Minotaurus

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gewidmet AriDAoi, die sich so gut mit Edelsteinen auskennt

gewidmet AriDAoi, die sich so gut mit Edelsteinen auskennt

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Das neue Zimmer hat drei Türen. Also kann ich morgen wieder rechts gehen. Ob ich wohl, wenn ich dreimal direkt rechts gehen konnte, auf die Leiche des fremden Jünglings stoßen werde? Oder haben die Unbekannten, welche das Labyrinth beobachten, ihn bis dahin entfernt?

Unwillkürlich sehe ich nach oben. Ich habe nie Schatten an den Oberlichtern gesehen oder Schritte auf dem Dach gehört. Aber auch keine Schritte in den angrenzenden Räumen. Nur wenn jemand nach mir suchte, um mich zu töten. Oder um im Labyrinth umzukommen und dann als mein Opfer zu gelten. Das dürfte Minos' Idee gewesen sein.

Minos heißt der Mann, der mich in dieses Labyrinth verbannt hat. Seitdem mir wieder bewusst ist, dass ich der Minotaurus bin, weiß ich auch den Namen des Königs wieder. Minotaurus heißt der Stier des Minos. Bedeutet das, ich gehöre ihm?

Aber eigentlich habe ich nichts zu tun mit ihm. Ich bin nur der Sohn seiner Frau. Nicht seiner. Mein Vater ist jener Stier, den Minos damals Poseidon versprochen und dann doch verweigert hatte. Schlimmer noch, er hatte Poseidon einen anderen Stier untergeschoben, im Glauben, ein Gott würde es nicht merken, wenn ihn ein Mensch betrügt. Kein Wunder, wenn Poseidon sauer geworden ist. Und seine entfernte Nichte, meine Mutter Pasiphae, erst recht.

Ich suche jetzt in meinem Geist nochmal zusammen, was man mir darüber erzählt hat. Und was ich mir dann zusammengereimt habe damals. Nach all den Jahren, die ich in dumpfem Brüten verbracht habe, will ich jetzt wieder leben. Und dazu gehört, dass ich mir meiner selbst bewusst bin.

Ich habe die Schriftrollen gut studiert, die man mir hingelegt hat. Seit einiger Zeit wiederholen sie sich, offenbar habe ich bereits die gesamte Bibliothek durchgelesen. Das hat zur Folge, dass ich einiges inzwischen auswendig kann. Und gerade die Abstammungslinien der Götter und der Titanen haben mich interessiert. Seitdem mir wieder bewusst ist, dass dies die Genealogie meiner eigenen Familie ist, weiß ich auch, was mich damals so faszinierte.

Ich bin Asterios, der Sohn der Pasiphae. Meine väterliche Abstammung brauche ich nicht weiter zu verfolgen, darüber ist kaum etwas bekannt. Ich weiß nur, dass mein Vater, ein ungewöhnlich großer und vollkommen weißer Stier, damals am Ufer unserer Insel angeschwemmt worden ist, kurz nach dem Schiffbruch eines fremdartigen Bootes, das man von Knossos aus hatte beobachten können. Er war das einzige lebende Wesen, welches sich hatte retten können.

Natürlich hatte Minos den Stier damals gleich in Besitz genommen. Und ihn Poseidon versprochen, wenn dieser etwas für ihn tun würde. Soweit ich mitbekommen habe, war der Meeresgott auf den Handel eingegangen, hatte seinen Teil auch erfüllt, dann aber einen anderen Stier bekommen. Denn Minos war inzwischen aufgegangen, dass das prachtvolle Tier frisches und starkes Blut in seine Herde bringen würde. Er hatte den weißen Stier für sich behalten und Poseidon einen anderen gegeben.

Poseidon war daraufhin ziemlich wütend geworden. Pasiphae ebenfalls. Und einer von ihnen, vielleicht auch beide zusammen, ist dann auf die Idee gekommen, Minos zu zeigen, wie sehr Wünsche und Absichten nach hinten losgehen können. Menschen hätten nie tun können, was meine Mutter dann getan hatte, aber als Tochter eines Titanen hat sie da ihre Möglichkeiten.

 Menschen hätten nie tun können, was meine Mutter dann getan hatte, aber als Tochter eines Titanen hat sie da ihre Möglichkeiten

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Minos hatte den weißen Stier zur Zucht verwenden wollen. Nur hatte er nicht gesagt, für welche Herde.

 Nur hatte er nicht gesagt, für welche Herde

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