„Sören." Flüsterte Freya leise. Er reagierte nicht. Er wusste selbst nicht, warum ihm das so zu schaffen machte. Er wollte die Gegend auskundschaften und er wollte sie in die immergrünen Ebenen begleiten. Doch daran schien es zu hapern.
Sie hatten Hinweise bekommen, dass diese Barbaren dort lebten. Und Sören, der es satt hatte, sich um Neuzugänge seines Volkes zu sorgen. Er hatte einen Auftrag und viel zu lange hatte er sich von dieser Frau ablenken lassen. Freya sah ihn an.
Er setzte langsam einen Fuß vor den Anderen und blieb schließlich schwankend vor ihr stehen. Freya griff nach ihm, damit er nicht stürzte und stützte ihn. „Du warst also feiern?" Stellte Freya fest, es klang aber nach einer Frage.
Sören lachte auf und trat zurück. Er wollte nicht do schwach wirken. Es machte ihn fertig, dass sie ihn so mitleidig ansah. Sören richtete sich auf und spannte seine Muskeln an. Er hatte sein Limit gekannt und nachdem Ole ihm seinen Schlafplatz gezeigt hatte, war er unauffällig abgehauen.
Doch mit Freya zu sprechen, war nicht das was er wollte. Er hatte es nicht sehen können wie Nils sich gefeiert hatte. Und jeder Mann im Raum schien ihn zu beneiden. Sie kannten Freya schon lange und manche Geschichten hatte Sören wirklich überrascht.
Nils hatte ihm von einer Geschichte erzählt, bei der er auf der ersten Jagd war. Die erste Jagd schien ein Ritual zu sein, um zum Mann zu werden. Dort wurde entschieden wer zu den Kriegern ausgebildet wurde, denn hier war das eine Ehre. Damals lebte Freya noch in Borun. Sören vermutete e war das kleine Dorf durch das sie gekommen waren.
Sie waren fünfzehn gewesen und Freya war durch das Gebiet gestreift. Nils und die anderen seines Alters sollten auf die Jagd gehen und je nach Größe und Gewicht der Tiere wurden die Sieger ausgewählt. Nils hatte einen Hirsch, einen Zwölfender, erlegt und war der Stolz des Dorfes. Doch da Freya von einem Braunbären angegriffen wurde und sich dabei auch verletzt hatte, fand sie es lustig ihn nach Rorun zu schleppen und Nils damit bloßzustellen. Sie hatte Stunden gebraucht um das Vieh durch den Wald zu kriegen.
Alle waren natürlich hin und weg, doch Sören hatte nur daran gedacht, dass es unmöglich war. Denn wie konnte Freya einen Bären erlegen und ihn durch die Gegend zerren, während sie verletzt war. Er hatte nur an diese fünfzehnjährige Freya denken können. Wie sie Schutz- und wehrlos diesen Bären durch diese Wälder schleppte. Doch darüber hatte niemand gesprochen. Natürlich war er beeindruckt, doch Nils hatte nur davon gesprochen wie peinlich ihm das gewesen war, dass ausgerechnet Freya ihn hatte besiegen können. Sie war immer das nervige Mädchen gewesen und doch sprach er von ihr mit einer Bewunderung. Es klang beinahe nach Neid.
Sören hatte ihn nur fassungslos betrachten können. Dann war er verschwunden und wollte sich hinlegen um sich zu überlegen, was er in den nächsten Tagen tun wollte. Die Hochzeit sollte in einigen Tagen stattfinden und aus irgendeinem Grund war er nicht scharf darauf dabei zu sein. Außerdem musste er weiter. Er wollte Freya zwar begleiten, doch er würde auch ohne sie weiter gehen. Doch jetzt gerade stand sie einfach nur da und sah Sören an. „Was ist denn?" Fragte er schließlich und klang dabei unglaublich müde. Sie blickte an ihm runter und sah zum ersten Mal seine neuen Kleider. Er trug ein geschlossenes Hemd und darüber eine offene Lederweste in dunklem braun. Das Hemd stand offene und Freya vermisste sein altes Auftreten. „Du siehst anders aus." Flüsterte sie schüchtern.
Sören blickte an sich hinab. Nils und Ole hatten ihm einige Kleider gegeben und er hatte sich umgezogen, da jeder ihn anstarrte. „Ja." Mehr konnte Sören nicht sagen. „Das ist..." Flüsterte sie wieder. Es gefiel ihr nicht. Er sah nicht mehr aus, wie ein Krieger. Nun sah er aus wie Nils. Ein Scheppern kreischte durch die Dunkelheit und Freya sah sich um. „Du solltest gehen." Sagte Sören leise und Freya schluckte.
Sie hatte das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen, doch wusste nicht wie sie anfangen sollte. „Es tut mir leid." Sprach sie leise weiter. Doch Sören schüttelte den Kopf. Er wollte das nicht hören. Freya trat an ihn heran und legte ihre Hände auf seine Brust. Es war ihr nicht bewusst gewesen, aber es war das erste Mal das sie ihn angefasst hatte. Bewusst nach ihm gegriffen hatte. Irgendwie.
Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Er wollte sich zurückziehen, doch Freya hielt ihn fest. Er hätte sich natürlich wehren können, doch er schaffte es nicht. „Sei nicht böse." Säuselte sie ihm zu und klang verzweifelt. Freya wollte nicht, dass er sauer war. „Ich bin nicht sauer. Dazu habe ich keinen Grund." Sagte er beschwichtigend und hoffte, dass seine Lüge nicht entdeckt werden würde.
Freya sah Sören an. Sie glaubte ihm und lächelte gezwungen. Sie hörte wie jemand kam und schluckte. In wenigen Tagen würde sie Nils gehören. Doch noch gehörte sie sich. Niemals hatte sie auch nur darüber nachgedacht, wie attraktiv ein Mann war oder auch nicht. Sie trat näher an ihn heran, zog seinen Kopf zu sich und presste ihre Lippen auf seine. Erschrocken über das was Freya tat, stolperte Sören einen Schritt zurück.
Bevor er darüber nachdenken konnte den Kuss zu erwidern, ließ sie ihn los und verschwand in die Dunkelheit. Das einzige was Sören blieb, war das Gefühl in seiner Magengrube, das Brennen seiner Lippen und das Gefühl einen anderen Krieger betrogen zu haben. Und das es ihm absolut egal war.
DU LIEST GERADE
FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Фэнтези(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...