32. Ein Gespräch verschafft den Durchblick

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Am Abend saß ich in meinem Zimmer und packte meinen Koffer für die Klassenfahrt.

Fünf Tage waren nicht so viel, trotzdem war mein Koffer proppenvoll, weil ich unorganisiert für jeden Tag bestimmt drei Outfits und vier analoge Bücher eingepackt hatte.

Zwar las ich viel und gerne, aber das war selbst für mich unmöglich. Und Snacks durften natürlich nicht fehlen. Besonders für während der Busfahrt. Jetzt war ich bereit für eine Woche, die einfach nur Spaß machen sollte.

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Montagmorgen saß ich endlich mal pünktlich am Küchentisch, was allein daran lag, dass ich eine Stunde später zur Schule musste, da der Bus erst um neun Uhr abfuhr.

Zwar war die Klassenfahrt eine Woche lang, doch da wir zwei Tage davon für An- und Abreise brauchen würden, hatten wir lediglich fünf volle Tage in Frankreich.

Katharina war hektisch wie immer und verschwand dann zur Arbeit, während Phoenix lustlos in seinem Müsli rumstocherte. >> Alexis <<, fragte er plötzlich und ich zuckte zusammen.

>> Ja? <<, fragte ich und richtete den Blick weiterhin auf meine Schale.

>> Kannst du mich mal ansehen? << Ich sah auf und begegnete seinem ernsten Blick.

>> Jetzt gehst du mir aus dem Weg oder? Seit ein paar Tagen? <<

>> Ähm. Nein? Ich finde es ein wenig... nennen wir es befremdlich, dass du was mit einer meiner Freundinnen hattest, aber das ist auch schon alles. << Ich steckte mir einen weiteren Löffel in den Mund, um etwas zu tun zu haben.

>> Hä? <<

Innerlich verdrehte ich die Augen.

Hä?

HÄ?

Was gab es da zu häen?

>> Meinst du Emma? Wir haben ehrlich nicht rumgemacht. Sie hat gefragt, ob ich mit ihr was zu Trinken hole und dann hat sie mich vollgequatscht. Sag es ihr nicht, aber sie ist verdammt nervig. Wieso machst du was mit der? <<

Erstaunt sah ich ihn an und irgendwie fühlte ich mich erleichtert. >> Wirklich? <<

Er nickte mit gerunzelter Stirn. >> Lars findet Emma ziemlich cool, dann schlaf ich doch nicht mit ihr. Und wie gesagt. Sie ist nervig. Aber kann ich dich was fragen? <<

>> Schieß los <<, sagte ich und wartete gespannt. Meine Laune war erstaunlich angestiegen. Ich trank den Milchrest, der in der Schale war, aus und schob die Schale von mir. Doch von Phoenix kam nichts.

>> Phoenix? <<

>> Was du damals beim Essen gesagt hattest. Ist schon ein wenig her. Nach dem Knutschfleck. Das Tosse und du manchmal Spaß haben würdet. Ich weiß, dass du das da nur so gesagt hattest, doch ich habe mich gefragt, ob da vielleicht wirklich etwas dran ist. Weil er so oft hier pennt und du bei ihm... und so halt. <<

Er schaute mich nicht an, während er sprach, sondern spielte mit seinen Händen. Doch als er geendet hatte sah er auf und schaute mich ernst an.

>> Oh Gott, nein. Wir sind wirklich einfach nur Freunde. <<

Jetzt lächelte Phoenix. >> Achso. <<

Über das bevor meine Freunde gekommen waren, hatten wir nicht gesprochen und ich nahm stark an, dass wir das auch nicht mehr tun würden. Ich wollte es zumindest nicht wieder aufbringen.

>> Dann geht es gleich los nach Frankreich? <<

>> Du glaubst gar nicht, wie viel Essen ich mitgenommen habe. <<

>> Ich hoffe nicht meine Chips. <<

>> Du hattest eigene Chips? <<, hakte ich nach.

>> Ja, die wo ich einen Zettel raufgeklebt habe mit meinem Namen drauf. <<

>> Ach das sollte das bedeuten. Doch sorry. Die siehst du nie wieder. <<

Er zeigte mir den Stinkefinger und ich zwinkerte ihm zu.

>> Ich kann dir gerne jeden Tag ein Foto aus Frankreich schicken. Natürlich nicht, damit du siehst, was du verpasst, was du definitiv tust, sondern um dich an meinem Glück teil haben zu lassen <<, sagte ich gnädig und Phoenix tat so, als würde er mit Pfeil und Bogen auf mich zielen und erschießen.

Ich tat, als würde ich den Pfeil abfangen und durchbrechen. Dann zeigte ich meine Armmuskeln. >> Ruhig meine Lieben, ihr hättet den Pfeil ja nicht sofort durchbrechen müssen. <<

Phoenix lachte laut und tat so, als würde er mit einer imaginären Kamera ein Foto von mir machen. Fragend sah ich ihn an.

>> Ich mache ein Foto in Gedanken, weil ich diesen Moment nicht vergessen will <<, sagte er schlicht und irgendwie fand ich diese Geste so süß, dass ich ihn breit angrinste und dann poste, damit er noch ein Gedankenfoto machen konnte, was er auch tat. Dann stand ich auf.

>> Ich muss jetzt los, wenn ich einen guten Busplatz bekommen will. Also die letzte Reihe. Und wenn ich sie nicht bekomme, wenigstens sehen will, wie sich andere darum prügeln. <<

Phoenix stand auf und nickte. >> Ja okay, dann viel Spaß mit deinen Freunden. Ich hoffe es wird gut. << Er lächelte und verließ die Küche, um vermutlich nochmal in sein Zimmer zu gehen.

>> Hast du keine Schule? <<, fragte ich, als er schon auf der Treppe war. Er drehte sich nochmal um.

>> Doch, aber ich habe wirklich keine Lust. <<

>> Dafür hast du mein volles Verständnis. <<

Er lächelte zu mir runter und ich zu ihm hoch, bis mein Wecker auf dem Handy mich aus der Starre riss, damit ich pünktlich das Haus verließ. Ich hob nochmal die Hand zum Abschied.

>> Wie gesagt, viel Spaß bei allem! << Gerade, als ich die Tür zuzog hörte ich ihn noch etwas so leise hinzufügen, dass ich unsicher war, ob ich es wirklich gehört hatte. >> Außer mit Tosse. <<

Alexis und Phoenix ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt