E V E L Y N
"Möchtest du noch einen Dessert haben, Evelyn?" Zachary schlug die Speisekarte auf und reichte sie mir, ohne dass ich auch antworten konnte. Aber er wusste auch ganz genau, dass ich süßes liebte. Er musste überhaupt nicht fragen.
Interessiert blätterte ich durch die Karte und bestaunte mir die Speisen an. Meine Wahl lag zwischen einem leckeren Schokoladen Sorbet oder einem Schokoladenkuchen mit saftigen Erdbeeren.
"Ich nehme den Sorbet." Breit lächelnd reichte ich ihm wieder die Karte und schaute aus dem Panoramafenster hinaus. Während Zachary im Hintergrund bestellte, kam mir augenblicklich wieder Dylan in das Gedächtnis. Bisher konnte ich mich gut ablenken. Seine Worte habe ich verkraftet, auch wenn sie äußerst hart waren. Und auch wenn er sich endschuldigt hatte, wollte ich nichts mehr mit ihm zutun haben.
Mein Kopf tendierte dazu, es ihm zu beichten, was Dylan gesagt hatte. Aber woher sollte ich den wissen, wie er nun reagieren würde? Wir beide hatten einen so schönen Tag. Ich habe mir neue schöne Klamotten gekauft, Schmuck und auch Schuhe. Und nun saßen wir romantisch in einem abgelegenen Restaurant und genossen einfach die Zweisamkeit.
"Kann ich dir was sagen?" Gerade als der Kellner die Bestellung aufgeschrieben hatte und in die Küche zurückkehrte, wand er seinen Blick ab und schaute stattdessen zu mir. Seine Augen funkelten wiedermal wunderschön. Zachary nickte und trank einen genüsslichen Schluck von seinem Wein und dies nutzte ich aus, um ihm schleunigst alles zu erzählen.
"Ich bin heute in der Schule Dylan begegnet und-" Er stockte und blickte abprubt auf. Ließ das Glas langsam von seinen Lippen weichen, um es ungeduldig auf den Tisch zu knallen. "Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, dass ich die Freundschaft nicht mehr möchte. Und Zachary, ich möchte sie wirklich nicht, glaub mir." Angespannt schluckte ich und erblickte den Kellner, der bereits mein Dessert aus der Küche trug. Kam geradewegs auf uns zu, weswegen ich schnell Luft holte, um den schlimmsten Part loszuwerden. "Er hat gesagt, ich soll mit dir Schluss machen."
"Mach mit ihm Schluss, Evelyn. Tue mir diesen einen letzten Gefallen."
Als Zachary zum sprechen ansetzen wollte, unterbrach er sich, da der Kellner mit einem Lächeln, mein Dessert auf den Tisch stellte. Er wünschte mir einen Guten Appetit und ich griff auch sofort zum Löffel, schaufelte mir eine Menge Eis und Erdbeeren drauf und schob sie mir dann seufzend in den Mund ein. Köstlich, wirklich lecker.
"Schluss machen?" Innerlich lachte er wahrscheinlich, weil ich dazu sowieso nicht die Macht hatte. Meine Eltern hatten schließlich hinter meinem Rücken, ein Vertrag ausgehandelt. Ich gegen Geld. Und wieder musste ich akzeptieren, dass ich kein Wunsch war und diese Blätterscheine meine Eltern viel glücklicher machten. Irgendwann würden ihn diese bedeutungslosen Blätter ausgehen und dann hätten sie ein gewaltiges Problem.
"Ich werde es nicht tun. Bitte werde nicht wütend." Flehend schob ich meine Unterlippe bevor. Keinenfalls wollte ich mir nun meinen schönen Geburtstagsabend versauen lassen. Dafür war es viel zu schön gerade. Vor ein paar Monaten hatte ich noch geglaubt, ich würde meinen achtzehnten Geburtstag alleine im Zimmer verbringen, da ich weder Freunde hatte oder Eltern hatte, die sich sonderlich um mich kümmerten oder sich gar für mich interessierten.
"Ich soll nicht wütend werden? Diese kleine halbstarke Junge sagt, dass du Schluss machen sollst?" Seine Hand ballte sich langsam zu einer Faust und die Ader an seiner Hals begann zu pochen. Großartig. Hätte ich doch bloß dieses Thema nicht angesprochen. "Iss auf und dann verschwinden wir, Evelyn." Er schnappte sich sein Weinglas und versuchte sich wahrscheinlich zu beruhigen, denn er sprach kein Wort mehr mit mir.
War es überhaupt richtig, ihm davon zu erzählen? Schließlich hat Dylan auch schlecht über ihn geredet und irgendwie verdiente Zachary auch die Wahrheit.
Wir waren auf dem guten Weg. Ich hatte mir selber geschworen, nie wieder zu lügen oder etwas zu verbergen. Und es war auch besser so. Die Beziehung zwischen mir und Zachary hatte sich deutlich gebessert. Seit Tagen schon, hatten wir nicht miteinander geschlafen. Wir redeten viel und es machte mich glücklich.
"Ich möchte nicht, dass du böse bist. Es ist doch so ein schöner Abend, außerdem höre ich nicht auf seine Worte. Warum sollte ich dich verlassen, wenn ich dich liebe?" Er atmete schwer aus und nickte. Glücklich lächelte ich breit. Und auch er lächelte leicht. Aber ich wusste dennoch, dass er innerlich brodelte.
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"Ich werde dich zum Schulball morgen begleiten. Die Mädels werden wortwörtlich sabbern." Kichernd schlug ich ihm gegen den breiten Oberarm. Wir hatten beschlossen noch einwenig spazieren zu gehen und seitdem, plauderten wir sorgenlos und Zachary brachte mich immer wieder zum Lachen.
Meine Hand in seiner großen Verschränkt. Und mein Herz schlug in meinem Brustkorb außerordentlich schnell.
"Das träumst du wohl." Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf und stellte mir wirklich bildlich vor, wie die Mädels schauen würden. Wahrscheinlich hatten viele bereits ein Tanzpartner, aber würden ihn gerne wieder wechseln, doch das ging nicht. Denn Zachary würde an meiner Seite stehen. Und meinen Ring mit dem großen Diamanten, würde ich sicherlich auch anziehen.
"Hast du dir nun überlegt, wo du arbeiten möchtest? Ich könnte dir überall eine Stelle herausnehmen." Seufzend zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich hatte ich nun vorgehabt bei Zachary zu arbeiten, in der Firma. Einerseits kannte ich bereits die Arbeiten, die durchgeführt werden mussten. Ich verstand sie und sie hatten auch Spaß gemacht. Andererseits wäre ich immer bei Zachary. Ich könnte mit ihm aufwachen und zusammen könnten wir zur Arbeit.
Das hatte ich mir alles bildlich vorgestellt.
"Ich möchte eine Stelle bei dir haben, als Assistentin. Ich kann mich gut um Bürokram kümmern. Außerdem würdest du mich dann nicht mehr so schnell vermissen." In die Lippe beißend, zwinkerte ich ihm zu und lachte auf.
"Lässt sich einrichten." Amüsiert funkelte er mich an, bis er wieder seinen Kopf senkte und mich vor ihn zog. Drückte mich an seinen Körper. "Ich muss dir was erzählen." Zärtlich umfasste er meine Wangen und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Nase.
"Deine Eltern, sie sind umgezogen. Das meiste aus dem Haus haben sie verkauft. Aus Geldnot. Und den Vertrag, habe ich verbrannt, Evelyn." Scharf zog ich die Luft ein. Mama und Papa waren ausgezogen? Aus dem Haus? Und das Geldnot? Ich dachte, Zachary würde die beiden noch mit Geld vorsorgen, aber er hatte es komplett erst genommen.
"Ich werde ihnen die monatlichen Summen streichen. Ich werde mich an ihren bettelnden Gesichtern prächtig amüsieren. Ihnen wird nichts mehr übrig bleiben, als auf die Knie zu fallen und zu betteln. Und das werden sie."
Nun wusste ich einfach nicht, ob ich mir wirkliche Sorgen machen sollte oder das Gefühl der reinen Genugtuung fühlen soll.
Mama und Papa sollten wissen, wie ich mich gefühlt habe und genauso dasselbe fühlen. Natürlich wünschte ich den beiden das Beste, aber sie hatten mir weh getan. Und wenn sie wirklich flehen wollen, hätte ich nicht einmal die Tür aufgemacht.
"Sie leben in einer Altbau Wohnung. Einwenig weiter." Er setzte auf und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Sie haben mich letztens erst angerufen, um nach Geld zu fragen." Zachary zog mich noch näher an seinen muskulösen Körper. "Und du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ihnen Geld gebe. Ich werde ihnen kein Cent überweisen."
Verständlich.
"In Ordnung." Strahlend lächelte ich über beide Ohren. "Ich liebe dich." Und bevor er auch meine Worte erwidern konnte, versiegelte ich meine Lippen mit seinen.
×××
Halou, das Kapitel ist nicht allzu lang geworden. Dafür wird was nächste wahrscheinlich länger. Hoffe, es hat euch gefallen und es geht euch gut. Votet& kommentiert ❤️ Nightlovellyy
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MINE | ✓
RomanceDARK ROMANCE »Er nannte mein Mädchen seins, doch Zuhause nahm ich mein Mädchen« Evelyn Evans. Jeder kannte dieses Mädchen. Es war das Mädchen, dass von ihren Mitschülern gehänselt worden ist, von ihren Eltern missverstanden wurde und von schrecklich...