E V E L Y N
Meine Stimmung war gekippt. Es ging mir innerlich nicht gut und man sah mir dies auch an. Mein Nacken schmerzte förmlich. Meine Lippen waren zu einem geraden Strich gezogen. Die Nacht konnte ich kaum schlafen. Normalerweise hätte wir uns geliebt, uns geküsst. Aber nachdem was gestern passiert war, konnte ich kein Auge zudrücken. Am liebsten hätte ich geweint. Viele Tränen vergossen, aber meine Augen waren so trocken.
Ich war müde, erschöpft und verletzt. Zachary war heute Morgen verschwunden. Ich hatte nur noch einen leichten Druck an meiner Stirn gespürt, bevor er verschwunden ist. Und normalerweise hätten wir uns morgens geküsst, gekichert und auch zusammen gefrühstückt. Aber das war nicht so. Vielleicht ging es ihm auch einfach nicht so gut.
Seufzend strich ich einige lose Haarsträhnen hinter mein Ohr. Ich hatte meine Haare offen gelassen. Sie fielen glatt über meine Schultern und versteckten gut mein Gesicht. Niemand wollte sehen wie erbärmlich ich doch war.
Auch Dylan nicht, der plötzlich neben mir stand.
"Du wolltest mit mir reden, Evelyn! Hast du zumindest im Unterricht erwähnt." Dylan ging lässig neben mir her und zwinkerte immer wieder Mädchen zu, die in einer Stufe höher waren. Er kannte sie wohl, waren wahrscheinlich seine anderen Freundinnen. Aber das müsste mich gleich nicht mehr interessieren müssen. Evelyn du wirst nie die einzige sein in deren Leben...auch nicht in Zacharys.
"Ja, wollte ich. Vielleicht an einem ruhigen Ort?"
Dort, wo niemand meine tränenden Augen sehen würde. Dort, wo keiner mein erbärmliches Geschwafel hörte.
Meine Brust zog sich schmerzlich zusammen. Vielleicht konnte ich all dem aus dem Weg gehen, indem ich die Schule wechsele. Aber das würde man mir nicht erlauben und - Es war keine Option - Ich musste das einfach durchziehen. Was sollte schon passieren?
"Bevor du anfängst zu reden, habe ich noch einiges zu sagen. Setz dich." Er drückte mich auf die Bank hinunter. Als seine Hand meine Schulter traf, ließ ich mich fallen. Es erinnerte mich an damals, als er mich auf die Bank hinuntergedrückt hatte und mich geküsst hatte. Ein warmer Schauer fuhr mir den Rücken hinunter. Er war so sanft mit mir gewesen, aber ich durfte auch nicht vergessen, dass genau diese Situation mir viele Probleme verschafft hatte.
Meine Knie zittern. Ich war unglaublich nervös. Ich hatte mich nicht vorbereitet auf dieses Gespräch. Ich hatte angenommen, ich würde ihm die Wahrheit erzählen und danach weinend Nachhause rennen. Aber was ist wenn er mich festhalten würde? Nein, dass würde er nicht. Er würde mich gehen lassen, ich war falsch. Und falsche Menschen ließ man gehen und ziehen. Und ich war falsch. Er würde von mir nichts mehr wollen, er würde mich nach diesem Gespräch genauso wie die anderen hänseln und mich fertig machen. Und es war berichtigt. Wehren würde mich nicht, denn insgeheim hatte ich es verdient. Ich hatte es verdient auf den Boden zu fallen und alleine zu sein. Wie früher...
"Die Situation ist momentan echt verkorkst, aber ich will uns aus diesem Loch ziehen. Evelyn, du hast so viel verdient und du verdienst nach dieser Unwissenheit endlich die Wahrheit von mir." Mein Herz schlug mir heftig gegen den Brustkorb. Meine Hände fingen unkontrolliert an zu zittern. Welche Wahrheiten verdiente ich denn, er verdiente sie doch. Meinem Kopf durchfuhr ein schmerzhafter Stich. Ich war so eine widerliche Lügnerin.
"Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war mir direkt bewusst, dass du -" Er seufzte laut auf und unterbrach sich selbst. Er bückte sich zu mir hinunter und legte seine Hände an meine Oberschenkel ab. Er suchte die Fehler bei sich selbst, aber genau das war falsch. Seine so warme Seite zeigte mir nur wie verdorben ich war. Ich konnte seiner angenehmen tiefen Stimme nicht mehr lauschen, ich musste mit den Wahrheiten rausrücken.
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MINE | ✓
RomanceDARK ROMANCE »Er nannte mein Mädchen seins, doch Zuhause nahm ich mein Mädchen« Evelyn Evans. Jeder kannte dieses Mädchen. Es war das Mädchen, dass von ihren Mitschülern gehänselt worden ist, von ihren Eltern missverstanden wurde und von schrecklich...