte sein Pferd in der Soldatenmenge auf dem Platz zum Halten durch. Schwungvoll stieg er ab und nahm dankend und ehrfürchtig die erfreuten Begrüßungen seitens der Zwerge und Elben an. Lobesreden wurden auf ihn gehalten und brüderliche Schulterklopfer verteilt. Sie feierten ihn, wie einen Helden. In zügigen Schritten setzte Thranduil seinen Weg zu Aragon fort und kämpfte sich mühselig seinen Weg durch die Menschenmassen. Seinen Blick ließ er nicht eine Sekunde von ihm weichen.

"Wer ist Aragon?", fragend sah Nerwen in das erfreute Gesicht von Tauriel. Diese folgte nun ihrem König und wollte es sich nicht nehmen lassen Gondors Heerführer persönlich zu begrüßen. "Vermutlich, der größte König, den Mittelerde je gesehen hat.", antwortete die Rothaarige euphorisch, bevor sie Nerwen zurück ließ.

"Aragon.", sagte Thranduil mit einem ehrfürchtigen Nicken, als er seinen Weg durch die Menschenmassen erfolgreich beendet hatte und nun endlich sein Ziel erreicht hatte.

"Thranduil.", sagte dieser und teilte ebenfalls die Ehrfurcht des Elbenkönigs , mit dem selbigen Nicken. Thranduil legte zaghaft seine Hände auf Aragon Schultern und schenkte diesem ein ehrliches aufrichtiges Lächeln. "Ich danke euch, dass ihr gekommen seid." Argons Blick erhellte sich und auch er legte seine Hände brüderlich auf die Schultern des Mannes vor ihm.

"Ich habe eurem Sohn geschworen, dass seinige Volk zu schützen und so sehe ich es als meine höchste Pflicht Seite an Seite mit euch zu kämpfen, was rechtmäßig euch gehört, König Thranduil." 

Der Elbenkönig und der Menschenkönig fielen sich lachend in die Arme, als wären sie alte Freunde, die eine tiefe Verbindung teilte, um sie herum brachen die Krieger, Elben und Zwerge in hoffnungsvolle Jubelschreie aus. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurde in diesem Augenblick geboren.


I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt