66. Gespräch mit Tosse

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Als ich vor der Tür zum Gebäude in dem Tosse wohnte stand, wippte ich unruhig auf und ab, bevor mich dazu entschied zu klingeln.

Phoenix, der im Auto saß, deutete mir mit einer Handbewegung, mich zu beeilen. Ich gestikulierte eine Weile mit ihm, wobei ich mir ganz sicher war, dass wir komplett aneinander vorbei "sprachen".

Ich versuchte ihm zu sagen, dass ich nervös war und einen Moment brauchte, während er, glaubte ich, zeigte, dass ihm kalt war. Es könnte aber auch bedeuten: >> Ich habe Lust auf Alkohol. << Die Gästen sahen irgendwie ähnlich aus.

Schließlich streckte ich ihm die Zunge raus und drehte mich wieder der schweren fensterlosen Tür zu.

Doch gerade, als ich die Handausstreckte, wurde die Tür geöffnet und eine ältere Frau verließ das Treppenhaus. Schnell schlüpfte ich durch die Tür hinein und lief die Stockwerke nach oben.

Vor Tosses Haustür machte ich halt. Ich atmete tief durch, bevor ich klingelte. Einen Moment war es still, dann konnte ich Schritte hören, bevor die Tür geöffnet wurde. Als Tosse mich sah, zog er wütend die Augenbrauen zusammen und machte keine Anstalten mich reinzulassen.

>> Was willst du hier? <<, fragte er barsch und ich biss mir auf die Unterlippe.

>> Ähm. Hey... Ich wollte mit dir reden. Wegen gestern. <<

Er wartete und als ich nichts sagte, zog er eine Augenbraue hoch. >> Aber du redest nicht. <<

>> Oh. Ich dachte du lässt mich vielleicht rein. << Tosse seufzte und stieß endlich die Tür auf, sodass ich in seine Wohnung gehen konnte. Ich folgte ihm in die Küche, wo er sich auf einen Stuhl setzte. Ich setzte mich auf den einzigen anderen Stuhl und sah ihn ernst an.

>> Tosse es tut mir leid okay? Ich hätte dir vielleicht davon erzählen sollen, aber ich finde das ziemlich privat. Es ist meine Entscheidung, wem ich was aus meinem Leben erzähle. Aber es kam vielleicht wirklich etwas... unerwartet. Ich hätte es dir noch erzählt irgendwann, aber Phoenix kam ja zuvor und- <<

>> Seid ihr eigentlich zusammen oder sowas? <<, unterbrach er mich und ich blinzelte perplex. >> Wow. Ihr seid zusammen. Wann hattest du vor mir das zu erzählen? <<

>> Wir sind erst seit gestern zusammen, ich konnte es dir noch gar nicht erzählen. Tut mir wirklich leid Tosse. <<

Ich sprach bewusst nicht sein gestriges Liebesgeständnis an. Er hatte es wirklich so gesagt. Dass er mich liebte. Das war ein enorm großer Unterschied, als wenn er gesagt hätte, dass er Gefühle für mich hatte oder auf mich stand. Ich wollte nicht, dass er sich noch unwohler fühlte, wenn ich es ansprach. Doch dann tat er es von sich aus.

>> Ich habe dir gestern gesagt, dass ich dich liebe und das... Ich meinte das so, Alexis. <<

Mir stiegen langsam die Tränen in die Augen und ich schaute runter auf meine Hände. Ich wollte ihn nicht verletzten. Ich wollte auf keinen Fall der Grund dafür sein, dass er litt. Aber so war es.

>> Hat er dir den Kontakt nicht verboten? Oder ist das so eine Art Abschiedsgespräch? <<

>> Was? Nein hat er nicht. Das würde ich gar nicht zulassen. So fies es auch klingt, ich habe keine Gefühle für dich, dass weiß er. Er muss sich bei dir keine Sorgen machen und ich habe gehofft, dass dir unsere Freundschaft wichtig genug ist, um das zu bleiben. Freunde. Obwohl ich dich jetzt so verletze. <<

Ich wusste, dass meine Worte verdammt hart waren und ich ihn damit verletzte. Aber gab es einen einfachen Weg jemandem zu sagen, dass man ihre Gefühle nicht erwiderte?

Außerdem wollte ich nicht rumschwafeln und ihm dadurch vielleicht noch irgendwie Hoffnungen machen. Tosse presste die Lippen fest zusammen.

>> Na immerhin bist du ehrlich <<, sagte er trocken und sah an mir vorbei aus dem Fenster. Jetzt liefen meine Tränen über und ich griff nach seiner Hand vor mir auf dem Tisch.

>> Du hast nicht geantwortet. Können wir trotzdem bitte Freunde bleiben? <<

Jetzt sah er mich wieder an und seufzte. >> Ich könnte niemals ohne dich Alexis. Natürlich bleiben wir Freunde. Du hast nichts falsch gemacht. Du kannst nichts dafür, dass du meine Gefühle nicht erwidern kannst, aber die von Phoenix schon. Ehrlich gesagt, hätte ich es wissen müssen. Man hat es von Anfang an gesehen, so wie ihr euch anschaut. <<

Er grinste schief, aber es war ein trauriges Lächeln. Ich rieb mir erleichtert über die Augen und schnellte dann nach vorne, um ihn zu umarmen. Als er die Umarmung erwiderte, schluchzte ich erleichtert.

>> Kommst du morgen wieder zur Schule? <<, fragte er, als ich mich schließlich von ihm löste. Ich nickte und wischte mir erneut über die Augen. Tränen waren so nervig.

>> Okay. Ich will dich nicht loswerden. Wirklich nicht, aber Phillip kommt gleich vorbei. Du kannst auch bleiben, aber- <<

>> Nein alles gut. Ich muss auch wieder nach Hause. << Ich stand mit ihm auf und trottete vor zur Haustür.

>> Dann bis morgen? << Ich klang unsicher und ich hasste es jetzt schon, dass es sich dennoch so anfühlte, als hätte sich etwas verändert.

>> Ja. Bis dann. << Das er mich zum Abschied von sich aus umarmte, beruhigte mich ein wenig und ich lief winkend die Treppe wieder nach unten.

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Als ich aus dem Gebäude trat, lehnte Phoenix am Auto und schaute auf sein Handy. Als er mich sah, wirkte er ein wenig erleichtert und seine angespannte Haltung ließ ein wenig nach. Er setzte sich wieder ins Auto und ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. >> Alles okay? <<

Ich schaute vor mir aus der Scheibe, während er den Motor startete. >> Nein. Nicht so richtig. Aber besser als heute Morgen. <<

Alexis und Phoenix ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt