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E V E L Y N

Ich blickte mich um. Nach links, nach Rechts. Keine Menschenseele. Beruhigt trat ich vorsichtig aus dem Klassenraum. Meine Schritte halten im leeren Flur. Meinen Atem hielt ich an, um weitere Geräusche zu vermeiden.

Ich musste unauffällig hinaus. Fest presste ich meine Bücher an meine Brust und schluckte hart, als ich etwas fallen ließ. Keuchend blickte ich auf den Boden. Wartete einige Sekunden ab, doch nichts geschah. Langsam hob ich mein Mathematikbuch auf und erschrak fürchterlich, als ich eine männliche Präsens vor mir sah.

"Zachary, was tust du denn hier?" Mein Stimme bebte vor Angst. Meine Zähne klapperten aufeinander. Mir fielen die Bücher fast aus den Händen. Mir wurde kalt.

Er blickte mit dunklen Augen zu mir hinunter. Seine Arme waren verschränkte, er präsentierte seine muskulösen breiten Arme.

"Dieser Dylan ist nicht nur ein Freund, oder?"

Mein Herz setzte augenblicklich aus. Er wusste alles, das sah ich ihm an.

"Ich, bitte. Ich kann das alles erklären." Hektisch nahm ich tief Luft und wich einen weiteren Schritt nach Hinten, um bloß nicht in seine Fängen zu geraten. Ich presste mein Mathebuch panisch gegen meinen Brustkorb.

"Evelyn, seit wann fasst dich dieser Junge an?" Ich schwieg verängstigt und sah mich panisch um. Es musste doch einen Ausweg geben. Ein Kloß bildete sich daraufhin in meinem Hals, als er wütend eine Waffe aus seiner Hosentasche zog.

Ein Schuss fiel. Ein Schrei verließ meine Kehle.

"Ich werde ihn töten." Erstarrt senkte ich meinen Blick und ballte meine Hände zu Fäusten, um das zittern zu verdrängen. Doch es verschwand nicht. Denn er war der Auslöser für meine fürchterliche Angst.

Langsam, ganz langsam näherte er sich mich und senkte die Waffe wieder zu Boden. Er detaillierte still meinen zittrigen Körper, nahm jedes Detail von mir auf und sah schlussendlich hoch in meine tränenden Augen.

"Hast du mich etwa verschwiegen, Evelyn?"

Mein Herz schlug mir heftig gegen den Brustkorb, meine Sichtweise verschwamm immer mehr und mehr und die Tränen flossen meinen Wangen hinunter. Ich war schwach.

"Du hast dich in diesen Jungen verliebt."

Geschockt blickte ich hoch und schüttelte hastig meinen Kopf. Ich presste meinen Rücken gegen die dahinterliegende Wand und schluchzte.

"Nein, glaub mir. Er ist nur ein guter Freund und -

"Evelyn?"

Mit großen Augen wand ich mich um und erstarrte. Ein kalter Schauer fuhr mir den Rücken hinunter, als Dylan verwirrt am Tür-Rahmen stand. Meine Beiden knickten ein. Ich fiel auf den Boden. Und alles, was ich noch konnte, war zuzusehen, wie Er grinste.

...

"Hallo? Ist alles in Ordnung?" Ein lautes Klopfen ließ mich von meinem fürchterlichen Traum erwachen. Die Tränen flossen wie ein Wasserfall meinen Wangen hinunter. Starr blickte ich auf die innere Kabinentür.

Ich bin in der Mädchenkabine eingeschlafen, als ich mich vor Dylan versteckt hatte.

"Kannst du aufmachen? Ist alles in Ordnung, wieso hast du so geschrien?"

Doch ich verstummte, antwortete dem besorgten Mädchen hinter der Kabine nicht. Nein. So wollte ich mich nicht zeigen. Meine Glieder schmerzten und zitterten. Die Tränen lief noch immer.

"Alles gut."

Es war gar nichts gut. Ich hatte geträumt, wie Zachary hinter meinen Lügen kam. Dylan kennenlernte und auch herausfand, dass er mich geküsst hatte. Ich musste das unbedingt stoppen. Die Lügen mussten aufhören, aber wie?

MINE | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt