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E V E L Y N

"Du Ignorierst mich?" Ich blieb verstummt und blickte aus dem Fenster. Die beleuchteten Läden zogen an mir vorbei, an die betrunkenen Partymenschen vorbei und immer weiter weg. Und am liebsten wäre ich nun ausgestiegen und hätte laut geschrien. Vor Frust und Wut. Doch ich ließ mir nichts anmerken, verdrängte meine Gefühle und drückte die Tränen hinunter.

Ich sollte den Worten von Viktoria kein Glauben schenken. Aber es funktionierte einfach nicht. Nein. In mir tobte etwas. Und beinahe hätte ich Zachary auch angeschrien.

"Evelyn, hör zu. Ich l-"

"Du hörst mir zu." Ich schnitt ihm das Wort ab und senkte meinen Blick zu meinen zusammen gepressten Beinen. Ich unterdrückte das Zittern in meinen Händen und ballte sie zu Fäusten. Die waren doch alle wahnsinnig. Ich wollte seine Stimme nicht mehr hören. Der Abend hatte mir endgültig den Rest gegeben.

Und letztendlich würde ich doch wieder weinend unter der Dusche stehen...

"Ich habe keine Ahnung was um mich herum geschieht, aber ich will nicht die unwissende sein. Ich bin kein dummes Kind, dass nichts versteht. Rede mit mir! Was sollte das gerade eben mit Viktoria. Was sollte das ganze bedeuten?" Ich nahm tief Luft und bohrte meine lackierten Finger in meine Haut. Mein Herz schlug immer schneller, mein Hals schwoll an.

"Du bist ein Mistkerl. Wozu hast du mich dann beauftragt, um schön neben deiner Seite zu stehen oder was? Ich bin keine Schlampe, ich bin glücklich verheiratet. Nur du, du hast deine Probleme!"

"Von was hat Viktoria geredet? Für was wurde sie beauftragt und wieso nennst du sie eine Schlampe? War sie überhaupt deine Stellvertreterin?" Ich biss in meine Lippe und drehte mich hektisch zu ihm. Er hatte die Hände wütend in das Lenkrad gekrallt, sein Blick war dunkel und auf die Straße gerichtet. Er drückte immer fester auf das Gas, fuhren gefährlich schnell, aber das machte ihm nichts aus. Auch nicht, als ich mich schluckend an den Sitzgurt krallte.

Es fing an zu regnen. Die Regentropfen prasselten heftig gegen die Scheibe.

"Hattest du etwas mit dieser Frau, Zachary? Sie...sie" Ich schniefte auf und legte meine Hand auf sein Oberarm. "Du sollst mir antworten, Zachary." Doch er schnaubte nur auf und fuhr immer gewaltig schneller.

×××

"Du fragst mich-" Er drückte mich fest gegen den Schreibtisch und knallte seine Hände jeweils neben meinen Oberschenkeln. "Ob ich etwas mit dieser Frau gehabt hatte?" Er ließ seine große rechte Hand zu meinem Kinn gleiten, um ihn anzuheben und in meine glasigen Augen zu schauen. Mein Magen rebellierte - mir war schlecht und ich hatte Angst vor der Wahrheit.

Nach der schnellen Fahrt hatte er mich wortwörtlich aus dem Auto gezogen und in sein Arbeitszimmer gebracht. Und seitdem war ich verstummt und wartete auf anderweitige Reaktionen von ihm.

"Viktoria Adrianne wollte mich in ihrem Bett sehen. Sie wollte mich ficken, obwohl ihr treuer Ehemann im Ausland ist und auf sie wartet." Er ließ seine Hand von meinem Kinn hinuntergleiten, glitt zu meinem Hals und dort verweilte seine Hand letztendlich. Er übte Druck aus, sah mir tief in die Augen und drückte immer fester sein Unterleib gegen mich.

"Ich habe diese Frau niemals mit falschen Augen angeguckt. Denn ich liebe nur dich, verdammt Evelyn!" Er pfegte mit Wucht den blauen Ordner von Tisch weg und ließ mich durch den lauten Knall zusammen zucken. Denn ich liebe nur dich, Evelyn. "Unglaublich, du bist unglaublich." Er ließ den Kopf hängen und lachte urplötzlich auf.

"Und wie war Dylan, dein kleiner Freund so? Konnte er dich ordentlich befriedigen? Hat es dir so sehr gefallen, dass du mich belügen musstest?" Erschrocken keuchte ich auf und schaute auf. Wie bitte?

MINE | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt