Flucht

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gewidmet Madame-Storyteller, die es tatsächlich geschafft hat, dass ich eine Geschichte mit Zeitreisen lese.

gewidmet Madame-Storyteller, die es tatsächlich geschafft hat, dass ich eine Geschichte mit Zeitreisen lese

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Tess mustert mich neugierig. „Hast du eigentlich nie versucht, hier rauszukommen?"

„Oh, doch", erwidere ich. „Ich kann dir unzählige Möglichkeiten nennen, wie es nicht geht."

Er hebt das Seil. „Das hat mir Ariadne mitgegeben. Damit finden wir zurück."

Na, viel Glück, denke ich. Auf die Idee bin ich auch schon gekommen.

Der Athener steht vom Bett auf. „Vielleicht sollten wir dich erst verarzten", meint er. „Leandros hat dich doch irgendwo verletzt?" Er sieht auf meine Beine, aber ich zeige ihm meine Hand.

„Oh, ich dachte, er hätte dich am Bein getroffen und du bist daraufhin gestürzt."

„Nein, ich bin ausgerutscht. Ich habe keine so großen Füße wie du, mir fehlt es an Standfestigkeit."

Nun blickt er nach ganz unten und stellt seinen Fuß neben meinen Huf. Obgleich meine Hufe ziemlich groß sind, hat Tess fast die doppelte Trittfläche. Er nickt. „Verstehe." Dann betrachtet er meine Hand. „Der Schnitt sieht böse aus. Ziemlich entzündet."

Zu meiner Überraschung greift er in einen Beutel an seinem Gürtel und zieht einen kleinen Tiegel sowie einen Leinenstreifen heraus. „Ich gehe nie ohne", meinte er lächelnd.

Im Tiegel ist eine grünliche Salbe, die er auf meine Hand streicht. Danach wickelt er das Leinen darum. „Wunden entzünden sich gerne", sagt er. „Medea hat mir darum diese Salbe mitgegeben."

„Meine Kusine?" frage ich verdutzt. Er stutzt, überlegt und lacht dann. „Ja, deine Kusine. Sie ist die dritte Frau meines Vaters, weißt du."

Davon hatte ich noch nicht gehört. „Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie noch ein Mädchen", überlege ich.

„Jetzt ist sie's nicht mehr." Tess knotet den Verband fest, räumt die Salbe weg und greift nach seinem Seil. „Wenn wir dem Seil folgen, sollten wir wieder an die Stelle kommen, an der sie mich reingelassen haben. Und mit dem Trumm von Schwert, das dir deine Schwestern gesandt haben, bekommt du die Tür sicher aufgeschlagen."

„Ich kanns versuchen", ich nehme das Schwert und trete zu der Tür, durch die Tess reingekommen ist.

„Die meinte ich nicht", sagt er verdutzt, drängt sich an mir vorbei und will die Tür öffnen. Verwirrt hält er inne. „Das geht ja gar nicht."

„Jetzt weißt du, warum ich noch hier bin", rasch erkläre ich ihm das Prinzip der sich schließenden und öffnenden Türen. „Auf die Idee mit dem Seil bin ich auch schon gekommen, aber es nützt nichts, wenn man nicht zurückgehen kann." Ich hebe das Schwert und schlage auf die Tür ein. Ein summender Ton ertönt und meine Hände werden geprellt, das ist alles.

Unstern unter der Sonne ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt