71. Emma markiert mein Revier

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Doch fast zwei Stunden später waren meine Nerven bis aufs Zerreißen gespannt und ich bemühte mich wirklich nicht allzu eifersüchtig zu sein.

Doch Emilie verwickelte Phoenix die ganze Zeit in ein Gespräch und legte beim Lachen die Hand auf seinen Unterarm.

Das alles würde mich nicht stören, wenn sie sich nicht vor zwei Wochen noch geküsst hätten.

Statt mich selbst verrückt zu machen, sprach ich die ganze Zeit mit Emma oder Tosse, je nach dem. Im Hintergrund lief Singstar und irgendwann lösten Emma und ich Lolli und Josh ab, die schlechte Liebeslieder tatsächlich noch unerträglicher für fremde Ohren gemacht hatten.

Wir sangen „Vom selben Stern" und „Summertime Sadness" und als wir mit einem weiteren Lied durch waren, war mein Körper vom Tanzen und Singen erhitzt und mir tat der Bauch vom Lachen weh.

Als ich Phoenix einen Blick zuwarf, trafen meine Augen auf seine und ich bemerkte, dass er mich lächelnd beobachtet hatte. Ich verbeugte mich und er tat so, als würde er Beifall klatschen und mir jubelnd zu pfeifen.

Augenblicklich verbesserte sich meine Laune, als Emma einen weiteren Song anmachte. Anschließend sang ich noch zwei Songs mit Tosse, bevor ich von Leonie abgelöst wurde.

Erschöpft ließ ich mich wieder auf den Boden sinken und stützte mich mit den Händen hinter mir ab. Als Emma mir eine Mischung hinhielt griff ich dankend danach und trank ein paar Schlucke.

Ich wusste nicht genau wer auf die Idee kam, ich war es sicherlich nicht gewesen, doch irgendwann beschlossen die anderen Wahrheit oder Pflicht zu spielen.

Carmen, Tosse und Micci hatten den Raum gewechselt und machten sich in der Küche Pfannkuchen, also spielten wir zu zehnt.

>> Emilie. Wahrheit oder Pflicht? <<, fragte Phillip. Sie nahm Wahrheit.

>> Mit wie vielen Jungs hast du schon geschlafen? <<

Okay, dachte ich. Sehr direkt.

>> Einem <<, antwortete sie und grinste Phoenix an, der plötzlich sehr großen Gefallen an seinen Händen zu finden schien und diese intensiv betrachtete.

Ich biss mir von innen auf die Wangen. Ruhig bleiben. Es war halt die Wahrheit. Da konnte ich nichts dran ändern.

Du kannst es niemandem verübeln, dass er auf Phoenix steht. Du tust es ja selbst, ermahnte ich mich in Gedanken.

Als nächstes war Josh dran und packte eine Geschichte darüber aus, wie Lolli und er mal von ihrer Mutter zusammen beim Rummachen erwischt wurden. Es war ein Tag vor dem offiziellen Kennlerntreffen mit ihren Eltern.

Lisa „musste" Leonie küssen und Emma musste den Tanz aufführen, den sie mit sieben Jahren bei einer Schulveranstaltung vortanzen musste.

Das Trauma bei ihr war so groß, dass sie den Tanz nie vergessen würde. Wir würden es auch gar nicht zulassen, da wir sie immer mal wieder dazu zwangen.

Nachdem Phillip die Pflichtaufgabe bekam, mit mir Oberteile zu wechseln, saß er in meinem Shirt, dass bei ihm aussah, als wäre es Bauchfrei auf dem Sofa und versuchte zu atmen. >> Ihr wüsstet, wie man jemanden wiederbelebt, oder? Falls ich gleich ersticke? <<

>> Klar, ich mach Mund-zu-Mund-Beatmung <<, sagte Lars und zwinkerte ihm zu.

Ich dagegen kuschelte mich in das riesige T-Shirt und war ganz zufrieden. Nur das es komisch roch. Es sollte nach Phoenix riechen.

Nach ein paar weiteren Runden, ich musste bereits zwei Mal mein Glas exen, nahm Emma Phoenix dran. Er nahm natürlich Pflicht, wie immer.

>> Küss ein Mädchen deiner Wahl <<, grinste Emma und zwinkerte mir zu. Ich sah sie fragend an, als sie unauffällig in Emilies Richtung nickte. Mit dem Mund deutete sie die Worte: >> Wir markieren dein Revier! <<

Innerlich jubelte ich, doch andererseits wollte ich ihr definitiv nicht unter die Nase reiben, was sie verloren hatte. Doch als Emilie sich etwas aufsetzte und erwartungsvoll zu Phoenix lehnte, vergaß ich den zweiten Grund direkt wieder.

Ich war schließlich auch nur ein Mensch. Ein sehr eifersüchtiger, wie es aussah. >> Das ist ja spannend <<, sagte Lars ironisch und Emma kniff ihm in die Seite. Seit wann saßen die Beiden eigentlich nebeneinander?

In dem Moment stand Phoenix vom Sofa auf und Emilie sah ein wenig überrascht aus. Irgendwie verstand ich sie. Sie wusste nicht, dass ich mit Phoenix zusammen war, geschweige denn, dass zwischen uns überhaupt etwas lief und hatte ihn vor zwei Wochen noch geküsst.

Doch meine Gedanken verflogen, sobald sich Phoenix vor mir auf den Boden kniete und mir in die Augen sah.

>> Hallöchen <<, sagte ich und seine Mundwinkel zogen sich nach oben, bevor er seine Hände an meine erhitzten Wangen legte und mich küsste.

Seine Lippen trafen auf meine und anstatt mir einen unschuldigen Kuss auf die Lippen zu drücken, öffnete er meinen Mund und ließ seine Zunge hineinwandern.

Ich erwiderte den Kuss, ohne zu zögern und krallte eine Hand in sein Shirt. Seine Hände zogen mich näher an seinen Körper, bis sich unsere berührten. Eine Hand legte ich an seine Wange und strich über die Haut bis in seinen Nacken.

Mit meinen Zähnen biss ich spielerisch in seine Unterlippe und kurz erhöhte Phoenix den Druck seiner Lippen, bevor er von mir abließ.

>> Ziemlich heiß <<, kommentierte Emma beeindruckt und über Phoenix Schulter hinweg zeigte ich ihr meinen Stinkefinger.

>> Schon. Aber ein wenig befremdlich dich zu küssen, während du nach Phillip riechst <<, grinste Phoenix und blieb jetzt neben mir sitzen, anstatt sich wieder auf das Sofa zu pflanzen.

>> Ähm. Seid ihr zusammen? <<, fragte Josh und sah irgendwie verwirrt aus. Ach ja, die wussten das ja gar nicht.

>> Ja <<, sagte Phoenix stumpf und nahm dann Leonie dran. Emilies Schultern sackten nach unten und ihr breites Lächeln fiel in sich zusammen.

Tja, er gehört zu mir, dachte ich zufrieden. Als ich meine Hand weiter hinten abstützte, berührte ich Phoenix Finger mit meinen und mein Bauch wurde automatisch wärmer. Jetzt erst wand Emilie den Blick von meinem Freund ab.

Je später es wurde, umso betrunkener wurden wir. Vor allem, da die meisten von uns unkreativ waren und die anderen bei Pflicht häufig ein Glas exen ließen.

Alexis und Phoenix ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt