32.

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E V E L Y N

"Ich bin nur seine Freundin", ich räusperte mich und senkte verlegen den Blick. "Nur eine gute, denk ich", nuschelte ich mich heraus und strich mir wie immer aus Angewohnheit über den rechten Oberarm. Elliot nickte und zog weiter an seiner Zigarette.

Ich misstraute den Jungs und sah mich noch immer nach einem Fluchtweg aus, aber so einfach konnte ich nicht verschwinden. Die Jungs überragten mich um einiges und allein das schüchterte mich zutiefst ein. 

Seine Freunde nickten und nahmen mich genau unter die Lupe. Elliot fragte mich ständig irgendwelchen Blödsinn, Alexej zog dumme Witze und Dylan starrte mich ununterbrochen an, da ich ihm keine Antwort gegeben hatte. 

"Dylan, seit wann hast du eigentlich eine so hübsche Freundin, hm?", fragte Alexej und lief neben mir her. Wir liefen schon seit Minuten durch den Center und unterhielten uns. Und ich hatte alles perfekt aufgesetzt. 

"Neidisch?" 

Er schüttelte den Kopf und grinste plötzlich hemmungslos. "Dylan und Evelyn, sitzen auf dem Baum und knut-" 

Mit einem harten Schlag verstummte nun auch sein Freund und ich zog scharf die Luft ein. Besorgt sah ich zu ihm, der jedoch nur lachend seinen Bauch hielt. Hatte er denn keine Schmerzen? Und seit wann war Dylan so gewalttätig?

"Warum tust du ihm weh? Gewalt ist keine Lösung." Angestrengt verzog ich mein Gesicht zu einer halbwegs wütenden Miene, dabei brodelte es in meinem inneren nur so vor Angst. Denn wenn Dylan bei anderen zuschlug, würde er es bei mir auch tun.

Ich durfte bloß nicht falsches sagen.

"Ihm gehts gut, Evelyn."

Enttäuscht senkte ich meinen Blick und blieb nun auch stumm, während die Jungs sich lautstark unterhielten. Dabei spürte ich immer wieder seinen brennenden Blick auf mir. 

"Wollen wir noch auf den Markt? Evelyn kann doch auch mit", schlug Elliot vor. Auf den Sommermarkt, der nur jeden Sommer hier stand? 

"Ich denke, ich sollte meinen eigenen Weg gehen. Ich möchte euch nicht stören oder belästigen. Es war schön euch kennenzulernen, aber ich muss wieder los", stotterte ich peinlich berührt, als die Jungs anfingen stirnrunzelnd mich zu betrachteten.

Dylan löste unmittelbar seinen Blick von mir und schnaubte. 

"Evelyn, du störst nicht. Also rede dich nicht raus. Wir gehen jetzt."

Alexej klatschte sich in die Hände und Elliot grinste, während Dylan seine Arme verschränkt hatte und finster zu mir hinuntersah. Und nun fragte ich mich, was hatte ich getan? War ich etwa der Grund? 

Ich wusste es doch von Anfang an. Ich war jedem eine anstrengende Last. Bestimmt wollte er bloß einen schönen Tag mit seinen Freunden verbringen und was passierte stattdessen? Ich griff ein und zerstörte alles.  

"Ich kaufe dir auch Zuckerwatte." 

Und schon verflog meine Unsicherheit. 

×××

"Lass uns auf das Riesenrad." Hart schluckte ich und legte meinen Kopf in den Nacken, um ganz hinauf zu schauen. Ich würde auf keinen Fall mit der Attraktion fahren. Die Jungs, die mein unsicheres bereits gemerkt haben, grinsten hinterhältig. 

Und ich wusste genau, was die beiden vorhatten. 

"Ich gehe da nicht drauf. Höhenangst", sprudelte es aus mir und ich wich einen Schritt zurück, als Elliot meinen Arm packen wollte. Und ich knallte direkt gegen eine harte muskulöse Brust, die ich, als Dylans Brust entzifferte. Mit hochroten Wangen entfernte ich mich blitzschnell von ihm und strich mir über den Oberarm. 

"Wenn sie nicht will, will sie nicht." Gänsehaut machte sich auf meiner Haut breit, als seine tiefe Stimme in meinen Ohren erklang. Er hatte sich tatsächlich für mich eingesetzt. Aber er klang noch immer so wütend und abwesend...

"Danke", murmelte ich ihm entgegen, doch er ignorierte mich. Ein Stich fuhr durch meine Brust und leicht krümmte ich mich. Was war das denn?

Die beiden Jungs stöhnten verzweifelt auf und begaben sich auf den Weg. Und nun standen wir hier allein. Die Menschen umgingen uns, schien fröhlich zu sein. Sie lachten, aßen Zuckerwatte oder tranken ein Bier. 

"Komm ich kauf dir Zuckerwatte, deine Augen glänzen danach", raunte er mir zu, als er blitzschnell mein linkes Handgelenk packte und mich mitzog. Keuchend ließ ich mich von ihm mitziehen und dabei entgingen mir nicht die kleinen Stromschläge durch unseren Körperkontakt. 

Am Stand angekommen, kaufte er mir Zuckerwatte am Stiel und zog mich zu einer freien Bank. Perplex ließ ich mich stumm neben ihn fallen und zupfte dabei meinen Zuckerwattestiel von Stück zu Stück auseinander, um genüsslich die Watte auf meiner Zunge zergehen zu lassen. 

Hier war es ruhiger, abgelassener. Der Wend wehte sanft und meine Haare flogen umher. 

"Ist wirklich alles Okay? Es kommt mir so vor, als hättest du von heute an eine Fassade. Ich kann dir schließlich nur vor den Kopf schauen, also erzähl, was ist los", redete er auf mich ein und schob mich an meinen Schenkeln zu sich. Sprachlos blickte ich ihm in die Augen und schüttelte den Kopf. 

Hatte er etwa Wind bekommen von all dem, was ich versuchte zu versteckte? 

"D-anke für die Zuckerwatte", hauchte ich und wechselte somit das Thema. Auf einmal fühlte sich mein ganzer Körper taub an. Stocksteif saß ich auf der Bank. Hatte er etwas geahnt? Würde er mich nun auch flach fallen lassen? 

Ich hätte doch wissen sollen, dass ich niemals etwas verbergen konnte. Dylan hatte mich durchschaut, das wusste ich. Und ich wartete nur ängstlich darauf, dass er es endlich sagen würde und mich somit allein lassen würde. 

"Wechsel nicht das Thema, Evelyn. Du schienst heute so abwesend zu sein", sanft fuhr er meinem Oberschenkel hoch. Schluckend blickte ich hoch in seine Augen, was sich wohl als Fehler herausstellte. Sein Blick war so dunkel, ich konnte mich nicht mehr von seinen Augen lösen. 

Ein Schauer fuhr mir über den Rücken, als er gefährlich oben stehenblieb und mich dunkel betrachtete. Was war plötzlich in ihm gefahren? Ihm entging es auch nicht, als sich meine  Nackenhärchen aufstellten. 

Er verfestigte den Druck. Panisch versuchte ich unauffällig seine Hand von meinem Oberschenkel wegzubekommen. Doch vergebens. 

"Ich will nur wissen, ob es dir wirklich gut geht", hauchte er nah an meinen Lippen. Mein Herz drohte mir herauszufallen. Doch es schlug bloß schneller, höher und heftiger. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen und ich verlor komplett die Kontrolle über meinen Körper. 

Was tat ich nur hier? 

"Rede einfach mit mir."

Wenn ich könnte, würden sich alle von mir entfernen, distanzieren. Und auch er würde den Grund verstehen, wieso ich auf der Schule gemobbt werde.

"Dylan." Mein Brustkorb schmerzte bereits tierisch, meine Atmung wurde immer hektischer und langsam fingen an Szenarien in meinem Kopf zu spucken. Ich durfte diesem Jungen nicht die Kontrolle über meinen Körper geben. 

Er würde mir weh tun, wie die anderen. 

Ich brauchte die Schutzmauer. Die Fassaden. 

"Ich kann nicht mehr", hauchte er angestrengt und legte sanft seine Hand auf meine Wange, näherte sich mir augenblicklich und schloss langsam die Augen. Panisch keuchte ich und nur ein Name herrschte wild in meinem Kopf.

Zachary...

×××

Was haltet ihr denn nun von den lieben Dylan? Was er gerade wohl vorhatte? Votet& kommentiert doch und habt noch einen schönen Tag💕

Nightlovellyy💕

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