Sechs ganze Tage vergingen, bis Ferral aus Gondor mit guten Nachrichten zurückkehrte. Sechs ganze Tage, in denen Nerwen kaum ein Wort mit Thranduil wechselte, sie war eingeschnappt. Erst dachte der König, dass sie ihr Verhalten scherzhaft meinte, aber als er dann abends sein Spiel beenden wollte, wies sie ihn ab.
Es war ein Sonntag. Censím, Tauriel, Nerwen, Thranduil und seine königliche Leibgarde aßen gerade in Censíms vornehmen Esszimmer zu Abend. Nerwen saß Thranduil gegenüber, doch jedes Mal, wenn er sie ansah, blickte sie beschämt zu Boden. Dann schritt Ferral durch den Türrahmen. Zuvorkommend nahm einer der Diener ihm seinen Mantel und seine Waffen ab und verstaute diese sicher.
"Setzt euch.", sagte Censím zu Ferral, dem man die anstrengende Reise ansehen konnte. Seine Kleidung war leicht verdreckt und Staub hing wie ein zarter Schleier an seiner Stirn. Doch erstmal wollte er etwas zu sich nehmen, um sich zu stärken.
Die anderen ließen ihn vorerst in Ruhe speisen. Nach Gondor und wieder zurück ist es ein weiter weg, ohne ein schnelles Pferd noch anstrengender.
Eindringlich beobachtete Thranduil Nerwen, welche schweigend von ihrem Salat aß. Es war eine bedrückte Stimmung und Censím zählte die Sekunden bis Ferral endlich aufhören würde zu essen und Bericht erstatten würde.
Doch Thranduil konnte sich nur auf Nerwen konzentrieren, wie sie dort saß. In diesem bescheidenen burgundroten Kleid. Die Haare spielerisch im Nacken zusammengebunden. Ihr perfektes Gesicht und diese schimmernden warmen Augen, die Thranduil keines Blickes würdigten. Enttäuscht, nicht einmal gut genug ihr unter die Augen treten zu dürfen, so der König zur Seite. Ferral legte gerade sein Besteck auf den leergeputzten Teller. Er räusperte sich: "Ich darf euch verkünden, dass Gondor in zwei Tagen die Ankunft eines Heeres angekündigt hat."
Der Saal brach in Jubel aus. Freude und Jubel darüber, dass das Geschlecht der Elben nicht ganz verloren sein würde. Thranduil sprang hoch erfreut auf. Nerwen folgte jeder einzelne seiner Bewegungen. Sie beobachtete das Zucken der Muskeln, als er lächelnd auf Ferral zustürzte und diesem beherzt auf die Schulter klopfte. Ein chaotischer Haufen Elben, die ihren ungezügelten Emotionen jeden erwünschten Freiraum zu sprachen. Ein ungewöhnliches Bild.
Selten hatte Nerwen ihren König so glücklich gesehen und trotzdem fühlte sie sich unwohl in seiner Gegenwart. Hastig stand sie auf und verließ unbemerkt den Raum. Bei diesem Tumult fiel ihr Verschwinden zunächst nicht auf. Eilig polterte Nerwen die Treppenstufen hoch und ließ sich auf das Bett fallen, in dem sie immer Seite an Seite mit Thranduil schlief.
Doch auch heute Nacht würden sie wie zwei Fremde nebeneinander liegen. Nerwen würde ihm nicht antworten. Sie würde einfach ihre Augen zukneifen und hoffen so bald wie möglich einzuschlafen. Erschöpft uns ratlos zu gleich atmete sie schwer aus, was sollte sie nur mit sich anfangen. Nachdenklich starrte sie an die hölzerne Decke, während der blonde Elb durch die Tür trat.
"Ich hab mir schon gedacht, dass ich dich hier finde.", sprach Thranduil als er die Tür ins Schloss fielen ließ, mit dem Gesicht zu Nerwen gedreht, die immer noch ihren Blick an die Decke pinnte, die Beine angewinkelt. Thranduil ging ein paar Schritte auf sie zu. Im Vorbeigehen streifte er seinen schweren Mantel ab und legte diesen über einen Stuhl.
"Wieso sprichst du nicht mit mir, hab ich dir Unrecht getan?", fragte Thranduil, um eine Antwort bittend, als er sich neben ihr auf die Bettkante setzte. Doch die Elbin sah ihn weder an, noch presste sie ein Wort aus ihren stummen Lippen hervor. Ungeduldig wartete Thranduil minutenlang auf eine Antwort, doch er wartete vergeblich.
"Gut.", sagte er schroff, "wenn du mich nicht mehr um dich haben willst, gehe ich. Gerne auch für immer, wenn es dir so lieb ist." Er sagte dies mit bitterem Ton, aggressiv nach seiner Robe greifend und zur Tür rasend. Unsanft riss der König diese auf, die Augen glasig und sein Gesichtsausdruck finster.
"Es ist...", setzte Nerwen an und setzte sich im Bett aufrecht hin. Überrascht drehte sich Thranduil auf dem Absatz um. "Nun, du willst also doch mit mir reden?", provokant zog Thranduil eine Augenbraue hoch. Nerwens Ignoranz hatte ihn wirklich beleidigt.
Beschämt sah diese zu Boden. "Es ist...", versuchte sie erneut. "Es ist so, dass mir die Situation letztens einfach so unangenehm war."
Verunsichert suchte sie in Thranduils Augen nach irgendeiner Emotion, während sie schützend ihre Hände um ihren Körper schlang.
Thranduil ließ die Klinke los und seine Muskeln entspannten sich. Etwas verunsichert stand er dort vom Bett so weit entfernt. "Wenn ich zu grob zu dir war und du Angst empfunden hast, bitte verzeih mir. Dann habe ich es falsch aufgefasst.", etwas beschämt sah der König zu Boden. Vorsichtig wagte er sich ein paar Schritte auf Nerwen zu.
"Nein, das ist es nicht.", sagte sie und unterdrückte ein strapaziertes Stöhnen. "Ganz im Gegenteil."
Verwirrt sah Thranduil sie an und setzte sich erneut neben sie auf die Matratze. "Also, hat es dir gefallen?"
Nerwen nickte, leicht errötend und zur Seite sehend. Dieses Gespräch war ihr wirklich unangenehm.
Jetzt war Thranduil noch irritierter. "Aber wo liegt dann das Problem?"
Nerwen seufzte. "Ich mag es, das ist nichtmal ein Ausdruck, wenn du so zu mir bist. So grob zu mir bist, dich mir überordnest, mich unterweist und ich schäme mich dafür, dass mich das erregt." Tränen der Überforderung kullerten ihre rosigen Wangen hinunter.
Liebevoll nahm Thranduil ihr Gesicht in seine kühlen Hände und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Nerwen.", sagte er in einem ruhigen Tonfall. "Du musst dich für nichts schämen. Egal was es ist und wenn es jetzt etwas ist, was dich erregt, erst recht nicht. Wenn dich etwas erregt, dir Lust bereitet, sag es mir oder zeig es mir."
Zurückhaltend lächelte sie ihn an und nickte. Erschöpft ließ Nerwen ihren Kopf auf Thranduils Schulter sinken, dieser packte sie daraufhin beherzt am Hintern und hob sie auf seinen Schoß.
"Tu mir das nie wieder an.", hauchte Thranduil ihr mit gebrochener Stimme ins Ohr.
"Nie wieder versprochen.", schwörte sie und schmiegte sich näher an den König.
"Gut und versprich mir auch, dass du das nächste Mal auch noch mit mir redest, wenn ich es dir auf meine Art und Weise machen wollte.", lachte Thranduil scherzhaft. Doch er meinte es ernst.
Nerwen blickte hoffnungsvoll zu ihm auf. Ihre Händen umschlungen seinen Nacken, während er sie auf seinem Schoß hielt. Liebevoll sah sie ihm in seine eisblauen Augen. Nerwen schloss die wenigen Zentimeter zwischen ihren Lippen und verwickelte Thranduil in einen innigen Kuss. Seine Lippen schmeckten leicht süß.
"Mach es mir jetzt.", sagte die kleine Elbin verführerisch, als sie von den weichen Lippen des Königs abließ.
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Tut mir wirklich leid Guys, dass letztes Wochenende kein Kapitel kam. ;(
Ich weiß, ich hatte es versprochen, aber mir ging es echt nicht so gut und dann hab ich die Woche über meine Restenergie genutzt, um für meine zwei Klausuren heute zu lernen. nächste Woche schreibe ich auch nochmal welche, vermutlich kommt das nächste Kapitel zum Ende nächster Woche.
Danke fürs Lesen und bis dahin!
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I see it in your eyes (Thranduil ff)
Fanfiction"Tief verborgen im Wald, versteckt vor allem Licht. Wo der Ruf der Eule hallt, findet er sie nicht." Nachdem Ringkrieg ist Thranduil nun ganz allein in seinen Hallen. Sein Sohn Legolas segelte mit seinen Gefährten in den Westen und der Elbenkönig wi...