Dämmerung

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Alles an Nerwen ähnelte Thranduils verstorbener Frau. Ihr Geruch, ihre Stimme, die Art wie sie sich bewegte und ihr unschuldiges Auftreten. Alles an Nerwen erinnerte den König mehr und mehr an seine vergangene Liebe.

Mit Nerwen im Arm drehte Thranduil sich um und schritt zum Ufer des Sees zurück. Die Sonne war schon fast untergegangen und mit ihr die wärmenden Strahlen ihrer selbst. Die blonde Schönheit in den Armen des Königs zitterte ein wenig, durch die fehlende Wärme und Kleidung. Nur schwermütig konnte sich Thranduil von Nerwen trennen, als er sie in den Kies stellte. Er mochte das Gefühl sie nackt an sich zu haben. Schützend legte er Nerwens Bluse um ihren zarten Körper. Sie zog sie an und knüpfte sie bis zum Hals zu. Thranduil folgte Nerwens flinken Fingern.

"Wenn ich dir eben zu aufdringlich war, meine Liebe, dann tut es mir aufrichtig leid.", entschuldigte sich Thranduil bei ihr und hielt ihr helfend ihre Reithose hin und hob ihre Stiefel auf. Nerwen griff nach ihrer Spitzenunterwäsche und streifte sie sich über. Um Nerwen nicht zu bedrängen, sah der König zur Seite.

"Nein, ihr habt keine Schuld." sagte Nerwen und zog sich die Hose über die Knöchel. "Ich hätte nicht so entblößt baden gehen müssen." Man merkte ihr an, dass es ihr ein wenig unangenehm war. 

"Naja, du hattest wahrscheinlich nicht beabsichtigt mit mir zu baden, sonst wärst du nicht im Schloss vor mir geflüchtet.", sprach Thranduil sanft und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Nein, ich hatte nicht beabsichtigt mit euch zu Baden, aber vielleicht halten wir das Mal für die Zukunft fest.", die letzten Worte murmelte sie nur vor sich hin, in der Hoffnung Thranduil hätte sie nicht verstanden. 

Thranduil müsste schmunzeln. Seine Elbenohren hatten jedes einzelne Wort verstanden. "Was sagtest du? Wiederhole es!", bat er Nerwen etwas neckisch.

Diese drehte sich nun zu ihm um, etwas selbstsicherer als sonst. "Ich sagte nur, dass ich in Zukunft gerne einmal mit euch Baden möchte." Verführerisch sah sie in an. Sie knickte nicht vor ihm ein. Jetzt wollte sie mutig sein und dem König zeigen was sie wollte. Nämlich, dass sie ihn genauso sehr begehrte, wie er sie. Nerwen fühlte sich stark. Thranduil gefiel es, dass Nerwen aus sich heraus gekommen war. Er hatte sonst immer das Gefühl, er würde Nerwen bedrängen. Doch es schien so, als wäre dies ganz und garnicht der Fall.

"So so, du willst also doch mit mir baden?", sagte der König und blickte dabei bedrohlich zur Seite auf den Boden und schritt dabei völlig unberührt auf die kleine zierliche Elbin zu. Er beugte sie zu ihr runter, bis seine Wange an ihrer lag. "Aber das nächste Mal gehe ich nicht mit Klamotten ins Wasser.", raunte er ihr mystisch ins Ohr.

Ein intensiver und erregender Schauer lief Nerwen über den Rücken. Sie schloss die Augen und drehte dem König ihren Hals zu, dafür mehr als bereit, sich von ihm verführen und verwöhnen zu lassen. Doch Thranduil entfernte sich weiter von ihr. Er spielt ein kleines Spiel mit ihr und es gefiel ihm sichtlich. 

"Zieh deine Stiefel an! Wir reiten nachhause, bevor es stockduster ist."

Etwas ungläubig öffnete Nerwen die Augen und sah Thranduil hinterher, der auf dem Weg zu seinem Pferd war, welches friedlich ein paar Meter weiter graste. Ein wenig beleidigt war sie schon, doch sie ahnte, dass Thranduil sie nicht aus Desinteresse hat unberührt gelassen. Nerwen ging ebenfalls zu ihrem Pferd und schwang sich in den Sattel. Thranduil hatte auf sie gewartet. Unbeaufsichtigt ließ er sie doch nirgends.

Gemeinsam traten die beiden den Heimritt an. Würden sie schnell reiten, wären sie vielleicht eine knappe Stunde unterwegs. Doch in diesem Tempo würden sie es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Die Schatten der Bäume zierten schön die Waldwege und die Sonne war nun nicht mehr zusehen, nur das restliche Tageslicht spendete ein wenig Helligkeit.

Dann hielt Thranduil abrupt sein Pferd an. Er kniff die Augen zusammen und versuchte ein blaues Licht zu identifizieren, welches ihm schon heute Morgen im Tunnel begegnet ist.

"Was ist mit euch?", fragte Nerwen, welche ihr Pferd neben dem des Königs anhielt.

Doch Thranduil antwortete nicht. Wie gebannt versuchte er zu erkennen, wer oder was dieses blaue Licht ist. Es war, als ob es ihn in eine Art Bann ziehen würde. Es dauerte nur ein paar Sekunden dann verschwand es in der Dunkelheit der Nacht. Thranduil blinzelte etwas verwirrt, dann rieb er sich die Augen.

"Tut mir leid Nerwen, was hattest du gesagt?", sagte Thranduil und ritt sein Pferd weiter.

"Ich wollte nur wissen, was mit euch war. Ihr wart wie in Trance.", sagte sie und tat es dem König gleich.

"Ach, ich dachte nur ich hätte etwas gesehen. Die Dunkelheit hat mir einen Streich gespielt.", sagte er "Komm lass uns etwas schneller reiten, damit wir uns nicht unnötig lange im Wald aufhalten. Man weiß nicht ob es hier sich ist."

Nerwen antwortete nicht weiter, sie trieb ihr Pferd nur an, sodass es in den Galopp ging. Der König galoppierte voran, so ganz im dunkeln hatte er mehr Ahnung, wo der Weg zurück zum Schloss lang führte. Nerwens Pferd wusste jedoch auch, wo der Weg nach hause lang ging, sodass Thranduil und sie ohne Zwischenfälle im Schlosshof ankamen, wo der ganze Hofstaat in heller Aufruhr war.

"Mein Herr Thranduil, man wollte schon einen Suchtrupp nach euch los schicken. Geht es euch gut?", sagte eine der Wachen, als Nerwen und Thranduil das Schlosstor passierten.

"Macht euch keine Gedanken. Nerwen und ich waren nur auf einem Ausritt.", antwortete nun wieder der kalte Herrscher. Thranduils Warmherzigkeit von eben war wie verflogen. Nerwen blickte ihn von der Seite an. Wie anders er doch zu ihr war. Zwei Knechte nahmen den beiden Heimkehrern die Pferd ab und führten sie in den Stall. 

Thranduil stürmte vor Nerwen in die Hallen und ließ sie allein auf dem Hof stehen, umgeben von Zofen, Hofdamen und Soldaten und weiteren Politikern. Nerwen wartete kurz auf dem Hof, bis ein Großteil der Hofgesellschaft dem König ins Schloss folgte. Dann ging sie ebenfalls. Während Nerwen die Treppen hochging, fing ein Dienstmädchen sie ab. "My Lady, ich soll euch in die Gemächer des Königs begleiten.", sagte sie und sah Nerwen freundlich durch ihre grünen Augen an. Nerwen nickte nur stumm, sie war etwas enttäuscht von Thranduil. Der Abend mit ihm war so schön und jetzt verhält er sich wie am vergangenen Morgen. Gedankenversunken schlich sie hinter der Magd mit den braunen Locken her. Dann öffnete sie die Tür von Thranduils Zimmer und ließ Nerwen hinein gehen. 

"Der König muss noch einige Angelegenheiten klären. Er wird gleich zu Ihnen kommen.", sagte die junge Frau und schloss die Tür hinter sich. 

"Danke.", sagte Nerwen, doch da war sie schon verschwunden.

Nerwen entledigte sich ihrer Kleidung an Ort und Stelle. Sie blickte in den Spiegel und betrachtete ihren Körper mit der Spitzenunterwäsche und berührte sich an den Stellen, wo Thranduil vor kurzem noch seine Hände hatte. Bei dem Gedanken an Thranduils großen gepflegten Hände und die muskulösen Arme mit den vielen heißen Adern wurde ihr ganz warm unter ihrem Spitzenhöschen.

Nun wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab und legte sich ins Bett und kuschelte sich in die warmen Daunendecken. Bei gedämmten Licht döste sie vor sich hin und hoffte darauf, dass Thranduil jeden Moment zurückkommen würde.



I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt