Daimones

59 9 35
                                    

„Haut endlich ab!" Der Wutschrei lässt uns beide auffahren

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Haut endlich ab!" Der Wutschrei lässt uns beide auffahren. Er gilt nicht uns; er kommt vom Wald herüber.

Verblüfft sehen wir uns an. Dann runzelt Aria die Stirn. „Die Daimones", vermutet sie und rutscht von meinem Schoß. „Komm mit, das will ich mir ansehen!" Sie schreitet energisch auf den Wald zu und mir bleibt nichts übrig, als ihr nachzulaufen. Natürlich mit Färse und Jungbullem hinterdrein.

Am Waldrand steht Dionysos und schüttelt wütend die Fäuste gegen einige Wesen, die um ihn herumtanzen, ihm lange Nasen drehen und ihn verspotten. Ein schwacher Funke zuckt aus seinen Fingern und trifft einen weiblichen Daimon. Doch sie lacht nur darüber. „Das ist alles, was du fertigbringst, Sohn des Zeus? Das kann dein Vater viel besser. Wenn er denn dein Vater ist!"

„Genau", ein männlicher Daimon gesellt sich zu ihr. „Als Zeussohn solltest du Blitze schleudern können, keine schwächlichen Flämmchen! Und sowas will ein Gott sein!"

„Lasst mich in Ruhe!", brüllt Dionysos und erhebt die Hand gegen den Daimon. Dieser wird mit einem Hagel aus Trauben und Äpfeln überschüttet und geht zu Boden. Doch schon stehen die anderen vier Daimones bei ihm, graben ihn aus dem Obst aus und packen einzelne Früchte, um sie auf den jungen Gott zu werfen. „Kinderspiele!", höhnt ein fetter, nackter Daimon. „Mit Äpfeln werfen, das habe ich als Kleinkind das letzte Mal gemacht!"

Aria nestelt an ihrem Gürtel, an dem wie üblich etliche Beutel hängen. „Wir gehen dazwischen", beschließt sie. „Bist du bereit? Du musst die Burschen kurz von mir ablenken."

„Kein Problem", ich habe ebenfalls eine Idee, wie man gegen die Daimones angehen kann. Gemeinsam gehen wir auf die Kontrahenten zu. Die fünf Daimones bewerfen jetzt gemeinschaftlich den jungen Gott mit dem Obst, das er selbst hervorgebracht hat. Was diesen aber nicht sonderlich tangiert: Aus dem Boden vor ihm sind Weinreben gewachsen und haben sich fest verschlungen. An dieser Mauer prallen alle Wurfgeschosse ab.

Über Daimones habe ich auch so einiges gelesen. Darum schubse ich den Feisten direkt an. „Ist schon peinlich, wenn man über seine eigene Art nichts weiß", lache ich ihm ins hämisch verzogene Gesicht. „Daimones werden nämlich nicht geboren und sind niemals Kleinkind. Aber träum ruhig weiter davon, kleiner Daimon. Muss schlimm sein, wenn man nicht wirklich lebt und nicht richtig tot ist, stimmt's?"

Der Daimon wird wütend. „Das geht dich nichts an, schwaches Wesen!"

„Ach meinst du? Dann schrei dein Unwissen doch nicht in die Welt hinaus, wenn ich dich hören kann. Ich kann es nicht leiden, wenn man Falsches sagt und verbessere das dann immer sofort."

„Quatsch!", ein weiblicher Daimon kommt dem Kumpan zu Hilfe. „Du willst nur diesem schwächlichen Göttlein helfen, das sich da hinter Mauern versteckt. Und genau wie dieser Feigling da traust du dich nicht zu kämpfen und greifst uns mit Worten an."

„Worte sind oftmals mächtiger und Gewalt ist die Macht der Dummen", erwidere ich. „Und was bringt euch auf die Idee, ich sei machtlos? Oder Dionysos? Man muss nicht immer seine gesamte Macht zeigen und anderen Wesen schaden, um sich zu beweisen. Das haben nur die Schwachen nötig!"

Unstern unter der Sonne ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt