33.

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E V E L Y N

"Zachary", stieß ich atemlos hervor und versteifte mich, als Dylan sich plötzlich von mir schob und verwirrt die Augenbrauen hochzog. Er war mir so unendlich nah gekommen, mein ganzer Körper kribbelte ganz verrückt und plötzlich als er wieder auf Abstand ging - fühlte ich nur noch Leere in mir. 

Ich zitterte. Tränen drückten sich gegen meine Augen, die ich nur widerwillig meine Wangen hinuntergleiten ließ. Er hatte fast meine Lippen berührt, mit seinen. Ich brauchte Luft, dringend. Ich hielt es nicht mehr aus, nicht in seiner unerträglichen Nähe. 

Schnell schob ich ihm die Stange mit der Zuckerwatte in die Hand, sprang hastig auf und düste davon. Blind rannte ich in die Menschenmenge hinein und ignorierte seine verwirrten Rufe. Ich brauchte Ruhe. Einen abgelegenen Ort nur für mich alleine. 

 Etwas Außerhalb vom Markt, lehnte ich mich schwer atmend gegen einen Baum und ließ die Tränen wie ein Wasserfall hinuntergleiten. Schniefend ließ ich mich auf die Knie fallen und selbst da, spürte ich keinen Schmerz. Alles, was ich spürte, war Trauer.

Die einsame, eisige Trauer. Und kein derartiger Gedanke spendete mir Trost. Alles, was ich nun wollte, wahr in seinen Armen liegen zu können. Pausenlos glitten die Tränen hinunter. Ich grub verzweifelt meine Hände in meinen Rock und stieß meinen überhitzten Kopf gegen die harte Baumkruste. Mein Kopf dröhnte schmerzhaft, aber dadurch hörte ich nicht mehr meine schwachen Emotionen. 

Ich hörte mein Geheule nicht mehr. 

Es war aus dem Ruder gelaufen. Die Situation, das spontane Treffen und die Freundschaft... 

Warum sollte Dylan noch mit mir befreundet sein, wenn ich alleine zurückgelassen hatte? Schließlich sollte man Freunden beistehen, sie nicht alleine lassen, aber er war mir so nah gekommen und wollte seine Lippen auf meine legen. 

Zachary...

Wenn er es erfahren würde, dann - Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte mir nichts ausmalen. Warum wollte er seine Lippen auf meine legen? Weil wir Freunde waren und man es unter Freunden tat? Ein Beweis für die freundschaftliche Liebe?

Seufzend zog ich den Nasenschleim hoch, strich mir die übrigen Tränen davon und stand mit wackligen Beinen auf. An dem Baum gelehnt wartete ich noch einige stille Minuten, bis ich ein klares Sichtfeld hatte und vernünftig laufen konnte. 

Tief vergrub ich meine, vor Kälte zittrigen Hände in die Jackentasche und schritt voran. Leise summend starrte ich gedankenlos auf die leere, nasse Straße und wunderte mich. Wann hatte es denn geregnet? Und wie auf den Stichpunkt landete ein kalter Tropfen auf meine Stirn. 

Und aus einem kalten Tropfen wurde ein heftiger kalter Regen. Mit zusammen geballten Händen lief ich schneller, schneller und schneller. Mein Keuchen wurde immer lauter, mein Herz schlug immer stärker gegen meinen Brustkorb. 

Plötzlich knallte es heftig und ich schrie laut vor Schreck auf. Fiel knallend mit dem Kopf auf dem Boden und ließ mich in die schreckliche Dunkelheit treiben. 

×××

"Unterkühlt ist das kleine Mädchen. Wenn sie aufwacht, verabreicht ihr dies hier. Und eine warme Suppe könnte ihr nicht schaden. Gute Besserung an die kleine." 

Ein leiser Knall ertönte. Und ein appetitlicher Geruch stieg in meine Nase. Grummelnd öffnete ich langsam meine Augen und versuchte gegen die Helligkeit anzutreten. Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Wann war ich den eingeschlafen? Und war nicht Schule?

Geschockt setzte ich mich auf, als plötzlich ein Stich durch meinen Kopf zog und ich mich stöhnend wieder auf die gemütlichen Kissen fallen ließ. 

"Du musst dich schonen, Evelyn." 

Verwirrt blickte ich zu der besorgten Stimme und stieß einen Schrei aus. Ich verstand nichts mehr. Warum war Dylan hier und wo war ich?

"Dylan, was mache ich hier? Was ist passiert und warum dröhnt mein Kopf so schrecklich?", er ignorierte mich, antwortete mir nicht. Stattdessen sah er mich intensiv an, prägte sich alles von mir ein. Er starrte mir regelrecht in die Seele. 

"Ich muss zu -." Ich ließ seinen Namen bewusst aus und versuchte mich wieder aufzusetzen, doch die Schmerzen verhinderten dies und ließen mich wieder auf die Kissen fallen. Erfolglos. 

"Gestern. Nachdem du weggerannt bist, habe ich dich bewusstlos, durchnässt und unterkühlt auf dem Bürgersteig gefunden. Evelyn, was ist passiert?", er setzte sich an den Rand des Bettes, indem ich lag und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. 

Ich wusste es nicht. Warum lag ich auf der Straße bewusstlos und durchnässt? 

"Ich kann mich nicht mehr erinnern, ist was vorgefallen?" Er schüttelte seufzend den Kopf, bevor er aufstand und das Tablett, was auf der Kommode stand, sanft auf meine Knie lag. Zärtlich legte er mir seine Hand auf den Rücken und half mir mich aufzusetzen.

Und tatsächlich. Ich konnte sitzen, ohne schmerzen zu haben. 

"Iss die Suppe, Evelyn. Ich fahr dich dann Nachhause." Dankend nickte ich und griff zum Löffel, um die Suppe zu löffeln. Nach und nach wurde mir immer wärmer. 

"Unser Lehrer weiß Bescheid, dass wir nicht kommen. Hab uns beide für heute abgemeldet", sagte er und nickte wieder. Ich war ihm so dankbar. Er hatte mir geholfen. Ich wusste nicht, was gestern passiert war und ich würde mich gerne daran erinnern. 

Und nun musste ich auch meinen Dank aussprechen.

"Danke...für die Suppe, dass du mich von der Straße geholt hast und-", ich hielt an und zuckte mit den Schultern. Für alles. Er war mein einziger Freund, der mich verstand und mich nicht verurteilte. Der erste bei dem ich nicht Angst verspürte. 

"Für alles, Dylan." Murmelnd senkte ich meinen Kopf. 

Einfach für alles...

×××

"Wir sind umgezogen", redete ich mich hastig raus. Verdammt, verdammt, verdammt! Ich hatte ihm die richtige Adresse von mir gegeben, von Zachary. Mein Plan war aufgegangen. Er würde die kleine Villa sehen, die teuren Autos auf der Einfahrt, die Männer die Patrouille gingen und er würde Zachary kennenlernen. 

Ich würde gewaltigen Ärger kriegen. 

Wie sollte ich hier heil rauskommen?

Vor der Villa blieb er stehen und staunte nicht schlecht. "Mit wem wohnst du hier? Deinen Eltern? Was arbeiten die denn?", er schnallte sich aus und voller Angst geladen, löste auch ich den Gurt und stieg zittrig aus. 

Während er sich umsah, nahm ich genau die Bewegungen der Männer wahr. Sie drückten auf ihre goldenen Armbanduhren. Und dies war ein Zeichen. Zachary wusste, ich würde kommen. 

Es war mein Verderben. 

Und als die Haustür aufgerissen wurde, brach mein endgültiges Verderben an. 

×××

Was meint ihr passiert jetzt? Und wieso ist Evelyn so emotional zusammengebrochen? Votet& kommentiert doch ihr süßen💕

Nightlovellyy💕

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