Abend

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gewidmet  Silberstern1468  kleiner Gruß von Unstern zu Stern

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Ich gähne und strecke mich. Die Schriftrolle, eine Erzählung von den Taten des Prometheus, ist spannend, aber nach einigen Stunden Stillsitzen habe ich genug davon. Ich gehe einige Male im Raum umher, stampfe mit den Füßen und schlenkere die Arme, um mir so etwas wie Bewegung zu verschaffen. Lieber als von den Heldentaten zu lesen, hätte ich sie selbst ausgeführt. Und vermutlich hätte ich mir wie Prometheus nicht einfach so sagen lassen, was ich zu tun und zu lassen habe. Nicht einmal von einem Gott und schon gar nicht von einem Menschen.

Vielleicht hat man mich darum eingesperrt. Weil ich es hasse, mir von jemandem Befehle erteilen zu lassen. Ich glaube mich vage zu erinnern, dass ich gegen jemanden aufbegehrt habe. Flüchtig blitzt vor meinem inneren Auge ein großer, schwarzgelockter Mann auf. Seine Haut ist ebenso braun wie meine und wie ich trägt er lediglich einen breiten Gürtel aus Metall und Leder um die Taille, an dem das buntbestickte Lendentuch befestigt ist. Im Gegensatz zu meinen stecken seine Füße in gut gearbeiteten kurzen Lederstiefeln und er trägt einen konischen Hut, der reich mit Goldintarsien geschmückt ist und von langen Federn und gefärbtem Pferdehaar gekrönt wird. Ich trage keins von beiden. Weder mein Kopf noch meine Füße sind geeignet, sie zu bekleiden.

Ich erinnere mich nicht daran, was er zu mir sagt. Aber ich weiß, dass er wütend ist auf mich. Nicht auf etwas, was ich getan oder gesagt habe, sondern auf mich. Weil ich da bin. Weil ich bin, wie ich bin. Und weil es Menschen gibt, die mich mögen. So wie ich eben bin.

Plötzlich überschwemmt mich eine weitere Erinnerung. Ich sehe meine Traumschwestern neben ihm, wie sie für mich bitten. Und eine große, schöne Frau, die sich ihm entgegenstellt. Sie stellt Forderungen und ich weiß, sie tut es für mich. Der Mann wird noch wütender, als sie auf ihn einredet, aber sie scheint ihn in der Hand zu haben. Sie verhöhnt ihn und droht ihm unverhohlen. Und er gibt widerwillig nach.

Mir wird jetzt klar, warum ich hier gefangen bin. Der Mann wollte mich damals töten. Die Frau hat ihn davon abgehalten. So sehr ich meine Gefangenschaft hier hasse, wenigstens lebe ich. Dieser Frau habe ich mein Leben zu verdanken.

Aber wer ist sie? Meine neu aktivierte Erinnerung zeigt mir lange, schwarze Locken, die zu einer königlichen Frisur aufgetürmt sind. Ketten aus großen Perlen und schwerem Gold halten die Mähne in Zaum.

Sie trägt einen hellen, einfarbigen Rock aus einem schimmernden Stoff. So bescheiden die Machart auch ist, allein durch den kostbaren Stoff ist der Rock ein Vermögen wert. Und durch die einheitliche Farbe des Rocks wirken die reich bestickten Vorder- und Hinterlappen ihres Lendentuchs, die über den Rock fallen, noch wertvoller. Auch ihre Jacke, welche die straffen Brüste freilässt, ist aufwendig verziert. Die Frau ist reich, noch mehr, sie ist von höchstem Stand, sonst dürfte sie solche Kostbarkeiten nicht tragen und ihre Brüste nicht so stolz zeigen. Sie ist eine Königin. Sie ist eine Zauberin. Sie ist die Tochter eines Titanen.

Plötzlich fällt mir ein, wer sie noch ist

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Plötzlich fällt mir ein, wer sie noch ist. Sie ist meine Mutter.

 Sie ist meine Mutter

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Unstern unter der Sonne ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt