xviii. chaos and moonlight

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"We have calcium in our bones, iron in our veins, carbon in our souls, and nitrogen in our brains. 93 percent stardust, with souls made of flames, we are all just stars that have people names."

"Johanna, wir müssen sofort hier raus!" Finnicks aufgelöste Stimme schallt durch meinen Kopf, doch es klingt als stamme sie aus einer anderen Welt. Als würden uns Welten voneinander trennen, die mir jegliche Kontrolle über meinen Verstand rauben. Ich entferne mich immer weiter von dem verzweifelten Gesichtsausdruck von Finnick und dem lauten Schreien von Johanna, während mein Körper sich immer leichter anfühlt.

Vor meinen Augen wird alles schwarz, doch die Dunkelheit scheint nicht leer zu sein. Vielmehr leuchten mir die Sterne entgegen und umso mehr ich mich darauf fokussiere, desto heller zeichnen sich ihre Konstellationen am Himmel ab, bis ich schwerelos, durch die Wolken hindurch, zu ihnen hinauf wandere. Ich finde mich wieder zwischen den hellen Lichtern des großen Bären, die sich mit mir weiter fortbewegen und immer mehr die Gestalt eines dunkelbraunen Bärens annehmen. An uns vorbei zieht eilig der kleine Bär, der sich nicht schnell genug hinter seinem Beschützer verstecken kann und dessen funkelnde Augen nur gelegentlich einen mutigen Blick in meine Richtung wagen.

Die Stille, die bis eben noch herrschte, wird von einem lauten Summen unterbrochen. Meine Aufmerksamkeit lenkt sich sofort zu dem im Nachthimmel verschwindenden Pfeil, der aus dem Bogen des Schützen stammt. Aber im menschlich werdenden Gesicht des Sternbildes lächeln mir selbstsicher die dunkeln Augen von Katniss Everdeen entgegen, die daraufhin den gespannten Bogen los lässt und ohne den Blick von mir abzuwenden, ein kaum hörbares "Finnick" flüstert. Noch während ich mich von ihr entferne, erhebt sie erneut den immer größer wirkenden Bogen und schießt in Zeitlupe einen weiteren Pfeil ins Nichts.

Ich schwebe weiter durch die ferne Galaxie, während das Geräusch von fließendem Wasser immer näher kommt. Dabei kann ich nicht entscheiden, ob es mehr wie das Rauschen des Meeres klingt oder das stille Plätschern eines Baches. Erneut ist es erst die Konstellation des Wassermanns, dessen schwach leuchtende Sterne vor mir erscheinen, bis sie langsam eine bekannte Gestalt annimmt. Mit jeder Sekunde färbt sich das Schwarz zwischen den kühl leuchtenden Lichtern zu einem sonnengebräunten, lebendig wirkenden Hautton, unter dem sich schwach die blauen Venen auf dem Handrücken abzeichnen. Sein Gesicht nimmt weiter Form an, bis ein verschmitztes Lächeln und ein Paar grün schimmernde Augen meinen Blick treffen. Finnick streckt seine Hand, die noch vor Sternen funkelt, nach mir aus, ehe er spricht:

"Wir haben auf dich gewartet."

"Wieso?", frage ich ihn, als die Sterne, die bis eben noch seine Haut zierten, sich von ihm lösen und beginnen sich in meinen Haaren zu verfangen, durch die ich mit meinen goldenen Finger hindurch fahre.

"Du musst deinen Platz einnehmen, Juniper. Die Welt verändert sich und wir sind dazu bestimmt Geschichte zu schreiben."

Wie von alleine werde ich nun von Finnick hinfort getragen, um meinen eigene Position am Himmelszelt einzunehmen. Bald sind wir soweit voneinander entfernt, dass auch das laufende Wasser, dass Finnick umgeben hat, nicht mehr zu mir durch dringt.


"Finnick!", schreie ich auf, aber meine Stimme hallt nicht mehr, wie alle Worte es bis eben noch getan haben. Als ich meine Augen öffne glitzern einzelne Sterne weiterhin in den Winkeln meines Sichtfeldes, doch ich befinde mich nicht mehr in ihrer Nähe. Mich umgeben graue, metallische Wände, die meinen Schrei abgefangen haben. Ein unnatürliches Licht scheint unter den Sitzen hindurch und blendet meine müden Augen. Vorsichtig beginne ich aufzustehen, während ich die Sauerstoffmaske von meinem Mund ziehe, die durch mein hektisches Atmen beschlagen ist.

"Finnick?", wiederhole ich unsicher, als ich nur Beetee und Katniss bewusstlos hinter mir erkennen kann. Ich schaue mich in dem langen Gang, auf dessen Boden wir angereiht liegen, um, während ich reflexartig die Kanüle entferne, die in meiner rechten Armbeuge lag und mich bis eben mit Flüssigkeit versorgt hat. Mit leichtem Druck presse ich auf den Wundverband, der sich trotz meiner Bemühungen beginnt an einer Stelle rot zu verfärben.

Bevor ich weiter aufstehe, bemerke ich wie sich plötzlich eine verspiegelte Glastür am Ende des Ganges aufschiebt und endlich blicke ich wieder Finnick ins Gesicht. Zum Glück geht es ihm gut, denke ich.

Auch wenn es all meine Kräfte kostet, springe ich ohne zu Zögern auf meine wackeligen Beine und stürme ihm entgegen. Noch ehe ich in mich erneut zusammen sacke, befinde ich mich in den schützenden Armen von Finnick, der mir den Halt schenkt, den ich benötige. Seine Wärme umgibt sich augenblicklich auf mich auszubreiten, während mein Kopf in dem grauen Stoff gedrückt wird, der locker über Finnicks Brust hängt.

"Ich dachte du stirbst, June. Ich kann noch nicht glauben, was da passiert ist. Was wäre wenn-", ich unterbreche die aufgeregten Worte die aus seinem Mund strömen, als ich meinen Kopf hebe und meine Lippen auf seine lege.

"Ist doch gut gegangen", scherze ich, als wir uns voneinander lösen und Finnicks Hände über meine Arme streichen. Ich zucke erschreckt zusammen, als seine Fingerspitzen an meinem linken Arm hinunter fahren und ich ihn ungewollt zurück ziehe.

Mit meiner eigenen Hand beginne ich erneut die Vergoldung zu ertasten, doch es scheint weiterhin wie ein Traum. Fürsorglich legt Finnick seine Hand auf meinen rechten Handrücken, ehe er mich nachdenklich anschaut. "Komm mit, wir sollten die Beiden nicht wecken."

Gemeinsam gehen wir durch die Tür, während Finnick mich stützt. Auf der anderen Seite verstummen die Stimmen, die ich im ersten Moment wahrgenommen habe und beginnen ihre Unterhaltung erst fort zusetzen, als die Tür sich verschließt.

"Juniper! Schön zu sehen, dass es ihnen bereits besser geht." Mit erhobenen Händen begrüßt mich freudig Plutarch Heavensbee, der neben einer weiteren Person mit dunkelblonden Haaren steht. Weniger euphorisch blickt mich Haymitch aus seinen dunklen Augen an und streicht eine Haarsträhne hinter sein Ohr.

"Vielleicht macht sie das da"- Haymitch deutet mit dem Kopf zu meinem linken Arm. "- ja unsterblich."

Grinsend trete ich vorsichtig ein Stück näher an den Tisch, der in der Mitte des Raumes steht. "Das bezweifle ich."

Für einen Moment halte ich inne, als mir bewusst wird, dass eine Person aus meiner Vorstellung nicht bei uns ist. "Wo ist Johanna?"

Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich gezielt zwischen meinen Verbündeten hin und her. Die Spannung im Raum nimmt sofort zu und steigt mit jeder Sekunde, die weiter geschwiegen wird, an. "Wo ist Johanna?" Mit dringlicherem Unterton wiederhole ich mich, aber male mir bereits die schlimmsten Szenarien in meinem Kopf aus. Was ist, wenn sie mich retten wollte und dabei in der Arena zurück geblieben ist? Ist sie überhaupt noch am Leben?

Doch nichts kann das Gefühl beschreiben, dass sich in meinen Körper ausbreitet, als Finnick seine Sprache wiederfindet:

"Sie ist im Kapitol, June. Die Friedenswächter haben sie mitgenommen, noch bevor ich ihr helfen konnte. Johanna und Peeta sind im Kapitol."

Ein kalter Schauer fährt meinen Rücken herunter, während mein Herz beinahe stehen bleibt und mein Atem sich beschleunigt.

Das Blut beginnt durch meinen Körper zu schießen, bis ich in Sekunden wieder bei klarem Verstand bin.

Wie konnte ich sie bloß so im Stich lassen?

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt