Abschied

1K 41 4
                                    


"Nerwen...", raunte Thranduil wehmütig. "Ich muss gehen." Zwischen Nerwens leidenschaftlichen Küssen blieb dem König keine Luft zum Atmen. Sie stöhnte genervt und zog Thranduil zurück ins Bett. Er lockerte sich aus ihrem Griff.

"Ich kann wirklich nicht, auch wenn ich es noch so sehr will.", sagte Thranduil und verließ das Bett. Nerwen krabbelte ihm hinterher. Das Bett sah aus wie ein Schlachtfeld.

Neckisch biss sich Nerwen auf die Unterlippe und fing wieder an Thranduils Hose zu öffnen. "Ahja, was willst du denn?", fragte sie und strich über seine Mitte.

Selbstbeherrschend trat Thranduil ein paar Meter zurück. Sicherheitsabstand.

"Mein Engel, auch wenn du dir noch so viel Mühe gibst...", Thranduil zog sich seine Stiefel an. "Ich kann heute Nacht nicht bei dir bleiben. Ich bin es meinen Gefallenen Männern schuldig etwas Licht ins dunkle zu Bringen." 

Nerwen nickte verstehend und ließ sich erschöpft von ihren ganzen Überzeugungsversuchen wieder ins Bett fallen. "Na schön.", sagte sie etwas beleidigt, obwohl sie verstand warum Thranduil so dringend fort reiten musste. Der König lächelte milde. Er beugte sich über das Bett und gab Nerwen einen Kuss auf die Stirn. Ein Versprechen, dass sie für immer an seiner bleiben könne, solange wie sie es sich wünschte.

"Ich liebe dich.", flüsterte sie. Thranduil kniete sich an die Bettkante und zog Nerwens Gesicht an seines und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss, bis er sie schließlich los lassen musste...Er hätte es ja nicht wissen können, dass es vorerst ihr letzter gewesen sein würde.

"Ich liebe dich auch.", sagte er. Es ist so lange her, dass der König so empfand.

Traurig blickte Nerwen Thranduil nach, als dieser die königlichen Gemächer verließ.

In Rüstung verpackt und bis unter die Zähne bewaffnet, bestiegen Thranduil und seine Soldaten die gesattelten und getrensten Schlachtrösser. Es fühlte sich so an, als würden sie in den Krieg reiten. Thranduil setzte eine Truppe Palastwachen darauf an, Nerwen im Auge zu behalten.

"Sie darf unter keinen Umständen den Palast verlassen.", wies der König die Soldaten an.

"Ja wohl.", war die Antwort darauf. Und die Wachen traten auf Thranduils Befehl hin weg.

"Seid ihr bereit?", fragte Landor, Thranduils führender General. Auch er fühlte sich für den Tod der Späher verantwortlich. Es war seine Aufgabe den Familien mit zu teilen, dass sie im Dienst getötet wurden.

"Bereit, wenn ihr es seid.", antwortete Thranduil und preschte mit seinem Pferd durch die goldenen Tore hindurch. Sie wussten nicht wonach sie suchen, doch der König war sich sicher, das Objekte würde sie finden.

Eine ganze Weile lang ritten sie ziellos Richtung Süden, doch nichts passierte. "Wir sollten rasten. Das was uns finden will, wird es sicher begrüßen, wenn wir uns nicht bewegen.", schlug Landor vor und ritt neben den König. Thranduil starrte nachdenklich in die Dunkelheit.

"Euer Vorschlag ist clever. Ich hoffe nur, dass er uns nicht umbringt.", sagte der König und nicht einverstanden. Im selben Augenblick hob Landor seine linke Hand, in der er die Fake trug, und die Reiter hielten ihre Pferde an.

Die Soldaten rotten sich in der Mitte des Waldes zusammen, Rücken an Rücken, jede Himmelsrichtung musste im Auge behalten werden. Die Pferde stellten die Männer als eine Barriere um sich herum. Geduldig warteten die Männer, 1 Stunde, zwei Stunden, drei Stunden... bis dann um 5.00 Uhr morgens der Nebel durch die Wälder zog und die Sonne im Osten aufging. Mühselig kämpften sich die goldenen Strahlen durch den elendig schwarzen und düsteren Wald, welche noch etwas mehr als nur die Sonne hervorbrachten. Wind zog auf, was ungewöhnlich für solch frühe Morgenstunden war. Doch es blieb keine Zeit, um dieses Wetterphänomen zu hinterfragen, viel wichtiger war jetzt die Frage, wie kann es sein, dass jemand der seit über 2000 Jahren tot ist, durch den Düsterwald spazieren kann?

In gleißendes Licht gehüllt, so wie es Thranduil schon zweimal zu vor sah, trat eine Frau mit dem Antlitz einer Göttin aus den dunklen Schatten der Nacht hervor.

Die Königin dieses Hoheitsgebietes höchstpersönlich stattete ihren Soldaten an diesem kühlen Morgen einen besuch ab. Erst konnten die Männer ihren Augen nicht trauen. Offene Kinnladen soweit das Auge reicht. Sie fielen auf die Knie vor ihrer Herrin. Außer Thranduil. Er überlegte erst, ob seine Phantasie ihm einen Streich spielte. Doch diese Frau dort, war wahrhaftig.

"Melian.", flüsterte er, er bekam keine Luft. Fassungslos und glücklich zu gleich stürmte Thranduil auf seine Liebe zu. Innig schloss er sie in seine Arme. Dann zog es ihm den Boden unter den Füßen weg. Er spürte nur noch, wie er Blut verlor und dann die Kontrolle über sich selbst.

I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt