Nicht mehr so unschuldig

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Eine ganze Weile noch lag das neue Königspaar reglos im Bett und genoss die Wärme und Geborgenheit des jeweils anderen. Schließlich erhob sich Nerwen und zog sich wieder an. Sehnsüchtig sah Thranduil ihr nach.

"Willst du mich etwa schon verlassen?", sagte er während er nach ihrer Hand griff, um sie aufzuhalten. Nerwen schnürte die schwarzen Stiefel zu und streifte sich ihr Oberteil über.

"Ich muss.", sagte sie und gab Thranduil einen Kuss zum Abschied. "Tauriel bringt mich um, wenn ich zu spät komme." Dann war sie auch schon verschwunden, wie ein scheues Reh sprang sie davon.

Erschöpft rollte sich Thranduil auf den Rücken und starrte an die Decke. Sie hatte also Training bei Tauriel. Das würde auch ihren neuerlangten Mut und die Begegnung gestern im Wald erklären. Gerne wäre er Nerwen direkt gefolgt, um mit eigenen Augen zu sehen, was seine ehemalige Palastwache ihr beigebracht hatte.

Es klopfte an der Tür. Thranduil hob seinen Kopf.

"Mein Herr, Thranduil.", sagte eine männliche Stimme. "Es liegt Kleidung für euch im Flur bereit."

Die Anspannung fiel ab und der König legte seinen Kopf wieder in den weichen Laken ab. "Habt Dank.", antwortete er dem unbekannten und nach dem ein paar Minuten gewartet hatte, erhob er sich, um sich anzukleiden.

Die Kleidung lag ordentlich zusammengelegt auf einem Schränkchen vor der Zimmertür. Thranduil nahm das Päckchen Stoff an sich und zog sich dann wieder in das bescheidene Schlafgemach zurück. Die Kleidung war einfach. Eine braune Hose, ein weißes Hemd, braune Stiefel und ein dunkler Mantel, der den Wind der Berge abhalten sollte. Nachdem Thranduil seine Wunden wusch und mit etwas Teebaumöl und Arnikakraut  versorgte, dass er glücklicherweise im Schrank finden konnte, zog er die bereitgelegte Kleidung an. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel trat er hinaus ins Sonnenlicht und war im ersten Moment überrascht über das rege treiben in dieser kleinen statt. Zu seinem Erstaunen konnte er auch den ein oder anderen Zwerg ausfindig machen.

Es tat gut die frische Bergluft einzuatmen und sich mal für einen Moment der Natur hinzugeben, ganz ohne Sorgen einfach die Sonne auf der blassen Haut genießen. Es bereitete Thranduil Freude zu sehen, dass das Volk der Mírdain Dlaks Massaker überlebt hatte. Lauter kleine Hütten aus Holz und auch teilweise aus Stein waren in dem unebenen Gelände verteilt, teilweise waren schon Straßen gepflastert und überall sah man Elben und Zwerge, die Hand in Hand arbeiteten, um diese weiter auszubauen.

Thranduil ließ seinen Blick schweifen und blieb an einem kleinen Rundgarten, eingefasst von kleinen Steinen, indessen Mitte ein Tisch stand. Dort saßen speisend seine Männer. Ferral erblickte den König und winkte ihn zu sich und den anderen.

Hunger, er hatte schrecklichen Hunger. Das hätte der König bei seinem morgendlichen Rendezvous fast vergessen. Ferral schenkte gerade Tee nach, als Thranduil sich zu der Gruppe gesellte. "Guten Morgen, mein König.", sagte Ferral und verbeugte sich leicht mit einem Lächeln. Thranduil nickte ihm lächeln zu und nahm ebenfalls auf einem der Stühle Platz.

"Wie ich das vermisst habe.", sprach er, als er sich an den Speisen bediente.

"Die Gastfreundlichkeit der Mírdain ist nicht zu übertreffen.", wandte sich einer der Elben an den König. 

"Wahrlich.", entgegnete dieser. Es war wirklich für alles gesorgt und man empfing sie hier mit Großzügigkeit. 

Ein weiterer Elb mit dunklem Haar gesellte sich zu der königlichen Gruppe. "Guten Morgen die Herren, guten morgen mein Herr Thranduil.", sprach Censím sie an.

Thranduil stand auf und drehte sich zu dem Fremden. "Danke, dass ihr uns hier duldet.", sagte er und reichte Censím die Hand. 

"Es ist mir eine Ehre.", entgegnete dieser und verbeugte sich leicht vor seinem König. "Oh wie unhöflich von mir, ich habe mich noch garnicht vorgestellt. Mein Name ist Censím, Oberbefehlshaber dieser Stadt und euer Diener, mein Herr."

I see it in your eyes (Thranduil ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt