Pasiphae

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gewidmet SoulDragon19, die fast schneller liest als ich posten kann.

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Ich traue meinen Ohren kaum. „Du heißt mich willkommen?"

„Natürlich! Ich freue mich, dass du dem Labyrinth entrinnen konntest. Du darfst mir nachher erzählen, wie du das geschafft hast."

„Ich dachte, du magst mich nicht", mir ist bewusst, dass ich mich wie ein kleines Kind anhöre. „Du hast mich doch auch fortgeschickt."

„Unsinn! Du bist mein Sohn, genau wie er", sie weist auf Laus, „und ich liebe alle meine Söhne und Töchter, egal wer ihr Vater war. Dem Labyrinth habe ich nur zugestimmt, weil Poseidon dich sonst mit Wahn geschlagen hätte. So aber hattest du eine Chance, deinem Schicksal zu entkommen und ich habe darauf vertraut, dass es dir gelingt." Sie tritt auf mich zu und umarmt mich spontan mit dem rechten Arm. Irgendetwas tropft von dem Löffel in ihrer Hand auf meinen Rücken, aber das ist mir egal. Ich erwidere ihre Umarmung ungeschickt. Das kleine Mädchen auf ihrem linken Arm steckt den Finger in den Mund und sieht mich mit großen Kulleraugen an.

„Es ist so schön, dich wiederzusehen, mein kleiner Unstern", sagt Pasiphae ungewohnt liebevoll, lacht dann und blickt an mir hoch. „Nein, klein darf ich dich nicht mehr nennen."

„Warum nennst du mich Unstern?" frage ich. Daran erinnere ich mich noch gut und es hat mich immer verletzt. Ich bin davon ausgegangen, dass sie mein Vorhandensein bereut. So herzlich wie heute habe ich meine sonst sehr beherrschte Mutter selten erlebt. Aber noch während dieses Gedankens steigt die Erinnerung an wenige, aber innige Momente mit ihr hoch. Ich beginne zu verstehen, dass Pasiphae mich liebt und immer geliebt hat. Das erzeugt eine wohltuende Wärme in mir, dort, wo es meiner Seele bisher zu kalt war, um zu frieren.

Pasiphae wird ernst. „Deines Schicksals wegen", erwidert sie, während wir durch die Gänge des Palastes gehen. Die Decken dort sind hoch, ich kann normal gehen. Nur muss ich meine Hörner durch die Türöffnungen durchfädeln.

Pasiphae sieht mir dabei zu. „Das habe ich nicht gewollt", sagt sie bedauernd. „Ich dachte, du würdest menschliche Form haben und dich in einen Stier verwandeln können. Poseidon erwartete, du würdest aufgrund deiner Dualität ein rasendes Ungeheuer werden, ich setzte auf dein Titanenblut, welches dich davor bewahren sollte. Aber ich habe nicht damit gerechnet, du könntest in einer Gestalt feststecken, die insgesamt ziemlich unpraktisch ist."

„Unstern – meinetwegen? Nicht deinetwegen?" Ich kann es kaum fassen, aber Pasiphae nickt. „Ja. Darum habe ich dich auch Asterios, Stern, genannt. Dein Name soll dir sagen, dass du zwar unter einem Unstern gezeugt und geboren sein magst, es aber nicht so bleiben muss."

„Oh." Das wirft ein ganz neues Licht auf meinen Namen. Ich merke, dass mir die Tränen kommen.

Pasiphae reckt sich zu mir, bemerkt endlich, dass sie noch immer den Löffel in der Hand hält, leckt kurz mit der Zunge daran und reicht ihn einer Dienerin, die gerade mit einem Weinkrug vorbeieilt. „Bring ihn in die Küche. Und sag Mera, sie soll noch etwas Rosmarin darangeben."

Unstern unter der Sonne ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt