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E V E L Y N

RENN WEG VON IHM!

Schwer atmend stützte ich mich an einem riesigen moosigen Baum ab und versuchte meine zu Atmung regulieren. In mir bebte es und es schrie nach der ewigen Flucht. Ich konnte nicht mehr. Mein Herz schlug rapide gegen meinen Brustkorb. In meinem Kopf ratterte es und höllische Kopfschmerzen plagten mich.

"Sucht sie, sie kann nicht weit sein." Schrie wieder die Stimme und darauf beförderte sich mein Körper wieder ins Rennen. Ins etliche Rennen vor ihnen und vor ihm. Ich bekam sie nicht los, sie waren mir dicht an Fersen. Sie waren hartnäckig und verfolgten mich laut eines Auftrages.

Immer wieder schlugen sich Äste gegen mein Gesicht, doch ich ließ mich dadurch nicht beirren. Voller schmerzen und Adrenalin rannte ich und blendete die Außenwelt heraus. Nur die Flucht war mein Ziel. Ich musste es einfach schaffen.

Mir flossen unendliche Tränen unkontrolliert über die Wangen. Laut schluchzte ich auf und fiel auf die Knie. Weinend krabbelte ich hinter einen Busch und hielt mich versteckt. Ich konnte es nicht, ich schaffte es nicht. Die Kälte nahm mich ein, ließ mich frieren, aber mein Körper bebte nur so vor Angst.

Ich wollte nicht mehr. Andauernd verfolgt zu werden war ein purer Albtraum. Ich wollte nur zum Schulball, doch letztendlich war jetzt mein Kleid sowieso eine Katastrophe.
Sie wollten mich zu ihm bringen. Aber wie sollte ich darauf reagieren? Natürlich war meine Panik weit heraus und sie ließ mich flüchten. Aber sie waren mir dicht hinter den Fersen.

Selbstverständlich wusste ich, dass er mich umbringen würde, wenn er mich finden würde. Dafür bräuchte ich jedoch meine ganze Kraft, die ich verloren habe. Mir war bewusst, dass die Flucht vor ihm nicht existierte. Denn er würde mich immer wieder jagen und finden.

Seine Männer würden mich finden, mir weh tun und mich zu ihm bringen. Sie taten mir ja unfassbar leid und ich wusste, dass sie ihren Job mittlerweile hassten, aber keiner versetzte sich in die Lage von mir. Niemand hinterfragte die Aufträge, sie taten es bloß, da sie sonst mit Konsequenzen rechnen würden.

Jedem war ich egal und unsichtbar. Wurde ständig gedemütigt, geschlagen und runtergemacht. Womit hatte ich das nur verdient? Ich hatte nie einem Menschen etwas Schlechtes getan. Ich war seit klein immer die unsichtbare, der Schatten an der Wand.

"Findet das Weib schleunigst! Der Boss wird uns sonst den Kopf verdrehen! Beeilt euch." Schrie eine wütende Stimme und ließ meinen zierlichen Körper zusammen zucken.

Das wird er uns allen...

Zusammengekauert hinter einem Baum, stieß ich mich wieder hinauf und rannte eifrig weiter. Ich durfte mein Ziel vor den Augen auf keinen Fall verlieren. Ich musste es schaffen! Wenn ich mich nur noch ein wenig mehr konzentrieren würde, dann würde ich es vielleicht bald schaffen. Meine lang ersehnte Freiheit...

"Ich sehe sie." Mein Herz stockte. Schnelle Schritte ertönten hinter mir Ein schwerer Atem peitschte mir den Rücken. Ängstlich versuchte ich meine Geschwindigkeit zu beschleunigen, doch meine etlichen Kräfte waren verschwunden.

"Bleiben sie stehen, Ms. Evans!" Schrien sie und ließen damit meine Tränen weiter kullern. Tränenüberströmt rannte ich blind und fiel letztendlich schmerzerfüllt auf den Boden. Ich würde es niemals schaffen. Ich wusste es doch...

Schreiend kam ich unten an und blieb elendig auf dem Boden liegen. Wie ein elendes Stück, was ich auch war. Wie sich mich betitelten... Wie sie mich behandelten...

Seine Männer umzingelten mich von jedem Winkel und sahen mir teilweise besorgt ins Gesicht, jedoch auch mit zorniger Miene. Zitternd versuchte ich aufzustehen, jedoch knickten meine Beine direkt wieder ein. Du bist schwach, Evelyn!

MINE | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt