Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten die Elben vermeintlich sichere Gewässer. Es war angenehm still und man hörte das Singen der Vögel. Wären sie noch in der Reichweite der Orks und Dlaks wären sie stumm.
Thranduil brach als erster den Deckel seines Fasses auf und sog scharf die frische Waldluft ein. Viel zulange hatte er die stickige Luft im Fass in seinen Lungen. Jetzt waren sie endlich frei. Nach diesen vielen Monden in Gefangenschaft waren sie frei. Der König streckte sich einmal ausgiebig, während seine Männer es ihm gleich taten und sich aus den elenden knarzenden Holzzellen befreiten.
"Wurde auch Zeit.", merkte einer von ihnen an und hielt sein blasses ausgemergeltes Gesicht in die Sonne. Sie alle sahen aus wie Bettler. Die Kleidung zerrissen. Die Haare grausig und die Körper ungepflegt und abgemagert. Thranduil sah sicher nicht aus wie ein König, wenn schon dann wie ein schwacher König, oder ein Toter.
Mit ihrer letzten Kraft paddelten die tapferen Elben an den Rand des Flusses und ließen ihre schwachen Körper erschöpft ins hohe Gras fallen. Die Fässer ließen sie weiter Flussabwärts treiben. Falls die Orks sie missen sollten, sollten sie sich nicht in der Nähe der Elben befinden.
Thranduil wusch sein Gesicht und seinen Körper im Fluss, entknotete seine blutverschmierten Haare, um nicht ganz und gar verwahrlost auszusehen. Die Zeit in Dlaks Obhut hinterließ spürbare Andenken an seiner sonst so makellosen Haut. Doch die Zeit würde die Wunden heilen und die Narben würden verblassen, nur Hunger hatte er.
"Was tun wir nun, zurück in den Düsterwald?" Das Gespräch über ihr weiteres Verfahren war eine süße Ablenkung vom Hunger, der ihn sonst noch in den Wahnsinn treiben würde. Die Mahlzeiten im Kerker ließen oft zu wünschen übrig und mit ihrer Regelmäßigkeit, was das Kochen anbelangt, konnten die Schattengestalten nun auch nicht gerade überzeugende Arbeit leisten.
Thranduil wandte sich seinen treuen Soldaten zu: "Nein, sie werden uns als erstes dort zu suchen. Wir müssen an einen Ort, an dem sie uns nie vermuten würden, einen Ort, den sie nicht kennen."
Des Königs Blick wich von den Männern ab und suchte sich eine neues Ziel, weiter nördlich.
"Die alten Hallen der Mírdain. Ich kann mich nur nicht Recht entsinnen, wie wir damals den Weg dorthin fanden. Die wenigsten kommen ohne Probleme an den Mienen an.", entgegnete der General und versuchte währenddessen seine Haare mit den Fingern zu entwirren. Ihn hatte es nicht ganz so schlimm erwischt, wie den König.
"Gut, dass mein Erinnerungsvermögen nicht so nachgelassen hat, wie Eures.", sagte Thranduil und zog gespielt provozierend eine Augenbraue hoch. Es war eine tiefe Freundschaft, die ihn schon seit Jahrhunderten mit Ferral, seinem obersten General verband.
"Nun gut, die Sonne steht schon tief, machen wir uns auf den Weg. Wir sollten die Hallen unverzüglich und ohne Unterbrechungen erreichen, wenn wir noch weitere 24h leben wollen."
Ausgelaugt setzte sich die Truppe erneut in Bewegung. Sie waren rastlos seit Monaten, hatten kaum Schlaf, nur Dlak der sie in ungewisse Bewusstseinszustände schickte. Was würden die Männer nicht geben für ein warmes weiches Bett im Schutze der Hallen ihres Königs. Doch sie mussten noch ein wenig länger ausharren. Im Schutze der verlassenen Bergarbeiterstadt könnten sie ungestört zur Ruhe kommen und überlegen, wie sie weiter mit der ihnen gestellten Problematik umgehen wollten.
Es war ein beschwerlicher Weg. In der Dämmerung der Abendsonne begann bereits der Nebel sich um die Gebirgskette zu hüllen und erschwerte somit den Reisenden den Weg. Stundenlang stiegen sie bergauf, bis die Sonne unterging. Auch bei Dunkelheit machten sie keine Rast, zu groß war die Gefahr, dass Dlak ihnen doch gefolgt sein könnte. Doch bis jetzt fehlte glücklicherweise jede Spur seiner Persönlichkeit.
Unerträglich lange zog sich der Weg und sie hatten keine Ahnung wann er enden würde. Genau genommen, war es kein Weg. Thranduil folgte seiner Intuition und seinen Instinkten. Er vertraute darauf, dass sie ihn leiten würden dorthin, wohin er am meisten wollte.
Doch Unbehagen machte sich unter den Männern breit. Ohne Plan, schwach, orientierungslos und so ganz ohne Bewaffnung fühlten sie sich selbst bei ihrem König nicht sicher.
"Thranduil.", ertönte eine zartes Flüstern, die Stimme war kaum hörbar aus der Angst heraus entdeckt zu werden. Thranduil blieb abrupt stehen, anhand der Atmung konnte er hören, dass seine Männer es ihm gleich taten. Sehen konnte er sie nicht, nicht einmal die Sterne schafften es in dieser finsteren Nacht durch die dichten Kronen der Fichten.
"Ferral, was ist, wieso haltet ihr uns auf.", Thranduil war leicht erzürnt. Doch lauter werden konnte er, sie konnten es sich nicht erlauben gehört zu werden.
"Thranduil, die Männer, sie..."
Der König hielt Thranduil hektisch den Mund zu. Er hatte etwas gehört. Ein Knacken. Niemand rührte sich, keiner atmete.
Thranduil spürte eine Gestalt hinter sich, dann eine Klinge an seinem Hals. Mit sämtlicher Beherrschung hielt er seinen Körper davon ab, seinem Schreck Ausdruck zu verleihen.
"Noch eine Bewegung und ich schneide euch die Kehle durch.", wisperte eine zarte weibliche Stimme neben ihm und ehe er sich versah leuchteten rund um die Gruppe Elben eine ganze Reihe an Fackeln auf.
Fassungslos sah Thranduil die Person an, die ihm eben noch bedrohlich die Klinge an die Kehle hielt. "Nerwen.", flüsterte Thranduil. Ebenso überrumpelt ließ Nerwen ihre scharfe Klinge fallen und warf sich Thranduil in die Arme. Dieser umschloss sie fest an seinem nackten Oberkörper und beschloss sie nie wieder los zulassen. Mit der letzten Kraft, die ihm seine Arme verliehen, hielt er die blonde Schönheit so fest wie noch nie. Schon fast hatten sie nicht mehr zu hoffen gewagt, dass der jeweils andere noch auf dieser Welt wandeln würde. Nerwen weinte, aus Überforderung, aus Liebe, aus Freude. Thranduil vergrub erleichtert sein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren heiß ersehnten Geruch ein, der ihn an vergangene Tage zurückdenken ließ, wo noch alles so perfekt schien.
"Alles gut, Liebes. Ich bin jetzt hier und ich geh nie wieder fort, versprochen.", flüsterte Thranduil ihr ins Ohr, während er sie sanft noch näher an sich zog.
"Besser ist es für dich.", drohte sie ihm scherzhaft und blickte ihn mit Tränen verquollenen Augen kann.
Thranduil schmunzelte und sah sie dabei verliebt an: "Wo hast du denn den Tonfall her?"
"Mein König, ich bitte um Vergebung, hätten wir gewusst...", wende sich jemand ein.
"Ist schon gut.", erwiderte dieser, während er sich und Nerwen wieder auf beide Füße zog.
"Tauriel.", sprach der König fassungslos aus. Er hätte mit allem gerechnet, doch heute wurde er wahrhaftig oft genug überrascht. Nie hätte der König damit gerechnet seine einst verbannte und unfassbar widerspenstige Palastwache an der Seite seiner neuen Geliebten zu finden und das im Hochgebirge!
Tauriel senkte ehrfürchtig den Kopf. "Mein König."
Nach ein kurzen Stille wies Tauriel die Gruppe an ihr zu folgen.
"Wo bringt ihr uns hin?", fragte Thranduil an Nerwen gerichtet.
"In die Stadt." antwortete sie "und dann ins Bett.", nach einem Blick auf Thranduils Gesicht.
Thranduil sah erschöpft und abgekämpft aus. Müde rieb er sich die Augen. "Die Stadt? Ich habe so viele Fragen...?"
Die Soldaten wurden in die Kaserne gebracht, wo normalerweise auch Nerwen ihren Platz zum Schlafen fand.
"Kommt!", Tauriel wies Thranduil und Nerwen an ihr zu folgen. "Ihr könnt hier im alten Gästehaus übernachten. Es bietet nicht viel, aber den Umständen entsprechend sollte es genügen."
Der König war zu schwach, um nur noch ein einziges Wort heraus zubringen und nickte nur stumpf. "Danke, Tauriel.", sagte Nerwen und zog sich mit Thranduil im Arm in den Schutz des Hauses zurück, wo dieser gleich müde in sein Bett fiel. Viel zu lange hatte er das Gefühl von weichen Laken und Kissen missen müssen. Nachdem Nerwen ihm die dreckigen Sachen vom Körper streifte, gesellte sie sich wieder, wie es immer hätte sein sollen, an die Seite des Königs. Beruhigt legte sie sich auf seine sich regelmäßig hebende und senkende Brust und genoss es einfach nur für einen Moment, dass sie ihn wieder hatte. Bevor sie Arm in Arm einschliefen.
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I see it in your eyes (Thranduil ff)
Fanfiction"Tief verborgen im Wald, versteckt vor allem Licht. Wo der Ruf der Eule hallt, findet er sie nicht." Nachdem Ringkrieg ist Thranduil nun ganz allein in seinen Hallen. Sein Sohn Legolas segelte mit seinen Gefährten in den Westen und der Elbenkönig wi...