gewidmet Tintentraeumerin, die uns an ihren wunderschönen Träumen teilhaben lässt.
Ich bin nicht mehr allein. Seit gestern höre ich Geräusche; Trampeln, Schreien und das Splittern von Holz. Irgendjemand bewegt sich durch die Kammern und ist mir schon ziemlich nahe gekommen.
So etwas geschieht immer wieder mal. Manchmal entfernen sich die Geräusche nach einer Weile wieder. In anderen Fällen werden sie schwächer und seltener und aus dem anfänglichen Wutgeschrei wird ein klägliches Flehen. Selten nur findet mich jemand. Das letzte Mal ist schon ziemlich lange her.
Wenn es möglich ist, gehe ich den Fremden aus dem Weg. Denn sie kommen nicht, um mich zu befreien. Sie alle machen sich zuvor durch ihre Schreie bemerkbar und was ich verstehen kann, sind in der Regel Drohungen und wüste Beschimpfungen, die alle an mich gerichtet sind.
Natürlich rufen sie mich nicht beim Namen. Wahrscheinlich kennen sie ihn nicht einmal. Sie nennen mich Unmensch, Untier, Ungeheuer, Unhold und was es noch alles mit Un- gibt. Und damit beschreiben sie mich eigentlich sehr gut. Ich glaube, ich war immer schon Un-. Mit dieser Vorsilbe benennt man nur, was jemand nicht ist. Und das scheint der Kern meines Selbst zu sein. Ich bin NICHT.
Ich bin kein Mensch. Ich bin kein Tier. Ich bin nicht geheuer, war es wohl keinem je außer meinen Geschwistern. Und niemand außer ihnen war mir je hold.
Ich lausche weiterhin den Flüchen, die noch einige Zimmer entfernt sind, mir jedoch beweisen, dass ich nicht geträumt habe. Zu manchen Zeiten zweifle ich daran, dass es auf der Welt noch anderes gibt als diese endlosen Kammern, dass es noch mehr Wesen gibt als mich. Die Schriftrollen erzählen etwas anders, aber sie sind nur Papier. Und Papier kann lügen.
ICH BIN EIN MENSCH.
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Unstern unter der Sonne ✔️
FantasyUnter der Erde Kretas lebt ein Ungeheuer. Abkömmling von Titanen, teils menschlich, teils tierisch und von den meisten gefürchtet. Jeder Versuch, das Untier zu töten, schlug bisher fehl. Aber eines Tages kommt ein Held nach Kreta - und befreit das M...