E V E L Y N
"Wie haben sie Evelyn eigentlich erzogen? Ich werde die Erziehung übernehmen. Sie haben deutlich gescheitert, Mr. Und Mrs. Evans. Nächste Woche Sonntag, hole sie kurz vor acht hier ab. Wenn ihre Sachen bis dahin nicht gepackt sind, werden sie es bereuen Geschäfte mit mir gemacht zu haben".
"Ja Mr. Reynolds." Unterwürfig sah mein Vater Zachary an und bot ihm immer wieder Mal einen heißen Tee oder einen Kaffee. Doch immer lehnte er desinteressiert ab. Die Tatsache, dass sich meine Eltern angestrengt bemühten nett rüberzukommen, verletzte mich allgemein. Denn sie bemühten sich bei mir kein funken. Aus ihnen funkte keine Liebe, keine Anerkennung. Nichts. Nichts, aus bitterer Hass.
Ich hatte kein Mitspracherecht und musste schweigen, während sie mein Leben zerstörten. Stücken von Stücken. Langsam und schmerzhaft. Und ihnen waren meine Gefühle egal.
Zachary legte seine große Hand auf mein Oberschenkel, fuhr ein wenig hoch. Schluckend riss ich meine Augen auf und sah auf seine Hand. Am Handgelenk trug er eine goldene Rolex. Sowas würde ich mir nichts leisten können. Mich würde man höchstens dort einstellen, wo ich nicht zusehen war. Würde einen niedrigen Gehalt entgegennehmen und mich zufrieden geben müssen, während Zachary nur so vor Reichtum strahlte. Ich könnte so in den Tränen zusammenbrechen...
Mit schmalen Augen sah ich zum ihm. Mit dunklen Augen blickte er zu meinem Eltern. Er strahlte so eine gewaltige Macht ins Wohnzimmer hinein, die mich insgeheim erschütterte. Gänsehaut machte sich breit, als er lautstark aufseufzte. Was wohl gerade in seinem Kopf vorging?
Meine Eltern saßen eingeschüchtert daneben und schürften immer wieder aus ihrem Kaffee. Mich ignorierten sie, aber das würde nicht lange anhalten. Nicht nachdem sie seinen Blick gesehen haben, der wohl einiges zu bedeuten hatte.
"Ach bevor ich es vergesse, sie haben Pflichtstunden Stunden bei mir abzuarbeiten. Vergessen Sie es bloß nicht." Mahnend sah Zachary meine Eltern an, die eingeschüchtert nickten.
Welche Pflichtstunden? Und da ich die unwissende bin, die sich aus allem raushielt, fragte ich auch nicht nach. Worüber sie sprachen, was sie für Geschäfte hatten. Es interessierte mich, aber hinterfragen würde ich nichts. Ich durfte es nicht.
"Sind deine Hausaufgaben fertig?" Prüfend schaute Zachary mir in die Augen. Ich hatte einige Aufgaben in Physik ausgelassen, aber grob hatte ich alles fertig. Aber er würde trotzdem alles herausfinden, was ich ihm nicht verriet.
"Ja." Flüsterte ich leise unter seinem intensiven Blick. Langsam senkte ich meinen Blick wieder auf seine große Hand an meinem Oberschenkel, da ich unseren Blickkontakt nicht standhalten konnte.. Es fühlte sich so merkwürdig an. Und doch übertrug seine große Hand eine unglaubliche Wärme auf meinen Körper.
"Ich will sie sehen." Presste er hervor und zog mich hoch. Ohne einen Blick meinen Eltern zu würdigen, stieg er mit mir die Treppen hinauf in mein Kleines kindliches Zimmer. Mein Herz fing an wie verrückt zu schlagen. Peinlich.
Schmunzelnd blieb er in der Mitte des Zimmers, sah mich auffordernd an. Es war doch beschämend. Ich hatte noch nie eine Freundin oder einen Freund in meinen Zimmer. Niemand wollte mich besuchen, da ich auch schließlich keine Freunde hatte. Von daher musste ich eigentlich nie etwas umstellen, aber das Zachary - ein erwachsener Mann - nun solche Einblicke hatte, machte meine Wangen tiefrosa.
"Du magst es also schön Märchenhaft?" Fragte er und betrachtete meine Einhorntapete. Ich gab darauf keine Antwort, sondern schluckte den Scham hinunter. Es war schon schlimm genug, dass er wusste, dass ich noch so ein kindliches Mädchen war.
Ich warf meine Hausaufgaben auf meinen kleinen Tisch und er ging direkt zu meinem Arbeitsheft und kontrollierte die Aufgaben. Bei Physik hob er die Augenbrauen. Ich hatte es doch gewusst. Er musste auch schließlich alles kontrollieren.
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MINE | ✓
RomanceDARK ROMANCE »Er nannte mein Mädchen seins, doch Zuhause nahm ich mein Mädchen« Evelyn Evans. Jeder kannte dieses Mädchen. Es war das Mädchen, dass von ihren Mitschülern gehänselt worden ist, von ihren Eltern missverstanden wurde und von schrecklich...