Kuh

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Das Brüllen der jungen Kuh hört sich zunehmend verzweifelt an

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Das Brüllen der jungen Kuh hört sich zunehmend verzweifelt an. Ich kann sie gut verstehen. Die Gefühle, die sie umtreiben, empfinde ich ebenfalls. Aber während es für sie Hilfe gibt, bezweifle ich, dass ich jemals Erlösung finden werde.

Ich beobachte die Kuh schon eine ganze Weile. Zur Zeit habe ich nichts zu tun, nach den vorangegangenen hektischen Tagen eigentlich eine willkommene Abwechslung für mich. Andererseits habe ich dadurch viel zu viel Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen.

Gramos hat mich gebeten, die Kuh zu holen. Vor zwei Tagen hat er sie auf die entlegene Weide gebracht, weil sie mit ihrer Unruhe, ihren ständigen Aufreiteversuchen und der Brüllerei die Herde gestört hat. Und weil er seine eigenen Pläne mit ihr hat. Die will er nun ausführen. Und da er und seine Männer noch vollauf mit den Stieren beschäftigt sind, welche für die Sprünge gebraucht wurden und die jetzt in ihre jeweiligen Herden zurückgebracht werden müssen, hat er mich gefragt. Ich bin der einzige, der nicht nur Zeit hat, sondern dem die Kuh wohl auch bereitwillig folgen wird.

Meine Geschwister packen zurzeit eifrig. Vor allem Fee scheint es schwer zu fallen, zu entscheiden, was sie mitnehmen will und was hierlassen. Ich hab da kein Problem. Ich habe nur das Pult, Daidalos' Schwert und ein paar Kleidungsstücke. Pasiphae ist bereits damit beschäftigt, wenigstens hier meinen Besitz etwas aufzustocken. Xenodike hilft ihr dabei, indem sie die jeweils gewünschte Farbe Garn hervorsucht und dabei Pasiphaes Stickkorb in heillose Unordnung bringt. Und nebenbei Minos zu überreden versucht, mir wenigstens einige Schriftrollen aus seiner Bibliothek zu überlassen. Ich habe ihr verraten, wie sehr ich Geschichten liebe und nun will sie unbedingt, dass ich etwas zu lesen habe für die Reise. Die Landkarten, die Minos auf keinen Fall herausgeben will, kopiert Fee gerade für mich. Keiner von uns anderen könnte das tun, aber Fee sieht die Bilder nur einmal genau an und zeichnet sie maßstabsgetreu ab.

Tess und seine Gefährten bereiten das Boot für die Fahrt vor, reparieren Taue und Segel, richten Schlafplätze für uns alle her und laden Proviant und das Gepäck meiner Geschwister ein. Ikaros räumt den Turm, den er so lange mit Daidalos bewohnt hat. Selbst er hat so einiges an persönlichen Gegenständen, die er nicht zurücklassen will. Nur ich hab weniger Besitztümer als jeder Bettler. Allerdings ist meine wenige Kleidung kostbarer als alles, was ein Bettler oder auch nur ein gewöhnlicher Bauer oder Bürger jemals tragen wird.

Auf jeden Fall habe ich dank meines geringen Besitzes mehr Zeit als meine Gefährten, kann also anderswo aushelfen. Und da ich als halber Stier und halber Mensch einen gewissen Einfluss auf Rinder habe, hat Gramos eben mich gebeten. Und ich tue ihm gerne den Gefallen. Tess hat es verwundert, dass ich so bereitwillig zugesagt habe. Und dass Gramos es überhaupt gewagt hat, einen Prinzen um einen Handlangerdienst zu bitten. Ich habe ihn ausgelacht. Ich habe mich nie als Prinz gefühlt. Dass meine Mutter Königin ist und mein Großvater sogarein Titan, macht mich nicht unbedingt zu einem Höherstehenden.

 Dass meine Mutter Königin ist und mein Großvater sogarein Titan, macht mich nicht unbedingt zu einem Höherstehenden

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