Mírdain

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Es war ein kühler Morgen, eisige Bergluft wehte durch Nerwens Gesicht. Dick eingepackt in Felle und Lederrüstung stand sie vor der bescheidenen Hütte in der sie die Nacht verbracht hatte und vor dieser auch 4 weitere Nächte, allerdings bewusstlos. 

Es herrschte reges Treiben in dieser Siedlung, die eher einer Stadt glich. 

"Guten Morgen, habt ihr euch erholt?", wurde sie begrüßt. Nerwen drehte sie schwunghaft um. Neben ihr tauchte der Elb auf, dessen Gesicht sie gestern als erstes begrüßen dürfte.

"Wie man es nimmt.", antwortete sie und nahm dankend den heißen Becher Tee in die Hände, den ihr ihr neuer Freund anbot.

"Das ist also das Volk der Gwaith-i-Mírdain, die Gilde der Juwelenschmiede."

"Ganz recht.", sagte der Braunhaarige stolz. "Zumindest die, die von uns übrig sind." 

"Was soll das heißen?", Nerwen wahr verwundert und sah ihn fragend an. 

Der Elb musste schmunzeln: "Ich merke euer junges Alter und eure Unerfahrenheit."

Beschämt sah Nerwen weg, aber ja, auch sie musste schmunzeln.

"Vor langer langer Zeit, vor ca. zwei Jahrtausenden stattete Sauron uns einen Besuch ab, bevor er einen Krieg mit Mittelerde anzettelte, versteht sich. Er bat uns die Ringe der Macht zu schmieden.", fing der junge Mann an.

"Wen meint ihr mit "Uns"?", fragte Nerwen.

"Uns, die Elben und die Zwerge. Moria-Zwerge. Damals arbeiteten wir noch Hand in Hand und bereicherten uns gegenseitig. Bevor Sauron alles niederbrannte beförderten die Zwerge unser Mithril zu Tage und ihre legendären Goldreserven und wir lerten ihnen die Kunst der Juwelen. Es war eine Jahrhunderte anhaltende Freundschaft. Doch nun zurück zu Sauron. Als er hier ankam, vertrauten wir ihm blind. Er beschenkte uns und wir schenkten ihm demütig unser Wissen.

Doch irgenwann nachdem die Ringe der Macht und der eine Ring fertig gestellt waren, kam er dahinter, dass unser damaliger Anführer Celebrimbor drei Ringe für die Elben fertigte und diese vor ihm versteckt hielt. Dann überzog Sauron unsere Länder mit Krieg, das des Durins-Volks und unser Land: Erigion. Die Überlebenden wurden von Herrn Elrond nach Bruchtal geführt, bis zu seiner Abreise.

Ab Anbeginn dieser Zeit siedelte sich unser Volk erneut in Erigion an."

Erwartungsvoll sah der Dunkelhaarige Nerwen an. 

"Diese Geschichte lehrte man mich nie.", peinlich berührt sah Nerwen zu Boden.

Der Elb schmunzelte. "Jetzt wurde sie euch gelert."

Nerwen musste lächeln. Ihr neuer Freund stand auf und hielt ihr bittend seine Hand entgegen. Dankbar ließ Nerwen sich von ihm auf beide Füße ziehen.

"Fühlt ihr euch gesundheitlich wohl genug mich bei einer kleinen Stadtführung zu begleiten?"

"Gerne doch, Censím.", Nerwen griff nach seiner Hand und folgte ihm so schnell es ging auf Schritt und Tritt. Wie es ihr ihre Gesundheit gestattete.

Keine 30 Meter von der Hütte entfernt blieb Censím stehen. Ein Pass der aus der Stadt hinausführte und im Nebel mystisch vor Ihnen lag. 

"Dort geht es zu den Mithril- und Moria-Minen. Seit kurzem sind sogar wieder beide in Betrieb.", der Elb strahlte über das ganze Gesicht. 

"Wie meint ihr das?", stutzig sah Nerwen ihn an.

Er zog sie mit sich. "Kommt!"

Als Nerwen sah, wohin er sie führte, traute sie ihren Augen kaum. Es war ein Eingang zu einer riesigen Höhle, eine Halle unter dem Berg. Die schweren Fichtentore standen offen und gewährten Nerwen einen neugierigen Blick.

Beim Anblick des Geschehens klappte ihr die Kinnlade herunter: "Das sind ja Zwerge."

Etwas melancholisch folgte Censím ihrem Blick. "Wahrhaftig."

Zwerge und Elben in einer Halle. Freundschaftlich Seite an Seite. Sie arbeiteten gemeinsam, lachten, redeten. "Sie lassen alte Traditionen wieder aufleben.", fuhr Censím mit seiner Rede fort.

Erstaunt sah Nerwen ihn an. "Sag mir, wie ist das möglich? Wie kann das sein?"

"Als sich unser Volk entschloss wieder den Weg in die Heimat zu suchen, trafen wir auf einige Gefährten.", er deutete auf die Zwerge. "Ihre Familien kamen nach und nun ist hier schon die zweite Generation von  Moria-Zwergen zu sehen. Wahrhaftig ein Wunder, gerade in diesen Zeiten  ist es wichtiger denn je, loyale Freunde an seiner Seite zu wissen."

Beide sahen für einen Moment nur still in die laute und lebendige Halle hinein.

"Damit sich sowas wie im Düsterwald nicht häuft. Wir müssen Dlak im Keim ersticken."

Schmerzhaft wurde Nerwen an die vergangenen Tage, wie sie die Elben dort zum sterben zurück ließ. Doch sie konnte nichts tun. Sie war machtlos gewesen, zu schwach, zu mickrig. 

"Wer ist Dlak?" Nerwens Stimme war zerbrechlich. Ihre Lippen zitterten. 

"Sarumans Sohn. Er will Rache an dem Tod seines Vater nehmen und sieht sich als das Heil Mittlerdes und das er die Menschen von den restlichen Elben befreien müsse. Er ist krank. In seinen Augen haben die Elben kein Recht zu existieren. Er gibt vermutlich unserer Kraft und Macht die Schuld, dass sein Vater sich von ihm abgewandt hat und er verkrüppelt auf die Welt gekommen ist.", Censíms Miene verfinsterte sich.

"Ihr solltet ihn nicht unterschätzen. Er ist ein Tyrann.", Nerwen zitterte und hielt mit Mühe ihre Tränen zurück. "Er hat alle Waldelben abgeschlachtet. Ich weiß nicht, ob es Überlebende gibt."

Censím sah sie mitleidig an und griff nach ihren Händen, versuchte sie zu beruhigen.

Eindringlich sah er sie an "Lebt der König noch? Thranduil?"

Nerwen weinte. "Ich weiß es nicht. Ich wünschte ich wüsste es.", schluchzte sie vor sich hin.

"Wie kann das sein? War er nicht dort?", verwundert sah der Elb sie an.

"Er ist wie vom Erdboden verschluckt.", weinte Nerwen, während Censím sie tröstend in seine Arme schloss.

...

Tut mir leid, dass ich immer so inaktiv bin. Ich versuche jetzt wieder regelmäßig hier an den Storys zu arbeiten. <3



I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt